Konfirmation vor 350 Jahren und heute: 450 Jugendliche im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt lassen sich in diesen Wochen segnen
Hildesheim. Vor 350 Jahren kannte man die Konfirmation nur in einem kleinen Teil Hessens. Doch dann sorgte der Pietist Philipp Jakob Spener dafür, dass sich die Sitte immer mehr ausbreitete: ein starker, alljährlicher Ritus, um das Taufversprechen zu bekräftigen und junge Menschen im Glauben zu bestärken. Das ist bis heute so geblieben. In diesen Wochen lassen sich in den Gemeinden des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt 450 Jugendliche konfirmieren und dabei segnen.
Im 17. Jahrhundert ging es freilich noch anders zu. Damals wurde vor allem Luthers Katechismus gepaukt. Heute stehen die Gemeinschaft und die großen Fragen des Lebens im Vordergrund. Allerdings: Auswendig lernen gehört noch immer dazu – überall mindestens das Glaubensbekenntnis, das Vater unser, die zehn Gebote und der 23. Psalm. Mancherorts, wie im Gemeindeverbund Sarstedt, auch noch etwas mehr, „weil ich festgestellt habe, dass es die Menschen durch ihr ganzes Leben begleitet und stützt“, sagt Christiane Schiwek, die dort Pastorin ist und zugleich Beauftragte des Kirchenkreises für die Arbeit mit KonfirmandInnen.
Im Mittelpunkt des Unterrichts stehe natürlich etwas anderes, so Christiane Schiwek: „Ich versuche, die Jugendlichen selbstständig zu machen: Positionen und Antworten zu finden. Und ich möchte, dass sie merken: Gemeinde ist mehr als Konfirmationsunterricht und Gottesdienste.“
In Sarstedt ist die Konfirmationswelt noch in Ordnung. Auf die Frage, warum er teilgenommen habe, sagt Finn Fietz aus Ahrbergen, 13, der jetzt konfirmiert wird: „Das war klar. Weil die anderen aus der Familie das auch gemacht haben.“ Die meisten in seinem Alter sehen das ähnlich. Fast alle Kinder und Jugendlichen aus evangelischen Familien in Sarstedt und Umgebung melden sich an.
Anders die Situation in der Großstadt. Dort wird die Tradition längst nicht mehr als Selbstverständlichkeit empfunden. In den Hildesheimer Innenstadt-Gemeinden etwa meldet sich nur knapp die Hälfte der Jugendlichen, die in Frage kommen, zum Unterricht an. Detlef Albrecht, Pastor an St. Andreas, sieht das aber nicht nur negativ: „Die Familien haben sich sehr bewusst dafür entschieden.“
Und sie haben eine gute Entscheidung getroffen, findet Detlef Albrecht. „Der Konfirmationsunterricht öffnet eine Dimension des Lebens, die in der Gesellschaft einfach geringer wird“, so der Pastor. „Natürlich hängt auch das Kennenlernen der Wurzeln des christlichen Abendlandes damit zusammen“, sagt er weiter. „Und es geht auch um Zusammenhalt, um gegenseitige Rücksichtnahme. Ich glaube wirklich, dass es wertvoll ist, diesen Unterricht mitzumachen.“