Illuminierte Heldensuche

Nachricht Hildesheim, 18. November 2012
interview meister
Lars Schmidt (links) und David Bittner vom Jugendmitarbeiterkreis der Christuskirche fragten Ralf Meister nach seinen Lieblingshelden. Foto: Neite 

Stürmischer Applaus für Landesbischof Ralf Meister beim Jugendgottesdienst in der Christuskirche

Hildesheim. Die Glocken läuten für keinen gewöhnlichen Gottesdienst, das ist schon von außen nicht zu übersehen. Die Christuskirche ist an diesem Samstagabend glühend rot angestrahlt. Bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber definitiv ein Hingucker. Am Portal drängen sich noch größere Menschentrauben als sonst bei den gut besuchten Jugendgottesdiensten am Moritzberg, denn heute ist hoher Besuch angesagt: Landesbischof Ralf Meister wird die Predigt halten.

Auch der Innenraum ist knallbunt illuminiert, Jesus am Kreuz inklusive. Chillige Ambient-Musik erfüllt den Raum, unter den mehr als 200 Jugendlichen herrscht eine aufgekratzte Stimmung. Ein Beamer lässt einen Countdown runterlaufen, die letzten zwölf Sekunden werden laut mitgezählt. Und schon setzt die „Noize“-Band mit einem programmatischen Titel ein: „Es werden wieder Helden gesucht.“

Das Helden-Thema durchzieht den Gottesdienst als roter Faden. Auch der Landesbischof greift es in seiner kuzen Predigt auf. Er erzählt von einem Konzert behinderter Menschen in der Londoner Kirche St. Martin In The Fields, das ihn tief berührt habe – vor allem das Flötensolo eines Musikers, das aus einem einzigen Ton bestand. „Ich kann mir vorstellen, dass das ganze Glück des Lebens für diesen jungen Mann in diesem einzigen Ton lag, den er spielte.“

„Jeder von uns kann etwas, mit dem er für jemand anders zum Helden werden kann“, schließt Ralf Meister daraus. „Seid mutig mit dem, was ihr könnt, und werdet Helden für andere“, appelliert er an die GottesdienstbesucherInnen, „und wenn es nur ein Flötenton ist.“

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Um beim Dalli-Klick-Quiz die Nase vorn zu haben, musste man nicht nur die richtige Antwort finden, sondern einen Spurt durch die Kirche einlegen. Foto: Neite 

Nur ein Ton – der Jugendmitarbeiterkreis der Christusgemeinde nutzt für diese zwei Stunden lieber die ganze Tonleiter: Live-Musik zum Mitsingen und Mitklatschen, Theater, Lichteffekte, Videoprojektionen, ein Quiz für die ganze Kirche. Der Erfolg gibt dem Team Recht. Immer wieder gibt es stürmischen Applaus für die Band, für die anderen Mitwirkenden, für den Bischof.

Der darf im Kurzinterview noch drei essentielle Fragen beantworten: Wer sein Leinwandheld Nummer eins ist – „Clint Eastwood“ –, wer sein wichtigster persönlicher Held ist – „meine Mutter“ – und ob er denn auch einmal bei Facebook zu finden sein werde. Diese Antwort ist etwas komplizierter. Immerhin hat Ralf Meister seinen Facebook-Account gekündigt, als er Bischof geworden ist.

Im Moment überlege er, wie er einen neuen Auftritt inhaltlich sinnvoll realisieren könne, berichtete das Oberhaupt der Landeskirche: „Wenn ich bei Facebook bin, dann möchte ich etwas machen, was mir wirklich entspricht. ‚War in der Christuskirche, gefällt mir’ – das würde mir nicht reichen.“ An diesem Abend hätte er jede Menge „Likes“ bekommen, so viel steht nach einem begeisterten Schlussapplaus fest.