michaelis_weltenrichter
andreas-spitze
orgelpfeifen1
nicolai_wanddeko
gross_escherde_kuppel

Friedensglocke soll weitere Jahrhunderte mit ihren Schwestern erklingen

Nachricht Sarstedt, 02. Dezember 2016
Glockeneinbau_StNicolai_Innenansicht_stb
 Steffani-Böringer

Glocke der St.-Nicolai-Kirche mit neuer Bronze verstärkt zurück im Turm

Sarstedt. Auf Bildern aus früheren Zeiten scharen sich zu solch einem Anlass würdige Herren in steifen Kragen und schwarzen Anzügen, dazu Grüppchen weißgewandeter kleiner Mädchen. Der sogenannten Friedensglocke der St.-Nicolai-Kirche hätte man damals zur Feier des Tages vermutlich einen Blütenkranz umgelegt.

Ganz so feierlich-steif ging es nicht zu, als am 30. November die Friedensglocke wieder in den Turm der Sarstedter Nicolai-Kirche gehievt wurde. Während der Andacht zu Ehren der Glocke überwogen bei den Umstehenden dicke Winterjacken und bequeme Schuhe. Trotzdem war es ein besonderer Moment, dessen waren sich alle Anwesenden bewusst. Es wurde gesungen und Pastor Matthias Fricke-Zieseniß erinnerte in einer kleinen Freiluft-Andacht an die schweren Zeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Sarstedt nur noch 500 Einwohner hatte. Diese jedoch nahmen aus Freude über das Ende des Krieges den finanziellen Kraftakt auf sich und spendeten, um diese Glocke in Auftrag zu geben.

Der hannoversche Meister Ludolf Siegfried goss das 1,33 Meter hohe, 1,65 Tonnen schwere Bronzestück, das mit dem eingegossenen Psalm 150 sowohl auf die musikalische als auch auf die religiöse Komponente Bezug nimmt: „Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner mächtigen Feste! Lobt ihn für seine großen Taten, lobt ihn in seiner gewaltigen Größe! Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, lobt ihn mit Harfe und Zither! Lobt ihn mit Pauken und Tanz, lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel! Lobt ihn mit hellen Zimbeln, lobt ihn mit klingenden Zimbeln! Alles, was atmet, lobe den Herrn! Halleluja!“. 

Glockeneinbau_StNicolai_Segen_stb
 Steffani-Böringer

Außerdem werden auf der Glocke auch die Altaristen benannt, die sich um die mit der Altarstiftung einhergehenden Aufgaben wie beispielsweise Messfeiern für die Stifter kümmerten. Auch der Bürgermeister und der Pastor werden genannt. Die Friedensglocke war die zweite im Glockenturm. In einer Gaube im Turmhelm hängt noch eine Glocke, die 1627 gegossen wurde. Später erhielt die St. Nicolai-Kirche weitere Glocken in den Jahren 1937, 1956 und 1966.

Für drei Monate hatte die Friedensglocke nicht im Turm gehangen. Sie wurde grundlegend fit gemacht für weitere klingende Jahrhunderte. Im Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen war sie „aufgeschweißt“ worden: Die Stellen, an denen sie durch Abnutzung beim Läuten im Inneren dünnwandig geworden war, wurden wieder mit Bronze verstärkt. Dazu hat sie einen neuen, gut bemessenen Klöppel mit Kugelballen bekommen, der ihr einen weicheren Klang verschaffen soll. Rund 52 Kilogramm ist er alleine schwer.

Zu Heilig Abend soll die Friedensglocke wieder zusammen mit ihren drei Schwestern in voller Pracht läuten. Die Bauarbeiten und Sanierungsarbeiten an Mauern, Dächern und Turm der Kirche hingegen werden noch vermutlich bis Ende 2017 andauern. So lange bleibt das Gotteshaus eingerüstet. Christina Steffani-Böringer

Bilder:
Dort wo die Friedensglocke aufgeschweißt wurde, kann man das frische Metall heller glänzend erkennen.
Pastor Matthias Fricke-Zieseniß segnete die reparierte Glocke, dazu wurde "Lobe den Herrn" gesungen.