Naturschutzbund und Ornithologen zeichnen Andreas- und Michaeliskirche aus
Die Türme der Michaeliskirche und der Andreaskirche sind ausgezeichnet: Nicht nur als Weltkulturerbe oder Aussichtsturm, sondern auch als Lebensraum. Der Ornithologische Verein Hildesheim und der Kreisverband Hildesheim des Naturschutzbundes haben den beiden Kirchengemeinden mit Urkunde und Plakette nun bescheinigt, dass sie mit ihrer Kirchturmpolitik zum Naturschutz beitragen.
In den Türmen der Michaeliskirche seien schon seit mehr als 20 Jahren Turmfalken zu Hause, sagt Pastor Dirk Woltmann. Die Türme bieten ideale Nischen, in denen die Falken ihre Eier einfach auf dem nackten Boden ablegen. Der nahe Liebesgrund bietet sich als Jagdrevier an. Größere Vögel, die der eigenen Brut gefährlich werden oder ihnen die Beute streitig machen könnten, halten die Falken rigoros von der Michaeliskirche fern, hat Pastor Woltmann beobachtet.
Auch während der mehrjährigen Sanierungsphase, als die Kirche manchmal bis zu den Kirchturmspitzen hinter Gerüst verschwand, blieben die Turmfalken ihren Nistplätzen treu. Denn die Flugschneise der Falken ist immer offen geblieben. „Wir haben die Bauarbeiter darauf aufmerksam gemacht, dass uns das wichtig ist. Und sie waren alle sehr rücksichtsvoll“, sagt der Pastor. Zwar wechselten die Falken mal von einem Turm zum anderen, doch jetzt sind sie wieder im nordwestlichen Treppenturm eingezogen, der ist ihnen am liebsten.
Im Andreaskirchturm haben sich sogar die seltenen Wanderfalken niedergelassen. In einem Nistkasten, den die Kirchengemeinde gemeinsam mit dem Ornithologischen Verein im Turm untergebracht hat, wurden erstmals im Jahr 2009 Junge aufgezogen. Seitdem kommt das Falkenpaar jedes Jahr wieder und sorgt für Nachwuchs. Die Eier werden Ende März abgelegt, im Mai schlüpfen die Jungvögel. Drei solcher „Wollknäuel“ waren es in diesem Jahr, sagt Küster Uwe Merten. Nachdem 2009 die ungeübten jungen Flieger in der Innenstadt abgestürzt waren, hat er vor dem Nistkasten außen am Turm ein Brett angebracht. Hier können die jungen Vögel sitzen und ihre Flügel ausbreiten.
Von dort aus trainieren sie zwei bis drei Wochen, ehe sie selbst auf die Jagd gehen. Können sich die Jungvögel selbst versorgen, suchen sie sich ein eigenes Revier. Wanderfalken jagen in einem Umkreis von zehn bis 15 Kilometern und müssen sich daher in ausreichendem Abstand voneinander ansiedeln. „Im Landkreis Hildesheim haben wir zur Zeit vier Paare“, sagt Dieter Goy, der im Namen von Ornithologischem Verein und Naturschutzbund die Urkunden und Plaketten überreichte.