Kirchenvertreter im Küchengespräch der Evangelischen Familienbildungsstätte
Hildesheim. Der Abend beginnt mit einem Klischee: Männer und Küche, passt das zusammen? Denn heute Abend sitzen vier Männer genau dort, in der Küche der Evangelischen Familienbildungsstätte in Hildesheim. Thema eigentlich: „Wo sind die Männer bei den Ehrenämtern in den Kirchengemeinden?“ Doch darüber wird am Ende des Abends wenig gesprochen worden sein. Stattdessen zückt Moderator Horst-Dieter Büshel, Referent für Männerarbeit im Haus kirchlicher Dienste Hannover, eine Umfrage, durchgeführt von RTL: Was haben Männer typischerweise im Kühlschrank? Das Ergebnis: Das gleiche wie Frauen. Butter, Brot, Aufschnitt. An achter Stelle taucht Bier auf, an zehnter Stelle, völlig unverständlich, Sekundenkleber.
Zu Beginn sollen die Gäste „persönliche Einblicke in Männerwelten“ geben, wie Büshel das formuliert. Helmut Aßmann, Oberkirchenrat der Landeskirche Hannover, berichtet aus seiner Zeit als Rekrut bei der Bundeswehr, Ende der 1970er Jahre. Er erinnert sich an eine nächtliche Schießübung. „Männer mögen, wenn es knallt“, sagt Aßmann, „ich war – zu meiner eigenen Überraschung – fasziniert, das war von unheimlicher Kraft.“ Auch die „Psychodynamik zwischen neun testosteronschwangeren Jungs“ in einem Zimmer habe ihn beeindruckt. Eine überaus intensive Form von Gemeinschaft; eine Frau hätte da alles durcheinandergebracht.
Peter Meißner, langjähriger Bildungsreferent bei mannigfaltig e. V., einer Beratungsstelle für Jungen und Männer in Hannover, arbeitet mit seinen Klienten daran, eine Haltung zu Männlichkeit zu entwickeln. „Das Bild, wie Männer sein sollen, bedroht die Männer“, diagnostiziert Meißner. Er leite Jungen und Väter an, gemeinsam Zeit miteinander zu gestalten, auch über Gefühle zu sprechen. Das gehe am besten, wenn sie aktiv werden, zum Beispiel beim Baumhausbau.