Neue Wege in Afrika

Nachricht 07. November 2012
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Sieben Frauen aus dem Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt trafen sich in Ihanja mit tansanischen Frauen zu einem Workshop. Foto: Kikitu  

Frauengruppe des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt veranstaltet Workcamp in Tansania

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Gemeinsames Singen stärkte das Gruppengefühlt. Foto: Homey 

Ihanja/Hildesheim. Seit mehr als 30 Jahren unterhält der Ev.-luth. Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt eine Partnerschaft zur Ev.-luth. Zentraldiözese Singida/Tansania. Eine eingespielte Sache, sollte man meinen. Doch beim diesjährigen Besuch wagte der Arbeitskreis Tansania gleich zweifach Neues. Das klassische Besuchsprogramm fiel einfach aus, statt dessen wurde intensiv zusammen gearbeitet. Und: Männer kamen dies Mal nicht mit.

Frauen seien in Tansania „die deutlich Benachteiligten“, sagt Susanne Brigsne, die Vorsitzende des Arbeitskreises. „Aber da ändert sich gerade was“, fügt Christiania Stieghorst hinzu, die mit ihrem Mann seit 1980, fast von Anfang an, dabei war. Die Idee für das Frauenseminar fußte auf dem bewährten Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe: In unterschiedlichen Workshops wurden 12 Tage lang Wege zu größerer Selbstständigkeit und zu mehr Selbstbewusstsein ausprobiert. Die finanzielle Unterstützung des Evangelischen Entwicklungsdienstes, der Umweltlotterie BINGO!, der Landeskirche und nicht zuletzt der Gemeinden im Kirchenkreis machte die Reise möglich.

Sieben Frauen der Region Hildesheim und zwölf Frauen aus den Partnergemeinden Ihanja, Issuna, Itigi und Amani trafen sich in einem Gemeinschaftshaus in Ihanja. Dort gab es jeden Morgen zunächst eine Stunde Englischunterricht. Englisch ist Unterrichtssprache an den weiterführenden Schulen und der Universität in Tansania, aber bei den meisten Menschen und vor allem der Dorfbevölkerung sehr ungeliebt, weil sie ansonsten nicht gebraucht wird. - Für die Partnerschaftsarbeit zur Kommunikation über Kontinente hinweg ist die englische Sprache allerdings unerlässlich.

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Bei der traditionellen tansanischen Kochmethode werden große Mengen Holz benötigt. Foto: Oppermann  

Zu den praktischen Workshops gehörte, auf besonderen Wunsch der tansanischen Frauen, das Brotbacken. Christiania Stieghorst hatte zuvor bei einem Besuch am Kilimandscharo einen Außen-Backofen gesehen – nun fragte sie einen befreundeten Lehrer in Tansania, ob er sich den Ofen einmal anschauen und vielleicht sogar nachbauen könne. Und tatsächlich, als die Gäste aus Deutschland ankamen, stand ein nagelneuer Backofen direkt am Gemeinschaftshaus in Ihanja – Regendach inklusive. Die Feuertaufe bestand er bestens, gleich nach der ersten Backaktion der Frauen kamen 11 leckere Brote aus der Röhre.

Einen kleinen Lehmherd zum Kochen bauten die Frauen selbst. Traditionell werden in Tansania ein paar große Steine zusammengelegt, darauf steht ein Topf, unter dem dicke Äste verfeuert werden. Bis das Essen fertig ist, dauert es mehrere Stunden. Vor allem wird eine Menge Holz benötigt, das in Tansania aber immer knapper ist. „Es sind riesige Flächen einfach kahl“, berichtet Susanne Brigsne, früher seien dort dichte Wälder gewesen. Mit dem Lehmherd spart man jede Menge Holz, und der „Uji“ (flüssiger Maisbrei) ist nach 50 Minuten fertig statt nach drei Stunden.

Erstellung von Seifen und Cremes, sowie Gesundheitserziehung durch einen tansanischen Arzt, waren Themen des Seminars. Informationen über Kleinkredite und ein Workshop zum Thema Kleinhandel bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Nebenbei wurde, wie Christiania Stieghorst und Susanne Brigsne schmunzelnd erzählen, auch noch eine große Portion Sauerkraut hergestellt.

Die beiden Tansania-Begeisterten sind sich einig, dass man den Menschen viel näher gekommen sei als bei den bisherigen Besuchen. „Weitermachen“ und „wiederholen“ lautet ihr Fazit. Denn es sei auch deutlich geworden, wie viel Unterstützungsbedarf die Frauen in Tansania noch hätten. Insofern, sinniert Susanne Brigsne, sei „Partnerschaft“ im Grunde ein zu hoch gegriffenes Wort, „ich persönlich würde eher von Freundschaft reden“. Auch Christiania Stieghorst hat den Eindruck, dass man den Begriff „auf Augenhöhe“ ehrlicherweise nicht verwenden könne: „Dafür sind die kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede einfach zu groß.“

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Das Trinkwasser musste auf einem Ochsenkarren herbei geschafft werden. Foto: Stieghorst