Kunstausstellung „typisches + sakrales“ in der St.-Andreas-Kirche ist eröffnet
Hildesheim. Was für Unverschämtheiten spielen sich denn in der St.-Andreas-Kirche ab? Da sitzt ein Mädchen auf der Kirchenbank und schaut die ganze Zeit unverblümt auf ihr Handy. Ein schlecht gekleideter Tourist setzt nicht mal während der Andacht „Andreas um 6“ seine Mütze ab. Und was bitteschön hat die Muslimin in der ersten Reihe verloren? Alles ganz normal – zumindest, so lange die Wanderausstellung „typisches + sakrales“ hier Station macht. Vom 2. bis 30. September gastieren zwölf lebensgroße Skulpturen im Gotteshaus. Alle Figuren wirken auf den ersten Blick wie ganz normale Menschen aus dem Alltag. Doch bei der Vernissage, eröffnet von Superintendent Helmut Aßmann, eröffnen ihre Geschichten einen ganzen Kosmos von Fragen.
Entworfen wurde die Wanderausstellung im Jahr 2005 in Sachsen von Kai Schmerschneider. Seit 2006 steht sie Kirchengemeinden in ganz Deutschland zur Verfügung. Sie soll im Rahmen der kirchlichen Kunst- und Kulturarbeit für Begegnungen in Kirchenräumen sorgen. „Denn Kirchenräume ziehen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Schließlich strukturieren sie den Kontinent, Städte und Dörfer. Aber vor allem lösen sie Erinnerungen aus, denn in ihnen fühlt sich der Mensch Gott besonders nah“, erklärt Aßmann, bevor er einlädt, die einzelnen Skulpturen mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Los geht es bei diesem ungehobelten Typen mit dem roten Käppi. Musikalisch vorgestellt wird er als Waldemar vom Duo „Schönundgut“, bestehend aus Katrin Löwensprung und Katinka Schwarz, die da singt: „Dieser Mann ist mein Ruin – doch ich liebe ihn.“ Aßmann geht dann tiefer auf diese Figur ein: „Waldemar sieht echt aus wie der letzte Hänger. Man sieht sofort, dass er am liebsten nach oben schaut. Dabei denkt er, die Kirche ist viel zu groß, und daran, wie viel schönes Geld dafür ausgegeben wurde. Doch wenn man ihm Geschichten über die Kirche erzählt, würde er wohl gerne zuhören. Später tritt er auch wieder in die Kirche ein. Dann zahlt er gerne die Kirchensteuer, auch wenn ihm nicht ganz klar wird, wofür sie gebraucht wird und was das alles überhaupt soll.“