Stacheliger Besucher in der Kita

Nachricht Sarstedt, 15. November 2019

Igelkind "Bumble Bee" muss noch aufgepäppelt werden

Sarstedt. Der kleine Besucher war ein bisschen schüchtern, als er so von Sylvia Soller den Kindern der St. Nicolai-Kita in Sarstedt vorgestellt wurde. Das war aber auch verständlich: die 21 Vorschulkinder waren viel größer und auch deutlich lauter als ihr Gast.

„Bumble Bee“ haben sie ihn umgehend getauft. Dabei hat das Kerlchen  keine Flügel, sondern vier Beine, eine hochempfindliche Nase und fast am ganzen Körper Stacheln, wie es sich für einen Igel gehört. Rund 8000 sind es bei einem erwachsenen Igel, bei jungen Tieren deutlich weniger.

Sylvia Soller, Küsterin der St. Nicolai-Gemeinde und Kita-Mutter, ist seit Jahren als Igel-Mama aktiv: „Jedes Jahr päppele ich sechs bis acht bei mir zu Hause auf.“

Ende Oktober sollten die kleine Stachelkugeln rund 600 Gramm mindestens auf die Waage bringen, um über den Winter zu kommen. Doch Nahrungsmangel macht es ihnen immer häufiger schwer, das nötige Gewicht zu erreichen. „In Steingärten finden Igel nichts. Und in super aufgeräumten Gärten ohne Laub und Unterholz auch nicht. Weder Insekten, die sie fressen können, noch einen sicheren Unterschlupf für den Winter", erklärt die Igelschützerin. Deshalb bringen immer wieder Menschen Jungtiere zu Soller und anderen Igel-Kümmerern, die in einem losen Netzwerk verbunden sind. „Gerademal 200 Gramm haben manche Tiere, wenn sie eigentlich mindestens das Drei- bis Vierfache haben müssten“, erzählt die Küsterin.

Soller findet es daher wichtig, schon den Nachwuchs zu sensibilisieren. Vor dem leibhaftigen Besuch des kleinen Säugetiers hatte sie in der Kita deshalb über die Tiere berichtet und erklärt, was zu tun ist, wenn man einen Igel findet, der es nicht ohne Hilfe schaffen würde.

Katzenfutter ohne Gelee oder Sauce, Wasser, sowie Trockeninsekten würden helfen. Aber auch ein ruhiges, frostfreies Plätzchen in einem räubersicheren Käfig im Gartenschuppen für den rund fünfmonatigen Winterschlaf. Da die Versorgung der Vierbeiner Geld kostet, wünscht sich Soller, dass die vielen ehrenamtlichen Igel-Mamas nicht nur hin und wieder ein Dankeschön, sondern auch finanzielle Unterstützung für die Verpflegung der vom Aussterben bedrohten Tiere erhielten. Wenn man in Sarstedt und Umgebung den Ehrenamtlichen helfen möchte, dann kann man sich zum Beispiel mit Dieter Goy vom NABU in Sarstedt in Verbindung setzen, der Spenden weiterleiten und Spendenquittungen ausstellen würde.

Igel sind eine sehr alte Tierart, manche schätzen, es gibt sie seit rund 20 Millionen Jahren auf der Erde. Sie haben ihren Platz im Kreislauf der Natur. Sie sind Insektenfresser, kümmern sich auch gelegentlich um Aas und räumen damit im Garten unauffällig auf.  Christina Steffani-Böringer