Geschichten für das Kino im Kopf

Nachricht Hildesheim, 30. Mai 2017
Hoerspielkirche_Martin_Luther
„Wir möchten unbedingt ermutigen, es sich in der Kirche gemütlich zu machen“, sagen Jochen Grön und Katrin Bode von der Martin-Luther-Gemeinde. Wie das aussehen könnte, haben Initiatoren und Sponsoren schon einmal ausprobiert.  

Zwei Monate lang wird die Martin-Luther-Kirche in der Nordstadt zum Hörspiel-Zentrum

Hildesheim. Die schönsten Filme spielen sich im eigenen Kopf ab. Man muss der Fantasie nur ordentlich Futter geben. Das soll jetzt zwei Monate lang in der ersten Hildesheimer Hörspielkirche passieren. An drei Tagen pro Woche sind in der Martin-Luther-Kirche in der Nordstadt Hörspiele zu erleben. Von Kindern und Erwachsenen, von Amateuren und Profis. „Kino für die Ohren“, sagt Andreas Kreichelt, Chef von Radio Tonkuhle und Mitinitiator des Projektes. Am Dienstag, 6. Juni, geht es um 20 Uhr los.

An den Beginn hat die künstlerische Leiterin Nora Graupner eine Reihe von Kurzhörspielen gesetzt, die erst neulich in Workshops für die Hörspielkirche entstanden sind. Drei Produktionen von Erwachsenen widmen sich unterschiedlichen Themen: einem Trinker und seiner Flasche, dem Kontakt mit einem Engel und einem „Mord auf Zimmer 155“. Dieses Konzept wird beibehalten: Bis Ende Juli beginnt an jedem Dienstag um 20 Uhr ein Hörspielabend für Erwachsene. 

Immer donnerstags um 16 Uhr kommen die Kinder auf ihre Kosten. Auch hier dürfen Lokalmatadore den Auftakt bestreiten. Vier Gruppen von Kindern und Jugendlichen und eine zweite Klasse der Hohnsen-Grundschule haben selbst erdachte Geschichten vertont. Wie den letzten Coup des Einbrechers Shadow, bei dem es immer regnet, wenn er sich auf Tour begibt. „Die Kinder haben sehr viele Geräusche selber hergestellt“, berichtet Andreas Kreichelt. Für andere Effekte wurden sie in Soundbibliotheken im Internet fündig.

Radio Tonkuhle stellte seine Studios für die Produktion zur Verfügung, die Soundkünstlerin Stephanie Krah begleitete kleine wie große Hörspiel-Neulinge inhaltlich und technisch. Ein Jugendlicher brachte ein komplettes Skript mit und suchte sich eine Gruppe Erwachsener, die ihm bei der Umsetzung half.
Nora Graupner, die ein Besuch in einer Hörspielkirche im kleinen Ort Federow in Mecklenburg-Vorpommern inspiriert hatte, nutzte Kontakte zu Hörspiel-Communities im Internet, zur Hildesheimer Uni und zum NDR, um das Programm auf eine breitere Basis zu stellen. So kann das Ohrenkino auch sonntags um 17 Uhr in Martin Luther laufen. Von einem Flüchtlingsschicksal erzählt „Das Schiff Esperanza“, „Von einem der auszog ins Private“ ist eine Fake-Doku über eine Band. „Bruchstücke“ behandelt ein Leben mit Demenz, Meeres-Märchen sind„Captn’s Capriolen“.

Spenden, unter anderem von der Heinrich-Dammann-Stiftung und der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine, haben die Reihe mit zwei Dutzend Beiträgen ermöglicht. Pastor Jochen Grön als Gastgeber ist gespannt: „Ich freue mich auf dieses Experiment, die Kirche in einem neuen Zusammenhang zu erleben.“

Das komplette Programm findet sich auf der Homepage www.tonkuhle.de
Ralf Neite