Kirchenräume poppen auf in der Stadt

Nachricht Hildesheim/Sarstedt, 29. August 2018

Projekt „Pop Up-Kirche“ macht leere Lokale zu Kirchen auf Zeit

Pop Up-Kirche
Nele Gittermann. Foto: Barth

Hildesheim/Sarstedt. Nicht warten, dass die Menschen in die Kirche kommen – sondern den Menschen selbst entgegenkommen. Dieses Prinzip will der Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt mit dem Projekt „Pop Up-Kirche“ verwirklichen. Mitten in der Stadt, an wechselnden Orten wie zum Beispiel leer stehenden Ladenlokalen in Hildesheim und Sarstedt, soll jeweils für vier Wochen so etwas wie ein Kirchenraum entstehen. Aber eben nicht in einem großen, steinernen, altehrwürdigen Bau. Sondern gut sichtbar hinter Schaufensterscheiben, an vielbegangenen Straßen. Wo die Hemmschwelle niedrig ist, Passanten einfach mal reinschauen können.

Die erste „Pop Up-Kirche“ im Advent soll unter dem Titel „Frieden“ stehen. Nele Gittermann ist noch auf der Suche nach einem geeigneten Ort. Sie studiert Kulturvermittlung mit Schwerpunkt Theater, wird das Projekt ab Mitte September mit einer halben Stelle organisieren und will es außerdem zum Thema ihrer Masterarbeit machen. Ihr zur Seite steht eine Steuerungsgruppe, in der neben Superintendent Mirko Peisert auch die Pastoren Dirk Woltmann (Michaelis), Robert Smietana (Fundraiser) und Raphael Below (Zwölf-Apostel Sarstedt-Land) sowie Dirk Brall, Intendant des Literaturhauses St. Jakobi, vertreten sind.

Für Nele Gittermann gibt es zwischen Kultur und Kirche viele Parallelen und Schnittstellen, mit denen sie sich während ihres Studiums auch bereits befasst hat – unter anderem bei der Mitarbeit beim stadtweiten Lichtkunst-Festival EVI-Lichtungen. Es gehe jeweils darum, Menschen für etwas zu begeistern, das keinem offensichtlichen wirtschaftlichen Interesse dient, sondern einen immateriellen Wert hat, meint die 24-jährige Master-Studentin. Projekte an der Schnittstelle von Kultur und Kirche funktionieren ihrer Erfahrung nach gut, beide Bereiche könnten voneinander profitieren.

In der „Pop Up-Kirche“ sollen kirchliche, christliche Inhalte vermittelt werden, jedoch auf eine sehr offene und weit gefasste Art. Das Format möchte auch die Menschen erreichen, die bisher keine Beziehung zur Kirche hatten oder sich irgendwann abgewandt haben. Jede „Pop Up-Kirche“ erhält ein übergeordnetes Thema – wie eben „Frieden“ im Advent. Es wird jeweils ein Programm geben, beispielsweise mit Workshops und Andachten, Diskursreihen und Kulturveranstaltungen.

Daneben sollen die Räume aber zu festen Öffnungszeiten auch zum unverbindlichen Besuch und Gespräch einladen. Sechs bis sieben Mal soll während der zweijährigen Projektzeit für jeweils vier Wochen eine solche Kirche auf Zeit irgendwo in der Stadt aufpoppen: „Es ist ein großes Experiment“, sagt Nele Gittermann.  Wiebke Barth