Jetzt haben alle den Beat
Brachte den Groove mit: Hans-Joachim Rolf vom Hildesheimer Michaeliskloster
Swingende Sitzung des Kirchenkreistages Hildesheim-Sarstedt – Fundraiser-Stelle wird bis 2016 verlängert
Hildesheim. Kirchenkreistage sind normalerweise eine dröge Angelegenheit. Da geht es um Mittelzuweisungen, Strukturentwicklungspläne, Ausschussberichte und dergleichen mehr. Dass der Kirchenkreistag Hildesheim-Sarstedt ausgerechnet in der wärmsten Sitzung des Jahres mit den geplanten vier Stunden nicht auskam und gar nicht traurig darüber war, lag am Schwung, den Landeskirchenmusikdirektor Hans-Joachim Rolf in den stickigen Saal des Hildesheimer Kirchenamtes brachte: „Jetzt haben Sie alle den Beat!“
„Gemeinde zum Singen bringen“ lautete das Kernthema des Abends; das Problem ist allenthalben bekannt: Die Kirchen sind nicht mehr so voll wie einst, außer in Gospelgottesdiensten halten sich viele beim Singen vornehm zurück. Wenn zudem ein unbekanntes Lied angestimmt wird, hört man fast nur noch die Orgel.
Hans-Joachim Rolf vom Michaeliskloster sagte nicht, dass es viel mehr Spaß macht, wenn alle einstimmen – er zeigte einfach, wie es geht. Rolf gab den Vorsänger, die Delegierten mimten die Gemeinde. Im Ruf- und Antwortspiel kamen völlig neue Stücke in wenigen Minuten prächtig zum Klingen.
Aufstehen, schnippen, den Rhythmus stampfen, mitswingen, das muss schon sein: „Sie werden es ohne diesen Groove nicht hinkriegen“, sagte der Kirchenmusiker, aber die Warnung war überflüssig, alle machten mit. Der knapp einstündige Workshop demonstrierte besser als jeder noch so gute Theorievortrag: Im Gottesdienst geht noch einiges, man braucht nur Fantasie – und einen Singleiter wie Hans-Joachim Rolf.
So gestärkt, wandte sich die Versammlung dem vertrauten Teil der Tagesordnung zu. Eine wichtige Personalentscheidung wurde nahezu einstimmig gefällt: Die Stelle für Fundraising wird bis 2016 verlängert. Nach dem Votum vom Wochenende wird Pastor Robert Smietana nun weiterhin den Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt zur Verfügung stehen. Die Fundraising-Bilanz der letzten Jahre spricht auch eine deutliche Sprache: Allein für das Jubiläumsjahr „Michaelis 2010“ wurden 700.000 Euro Spenden eingeworben, für diakonische Projekte 300.000 Euro. Der Ertrag des freiwilligen Kirchenbeitrags (dem ehemaligen „Kirchgeld“) stieg trotz rückläufiger Mitgliederzahlen um 28 Prozent. Dazu kamen Stiftungsgründungen, Sonderverträge mit Hildesheimer Unternehmen, viele Aktivitäten und nicht zuletzt eine Netzwerkarbeit, „um die uns andere Kirchenkreise mit Fug und Recht beneiden“, wie Superintendent Helmut Aßmann betonte.
Weitere Neuigkeiten im Kirchenkreis: Zum 1. August übernimmt der Kirchenkreis die Trägerschaft der meisten evangelischen Kindertagesstätten; nur bei zwei von 22 Kitas bleiben die Gemeinden Träger. – Die Begleitung von Menschen, die sich in der Kirche ehrenamtlich engagieren, soll durch mehrere Schulungen verbessert werden. – Noch in diesem Sommer wird in Kooperation mit dem Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld das Projekt „Mission in der Region“ starten. Sein Ziel: die Kooperationen von Gemeinden in den unterschiedlichen Regionen zu verbessern, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, neue Impulse für den Glauben entstehen zu lassen. Jedenfalls gehe es nicht um „Mission mit dem Holzhammer“, sagte Gastredner Christian Castel, Superintendent in Elze.
Text und Foto: Kultur & Kommunikation (Ralf Neite)