Bischof Anba Damian berichtet in der evangelischen Pfarrkonferenz über die Verfolgung koptischer Christen in Ägypten
Hildesheim. Generalbischof Anba Damian macht äußerlich einen ruhigen und milden Eindruck. Doch das Oberhaupt der in Norddeutschland lebenden Kopten nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Lage der Christen in Ägypten geht. Hier seien die Kopten Diskriminierungen, Plünderungen, Brandanschlägen, Vergewaltigungen und Morden ausgesetzt, ohne dass die Täter zur Rechenschaft gezogen würden. Dies berichtete Damian am heutigen Mittwoch als Gast der Pfarrkonferenz des evangelischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt. Die USA seien in hohem Maße für die Situation mitverantwortlich. „Obama hat Geheimpläne mit Mursi“, sagte Damian.
Die Kopten verstünden sich als „Ururureinwohner Ägyptens und als direkte Nachfahren der Pharaonen“, erklärte der Bischof den Pastorinnen und Pastoren des Kirchenkreises. Von der Evangelisierung durch den Apostel Markus bis weit ins siebte Jahrhundert hinein sei Ägypten ein christliches Land gewesen. In den folgenden Jahrhunderten habe sich dann der Islam immer weiter ausgebreitet.
Heute sind Damian zufolge rund 20 Prozent der ägyptischen Bevölkerung koptische Christen. Mit dieser Angabe liegt er weit über den meisten anderen Schätzungen, die von sechs bis zehn Prozent ausgehen. Die koptische Kirche ist inhaltlich mit der katholischen verwandt, doch lange Zeit waren beide stark zerstritten. Die Kopten haben einen eigenen Papst. Ihre Priester dürfen heiraten und Familien gründen, für die Mönche ihrer Klöster gilt aber das Zölibat.
In der koptischen Kirche seien weltweit die meisten Gläubigen den Märtyrertod gestorben, sagte Anba Damian. Immer wieder in den zurückliegenden Jahrhunderten habe es Pogrome gegeben, aber auch ganz aktuell. In der ägyptischen Verfassung sei festgeschrieben, dass das Land ein islamischer Staat sei. Das habe katastrophale Konsequenzen: Wenn ein Moslem ein Verbrechen gegen einen Kopten begehe, werde er dafür nicht bestraft. „Wo sind die Täter?“, fragte der Priester. „Weltweit sind die Christen inzwischen die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft“, ergänzte Superintendent Helmut Aßmann – ein Umstand, der in Europa leicht übersehen werde.
Aktuell hätten die koptischen Christen besonders unter den Übergriffen der Muslimbrüder zu leiden. Innerhalb von vier Tagen seien 96 Kirchen angezündet, viele Frauen und Kinder entführt worden, so Bischof Damian. Zahlreiche Menschen müssten flüchten, auch nach Deutschland – „unsere Kirchen hier sind überfüllt“. Mit der Armee hätten die Kopten in der Vergangenheit ebenfalls schlimme Erfahrungen gemacht, doch zur Zeit sehe er den Militärrat als einzige Kraft, die die Gefahr des Extremismus erkenne und einen Bürgerkrieg verhindere.
Der islamische Extremismus vertrete eine Linie, die auch viele Moslems in Ägypten nachdenklich mache. Damian formuliert in pointierter Weise: „Sobald ein Moslem anfängt zu denken, haben Sie ihn gewonnen.“ Es kämen derzeit viele Menschen zum christlichen Glauben, trotz umfassend manipulierter Medien.
Schwere Vorwürfe richtete Anba Damian an die USA. Bei der Wahl zum ägyptischen Präsidenten im Juni 2012 sei Mohammed Mursi deutlich unterlegen gewesen. Der ehemalige Vorsitzende der Muslimbruderschaft sei dann aber doch an die Macht gekommen, weil die USA eine Manipulation der Wahlergebnisse gefordert und Ägypten mit einem Stopp milliardenschwerer Hilfen gedroht hätten.
Verblüffend angesichts dieser eher düsteren Gegenwartsbeschreibung die Glaubenszuversicht des Gottesmannes, der einmal Medizin in Kairo studiert hat und nun als Generalbischof der Kopten in Deutschland für einen interreligiösen Dialog wirbt: Er setze sein Vertrauen auf Gottes Zusage, dass er seine Kirche auch in schweren Zeiten nicht verlassen werde.