Gemeinsam am Bild der Kirchengemeinde weiter gemalt

Nachricht Harsum, 31. Juli 2016
Bartels_Noß-Kolbe Foto Aue

Pastor Ralph-Ruprecht verlässt Harsumer Andreas-Gemeinde

Harsum. Pastor Ralph-Ruprecht Bartels kam anfangs bei seiner eigenen Verabschiedung kaum zu Wort: Etwas verdutzt wirkte der Pastor, als eine Karawane kleiner Sänger nach vorne zum Altar in der Harsumer St.-Andreaskirche marschierte. Und war dann hocherfreut über die Lieder, die die Kleinen des Kindergartens Regenbogen mit Gitarrenbegleitung sangen. Kita-Leiterin Evelyn Marx-Lange war die erste, die Bartels ein Abschiedsgeschenk überreichte. Es sollten viele weitere folgen.

„Schön, dass Sie alle gekommen sind - dies ist mein letzter Gottesdienst“, begrüßte Bartels seine Gemeinde. Über 200 Besucher waren in die Kirche gekommen, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Musikalisch begleitet wurde die Feier vom Chor auf der Empore unter der Leitung von Bruno Euen. Dazu gab es auch Instrumentalklänge mit Violine (Jonas Hartke) und Akkordeon (Euen) zu hören. 

Gruppe Foto Aue

„Eine Kirchengemeinde ist wie ein Raum mit Geschichte - den Bildern anderer.“, sagte Pastor Bartels in seiner Predigt. Und er erwähnte die Leistungen seiner Vorgänger in Harsum: Vom Kirchenbau bis hin zum Gemeindehaus und der Kindergartengründung. „In einer Gemeinde ist schon immer etwas da“, erinnerte er sich an seinen Amtsantritt als Harsumer Pastor im Jahr 2001.

Zuvor war er sechs Jahre im Landesjugendpfarramt gewesen und hatte sich dort unter anderem um Fortbildungen gekümmert. Davor war er bereits elf Jahre Gemeindepastor gewesen. In Harsum habe er eine sehr gut organisierte Jugendarbeit vorgefunden, sagte Pastor Bartels. Er gründete den Mitarbeiterkreis und stieß vielfältige Projekte in seiner Gemeinde an. Der Pastor betonte, dass diese Arbeit immer nur gemeinsam funktionieren könne.

„Das waren ziemlich gute Jahre“, resümierte auch Pastor Peter Noß-Kolbe. Der stellvertretende Superintendent verabschiedete Pastor Bartels im Namen des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt und dankte ihm für sein großes Engagement in der Gemeinde und im Kirchenkreis. „Ich bin ganz zufrieden mit dem Bild, das wir in den fünfzehn Jahren zusammen gemalt haben“, sagte Bartels seiner Gemeinde am Ende des Gottesdienstes. Dieser Meinung waren auch viele Gemeindemitglieder sowie Repräsentanten aus Kirche und Verwaltung, die sich am Ende der Feier von ihm mit Reden und Präsenten verabschiedeten. 

Spalier-Konfirmanden Foto Aue

Dass Ralph-Ruprecht Bartels nachhaltige Jugendarbeit geleistet hat, zeigte sich am Ende des Gottesdienstes beim gemeinsamen Auszug aus der Kirche: Vor dem Hauptportal wurde er von über 40 ehemaligen und aktuellen Konfirmanden in einem Spalier mit Blumen verabschiedet. Viele Jahrgänge waren vertreten, der älteste Konfirmand war von 2002.

Mit lautem Knattern ihrer Maschinen verabschiedeten sich die Motorradfreunde Harsum. Pastor Ralph-Ruprecht Bartels hatte einige Motorradgottesdienste mit ihnen organisiert. „Er hat es immer geschafft, die Leute da abzuholen, wo sie gerade sind“, sagte Susanne Bräuer, Kirchenvorstandsvorsitzende der Gemeinde. Pastor Bartels hatte zudem ein ganz besonderes Konfirmanden-Unterrichtsmodell geschaffen: An vier Wochenenden im Jahr wird intensiv zusammen die Zeit gestaltet, sei es mit Kletterseil über den Kirchweiher oder mit kniffligen Bastel-Aufgaben, wie zum Beispiel ein rohes Ei unversehrt vom Kirchturm auf dem Boden landen zu lassen. 

KiGa-Chor Foto Aue

Dass Bartels auf Augenhöhe mit den Jugendlichen spreche, hat auch Felix Rolf erfahren, Konfirmand von 2008. „Die Gruppe ist eine Gemeinschaft geworden, die auch einen großen Zusammenhalt untereinander hat“, sagte er. Zum guten Draht zur jungen Generation trägt auch bei, dass Ralph-Ruprecht Bartels den neuen Medien gegenüber aufgeschlossen ist: Der Pastor scheute sich nicht, in einer WhatsApp-Gruppe mit den Konfirmanden Nachrichten auszutauschen oder Gottesdienste auf Video aufzuzeichnen, und auf der Homepage der Kirchengemeinde zu veröffentlichen. „Das entsprang dem Wunsch, auch diejenigen daran teilhaben zu lassen, die es nicht mehr in die Kirche schaffen“, berichtete Susanne Bräuer.

Dieser Vernetzungsgedanke wird Teil seiner neuen Aufgaben: Im Haus Kirchlicher Dienste in Hannover wird der 58-Jährige am neuen Projekt „Das vernetzte Dorf“ mitarbeiten. Ziel soll sein, gerade ältere Menschen in ländlichen Gebieten mithilfe neuer Kommunikationstechnologien besser in die Gemeinschaft zu integrieren. Und was wird der Pastor am meisten aus seiner Harsumer Zeit vermissen? „Die Menschen hier“, antwortete Ralph-Ruprecht Bartels.

Bilder:

Viele aus der Gemeinde waren gekommen, um ihren Pastor zu verabschieden (von links): Carola Rehbein, Petra Hartke, Jonas Niefind und Michael Dihl, Ralph-Ruprecht Bartels, Susanne Bräuer, Peter Noß-Kolbe, Gabriele Hornburg, Martina Försterling, Monika Schulz, Werner Bodenburg, Evelyn Marx-Lange, sowie Doris Anders und Marga Schillak von der Kapellengemeinde Bavenstedt. Fotos: Aue

Über 40 Konfirmanden der letzten 15 Jahre überreichten Ralph-Ruprecht Bartels je eine Blume zum Abschied.

Der Kindergarten Regenbogen leitete den Harsumer Gottesdienst mit einigen Liedern ein.

Pastor Ralph-Ruprecht Bartels wurde von Pastor Peter Noß-Kolbe verabschiedet.