Über Gastlichkeit im Gottesdienst diskutierten die Diakoninnen und Diakone des Sprengels Hildesheim-Göttingen auf ihrem Konvent in Bockenem
Bockenem. In diesen Wochen geht es in den evangelischen Kirchen vornehmlich um den Beginn des Reformationsjubiläums. Dass dabei ein Nachdenken über eine gute Form der Kirche und einen ansprechenden Gottesdienst nicht nur auf die eigene Konfession beschränkt bleiben muss und dass es dabei Fragen wie die der Gastlichkeit und des gemeinsamen Essens zu bedenken gilt, bewiesen die Diakoninnen und Diakone des Kirchensprengels Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Zu ihrem jährlich stattfindenden Konvent war der katholische Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Guido Fuchs von der Universität Würzburg eingeladen. Fuchs leitet neben seinen Aufgaben in Bayern das Institut für Liturgie- und Alltagskultur, das seinen Sitz in Hildesheim hat.
Dass das, was auf den ersten Blick wenig zusammengehört, nämlich Essen und Glauben, ganz tief miteinander zu tun hat, machte der Fachmann für die Feier des Gottesdienstes gleich schon zu Beginn den rund 50 Teilnehmenden klar. „In höchst sinnenfälligen Formen wird am Beispiel des miteinander Mahlhaltens die Erinnerung an Christus lebendig gehalten. Das zeigt, dass das miteinander Essen zum Wesens des Christseins gehört“, so der Leiter des Hildesheimer Instituts. Dort in der Domstadt, in der die evangelische und die katholische Kirche ein gutes Miteinander pflegen, ist an Guido Fuchs Institut auch die „Forschungsstelle für Kulinaristik und Religion“ angesiedelt.
Die Bibel gebe vielfältige Aufforderung zur Gastfreundschaft, so der Theologe. Angefangen mit den Geschichten des Alten Testaments, in denen die Aufforderung, Fremde als Gäste freundlich aufzunehmen schon in den ganz ursprünglichen Erzählungen von Abraham und Sara benannt werde, bis zu den Texten des Neuen Testaments. In ihnen erfahre die Bedeutung der Gastfreundschaft mit dem Wirken Jesu noch einmal eine Vertiefung. So verpflichte der Hebräerbrief die Christinnen und Christen zu besonderer Herzlichkeit gegenüber Fremden, setze er doch Gäste mit Engeln gleich.
Im Gast, so führte Prof. Fuchs aus, der sich wissenschaftlich mit den Formen und Ausgestaltungen christlicher Feiern befasst, begegne in der Vorstellung der biblischen Autorinnen und Autoren Gott den Menschen. Eben dieser Gedanke habe beispielweise auch die Mönchsväter dazu veranlasst, in ihren Ordensregeln der Gastfreundschaft viel Platz einzuräumen. Wer zu Besuch ins Kloster kam, wurde, auch wenn er unerwartet war, immer am vornehmsten Tisch platziert und bekam das beste Essen vorgesetzt. Noch heute gebe es in Österreich und Bayern den Brauch, an der weihnachtlichen Festtafel einen Platz freizuhalten, reserviert für einen vielleicht dazukommenden, unbekannten Gast.