Pastorin Heike Pollenske wird verabschiedet – nach 28 Jahren als Pastorin im Ehrenamt

Nachricht Hildesheim, 11. April 2024

Nach dem Examen 1995 hatte die Kirche keine freie Stelle für sie – Heike Pollenske hat trotzdem in der Zwölf-Apostel-Gemeinde Aufgaben einer Pastorin erfüllt

Pastorin Heike Pollenske wird nach 28 Jahren aus dem Amt verabschiedet – das Besondere: Sie hat dieses Amt all die Zeit ehrenamtlich ausgeübt. Als Pastorin im Ehrenamt hat sie Gottesdienste gefeiert, Gruppen geleitet, Konfirmanden unterrichtet und Kinder getauft. Von Beruf jedoch ist sie Lehrerin.

Der Wunsch, in der Kirche tätig zu sein, entstand bei Heike Pollenske schon während der Kindheit in Hannover, als sie durch einen Schulfreund einen Kinderkreis kennenlernte, wo es ihr gut gefiel. Später kam die Liebe zur Musik dazu, sie sang im Kinderchor und in der Kantorei, war dadurch jeden Sonntag im Gottesdienst: „Ich mochte die Musik, die Feierlichkeit und die Seelsorge“, erinnert sie sich.

Also studierte sie Theologie in Bethel, Heidelberg und Münster und absolvierte ihr Vikariat in Hildesheim in der St.-Lamberti-Gemeinde. Doch als sie 1995 mit der Ausbildung fertig war, gab es für die meisten Absolventen keine freie Stelle. Ihr blieb nur, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen und zu hoffen, während ihrer drei Jahre als Kandidatin des Predigtamtes doch noch eine Stelle zu ergattern. Da die Lambertigemeinde personell schon sehr gut ausgestattet war, übte sie die Tätigkeit der Kandidatin in der Zwölf-Apostel-Gemeinde aus. Doch eine Pfarrstelle gab es für sie nicht.

„Das Arbeitsamt war auf arbeitslose Theologen auch nicht eingestellt“, erzählt Heike Pollenske. Sie nahm ein Jahr lang an einer Maßnahme für Pädagogen teil, machte in diesem Rahmen auch ein Praktikum in einem Frauen- und Kinderschutzhaus. Diese Erfahrung brachte ihr eine hauptamtliche Tätigkeit als Frauenbeauftragte in der Gemeinde Harsum ein. Es war zwar nur eine halbe Stelle, aber da Heike Pollenske mit ihrem Mann Michael Pott-Pollenske inzwischen einen Sohn und eine Tochter bekommen hatte, passte das ganz gut.

Als jedoch die Stelle der hauptamtlichen Frauenbeauftragten in Harsum gestrichen wurde, legte Heike Pollenske als Mutter von zwei kleinen Kindern einen Neustart hin und begann in Hildesheim ein Studium für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen. Sie hatte ihre erste Stelle an der Grundschule Rosenthal Schwicheldt im Landkreis Peine und unterrichtet heute an der Grundschule Lammetal in Bad Salzdetfurth.

Ihren Beruf habe sie immer in Teilzeit ausgeübt, erklärt Pollenske, so blieb Zeit für die Familie. Und auch der Zwölf-Apostel-Gemeinde blieb sie im Ehrenamt während all der Zeit treu – nach der Fusion mit St. Cosmas und Damian vor zwei Jahren auch der neu entstandenen Gemeinde Am Pilgerweg. Pastoren und Pastorinnen hat sie kommen und gehen sehen – und sich bei den Amtseinführungen auch mal gefragt: „Warum nicht ich?“ Doch trotz mancher Enttäuschung: „Ich habe immer zwischen den kirchlichen Strukturen und den Gemeinschaftserlebnissen der lebendigen Kirche unterschieden“, sagt Heike Pollenske. „Die Freude hat überwogen.“

Der zeitliche Aufwand in ihrem Ehrenamt schwankte, nahm zu, wenn sie beispielsweise während der Vakanzen mehr gebraucht wurde: „Wenn die Menschen einem ans Herz gewachsen sind, sagt man eher mal Ja.“ Viel bedeutet in ihrem Dienst haben Heike Pollenske die Begegnungen mit den Menschen, ihr eigenes Verständnis vom Glauben weitergeben zu können, und Vertrauen und Wertschätzung zu erfahren.

Doch jetzt, mit 60 Jahren, möchte sie eine Pause einlegen, sich neu orientieren – vielleicht hin zu noch mehr Musik. Zumal sie die Gemeinde mit Pastorin Anneke Kalbreyer und dem neu gewählten Kirchenvorstand gut aufgestellt weiß. Sie wird am Sonntag, 14. April, in einem Gottesdienst um 15 Uhr in der Zwölf-Apostel-Kirche vom stellvertretenden Superintendenten Lutz Krügener entpflichtet. Anschließend ist Zeit für Grußworte und einen Umtrunk. Wiebke Barth