BÜTTENPREDIGT, St. Andreas ESTOMIHI, 10.2.2013,
„Bin ich im falschen Film?“
Wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
vom Vorspann bis zum Ende eben –
und danach keine Bilder mehr.
Dazwischen all die vielen Szenen
und Bilder, die uns glauben machen,
es wäre wert, sie zu erwähnen
und solche überzogenen Sachen.
Mal sind wir wie die großen Helden,
Clint Eastwood, so in dieser Richtung,
und haben richtig was zu melden,
und stehen mannhaft in Verpflichtung.
Gelegentlich die große Liebe.
Auch sie gehört in unsern Streifen.
Mal mit und auch mal ohne Triebe –
der Unterschied ist schwer zu greifen.
Und immer wieder: Dick und Doof.
Wir sind wie sie in manchen Zeiten.
Man kommt nie unverschrammt vom Hof
des Lebens und nicht ohne Pleiten.
Die Frauen – ach ich weiß nicht recht,
wie die den Film des Lebens sehen.
Die sind ein anderes Geschlecht
und folgen anderem Verstehen.
Wer will schon wie die Monroe sein,
oder wie Hildegard von Bingen?
Lädt Meryl Streep zum Träumen ein
und Angelina J. zum Singen?
Ich muß gestehen, ja, ich kann
manchmal John Rambo gut verstehen.
Das ist zwar kein gescheiter Mann,
doch er kann all die Dinger drehen,
die ich mir schamvoll nachts erträume,
wenn der Talar am Haken hängt.
Ich hoff nur, daß ich nichts versäume,
wenn meine Seele das verdrängt.
Wir sind die Spieler, recht und schlecht.
Der Regisseur bleibt uns verborgen.
Was ist ein fake und was ist echt?
o Mann, was habe ich für Sorgen!
Im Kino wird das Licht gedimmt,
dann kommt die Werbung, noch ein Kuß.
Gut ist ein Film, wenn alles stimmt
und ich nicht zur Toilette muß.
Man sitzt im Sessel, ganz entspannt,
verfolgt, was vorne sich vor sich geht,
hält etwas Schönes in der Hand
und freut sich, wenn man was versteht.
Von Fall zu Fall gibt es auch Zweifel,
ob das der Film ist, den man wollte,
so wie statt Gott auch mal der Teufel
erscheint, wenn er nicht dasein sollte.
Das gibt es. Dann sitzt man verstört
im falschen Film und wundert sich.
Was man dann sieht und fühlt und hört,
ist ärger- oder lächerlich.
Man möchte raus und Geld zurück.
Das war ein Irrtum dieses Mal.
Im Kino geht das auch zum Glück.
Da ist der Film in einem Saal.
Nur wenn es nun das Leben ist
und alles sich so blöd anfühlt,
wenn du nicht weißt, wer diesen Mist
auf deiner eigenen Bühne spielt,
und wenn die andern Leute lachen
und du nicht weißt, worum es geht,
dann darfst du dir schon Sorgen machen,
was noch in deiner Rolle steht.
Du kommst ja aus dem Saal nicht raus,
in dem du deine Rollen spielst.
Die Tür ist zu für Mann und Maus.
Und was du für den Ausgang hieltst,
das ist der letzte Vorhang. Ja,
dann ist der Film wirklich zu Ende.
Es sei denn, es ist jemand da,
der dann noch eine Szene fände.
Ja, wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
wir würden vieles darum geben,
wenn es der richtige für uns wär.
Im folgenden nun ein paar Szenen
von Land und Leuten, Volk und Stadt,
die uns vielleicht Hinweise nennen,
was all das zu bedeuten hat.
1. Szene Annette Schavan
Schon wieder ein Ministersturz.
Der nächste Doktorhut ist fort.
Der Vorgang, sagen wir es kurz,
erweist sich als Regierungssport.
Nach KTG die nächste Pleite
im akademischen Quartier
des Kabinetts, und kluge Leute
erkennen auch den Grund dafür.
Der Grund: Schavan hat promoviert.
Das tut man heut nicht ungestraft,
wenn man Regierungsämter führt.
Demnächst wird das auch abgeschafft.
Bedingung für Ministerposten
ist: maximal Realschulreife.
Das würde auch nicht soviel kosten,
soweit ich das Geschäft begreife.
Man sparte Personal und Geist,
der die Begehrlichkeiten hemmt,
wenn man sich um die Posten reißt.
Man wäre nicht mehr so verklemmt
beim Reden oder Diskutieren,
es käme nicht auf Kenntnis an.
Es reicht, die Richtigen zu schmieren,
und Günther Jauch erklärt es dann.
Wer promoviert, hat abgeschrieben,
es ist egal, bei wem und was.
Die Denker sind ein Pack von Dieben,
schon die Geschichte lehrt uns das.
Gedanken hat man nicht alleine.
Die sind ein Kollektivprodukt
von einzelnen und der Gemeine.
Die werden immer abgeguckt
und schließlich als Idee vertrieben,
für die man Geld und Titel nimmt.
So wäre es wohl auch geblieben,
und hätte weiterhin gestimmt,
wenn nicht ein Kleinkorinthenkacker
den ganzen Spuk beendet hätte.
Die Doktorin ging jetzt vom Acker,
und übrig blieb schlicht noch: Annette.
Die heimst ex post Lorbeeren ein:
Sie wäre anständig gewesen,
authentisch, echt, von Niederrhein
sie hätte nie gedealt mit Spesen.
Politisches Naturtalent,
nicht eitel, meistens unverdrossen.
Warum nur, wenn man sie so kennt,
hat sie denn jemand abgeschossen?
Ich hab da eine leise Ahnung,
politisch nicht ganz stubenrein,
es gibt vielleicht eine Verzahnung
mit dem Charakter der Partein.
Die Roten machen das ganz schlau,
da gibt es gar keine Doktoren.
Da muß man dick sein - oder Frau,
an Titeln geht da nichts verloren.
Da steht man nur in der Kritik,
wenn man Verkehrsprojekte plant
und sich benimmt wie Hans im Glück,
der nichts begreift und kennt und ahnt.
Nun hat die Bundeskanzlerin
ja leider auch den Doktorhut.
Was sagen Sie? Verdient sie ihn,
oder fehlt nur Verfolgermut?
Ach, sie wird abgeschrieben haben,
die Leute trauen sich nur nicht,
bei ihr mal richtig nachzugraben
mit ihrem mürrischen Gesicht.
Was treibt uns nur, herauszubringen,
wer wo mal wie beschissen hat
und fremde Titel auszuwringen
auch 30 Jahre nach der Tat?
Ein Diebstahl wäre längst verjährt,
doch ein Zitat, das fehlt, bewirkt,
daß jemand feierlich erklärt,
hier hätte nicht nur wer getürkt,
sondern die Basis ruiniert,
auf der das Abendland besteht.
Für so was wird man massakriert.
Wir wissen, wie ein Kreuzzug geht.
Was für ein Film wird hier gespielt
wer hat die Drehbücher geschrieben,
dies Spießertum hervorgespült
und in die Diskussion getrieben?
Und überhaupt: beim Aberkennen
von hohen Titeln gibt’s noch mehr
an Kandidaten zu benennen.
An wen ich denke? Bitte sehr!
Napoleon nannte sich Kaiser
setzte sich selbst die Krone auf.
Er war auch sonst durchaus kein Leiser,
der europäische Haudrauf.
Wir stellen nunmehr fest und klar,
die Kaiserwürde gildet nicht,
weil sie nur abgekupfert war,
ein Kaiser ist aus Rom. Ganz schlicht.
Der zweite ist Franz Beckenbauer.
Noch so ein Titel ohne Recht.
Auch er kein Kaiser, noch genauer:
Er war in Sachen Sport nicht schlecht.
Das war auch alles. Dafür ist
der Titel völlig überzogen.
Man hat uns, nur daß ihr es wisst,
schon seit Jahrzehnten glatt belogen.
Wir stellen hiermit klar und fest,
hier ist erneut geschummelt worden,
der Kaiser und sein feiner Rest
waren nur ballverliebte Horden.
Allein die Kaiserplagiate,
die würden ganze Bücher füllen.
Da könnte unsere rabiate
Gesinnungscrew ihr Mütchen kühlen.
Das Phänomen ist alt und öde.
Die Bibel nannte solche Späher
für strittige und offene Rede
ganz schlicht und einfach Pharisäer.
Ja, wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
wir würden vieles darum geben,
wenn es der richtige für uns wär.
2. Szene – Das Landtagswahlergebnis
20. Januar. Das war
ein Tag des Schicksals hierzulande
und für ganz Deutschland dieses Jahr
und unsere Parteienbande.
Wir hatten ja, das muß man sagen,
die schönsten Männer im Beritt.
Man konnte über vieles klagen,
doch da kam sonst kein Wahlkreis mit.
Ich schau ja gern auf die Frisuren,
die solche Kandidaten tragen,
und meine Frau auf die Figuren.
Wir mussten beide Male sagen:
Jeder für sich ein echter Beau.
Ob Lyn-, ob Wodsack, alle beide,
Zopf oder Tolle, das Niveau
war Anlaß visueller Freude.
Vermutlich, nebenher gesagt,
sind die Piratenmänner hässlich.
Sonst hätten sie es auch gewagt.
Das Wahlvolk ist doch sonst vergesslich.
Nun hat ja Frankieboy verloren.
Das soll es auch bei Wahlen geben.
Dem einen fliegt sie um die Ohren,
dem anderen schenkt sie sein Leben.
Doch es ist mehr als das geschehen.
Ganz Deutschland wird politisch roter,
wenn Hildesheimer wählen gehen…
Das macht den Wahltod nur noch toter.
338 Stimmen
haben Anlaß dafür gegeben,
daß CDU-Granden ergrimmen
und ihre Kriegsbeile erheben.
Nun werden Rechnungen beglichen,
Familienfehden ausgetragen,
Lebenskonzepte durchgestrichen.
Ja, man lernt viel in diesen Tagen.
Mit großer Geste, lautem Ton
wird allen, die es hören wollen,
erklärt, woher, wofür, wovon
sich diese Fragen regeln sollen,
wer nicht sein Soll gegeben hat
im Wahlkampf oder in der Kammer,
wer nur sich selbst in dieser Stadt
für wichtig hält, all diesen Jammer
kann man nun in der Zeitung finden.
Die Schützengräben werden breiter.
Die Konzilianteren verschwinden.
Und man wird wieder nicht gescheiter.
Selbst aus Berlin kommt guter Rat,
man solle sich hier nicht verkämpfen,
das wär kein Zierat für die Stadt,
man solle diesen Ungeist dämpfen.
Es wird am Ende einer büßen
für diesen unverdauten Schock.
Auf wen zum Schluß die meisten schießen,
der hat das Zeug zum Sündenbock.
Nun kann man sagen, diese Lage
ist doch nicht neu. Wir kennen sie.
Der Zwist im Rathaus ist als Plage
längst Teil der Stadtmaschinerie.
Es war zuerst ganz amüsant,
von einer Bühne zuzuschauen,
wenn andere Leute wutenbrannt
sich kräftig auf die Fresse hauen,
doch wenn das in die Jahre geht,
verliert der Unterhaltungswert.
Wer den Zusammenhang versteht,
der hätte auch längst aufgehört.
Ich sag mal so: der Druck im Kessel
steigt an, bis jemand explodiert.
Dann kommen alle aus dem Sessel,
denn dann sind alle angeschmiert.
Bis dahin heißt es für mich beten,
daß uns der liebe Gott beschützt
und hilft, auch andere Wege zu betreten
als die die bekannten, wo man sitzt.
Ja, wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
wir würden vieles darum geben,
wenn es der richtige für uns wär.
3. Szene – Sexismusdebatten
Frau Laura Himmelreich vom „stern“.
Was für ein Auftritt! Welch ein Name!
Man hat sie schon deswegen gern,
auch ohne Brüderles Reklame.
Ich habe sie mir angeschaut,
im google „such das Bild“ – Format.
So toll ist sie gar nicht gebaut,
daß man schon Schluckbeschwerden hat.
Ganz handfest alles, Blick und Busen
markieren deutlich Weiblichkeit,
doch man kann deutlich mehr verknusen,
würd ich mal sagen, ich, soweit.
Na gut, im Alter mag das reichen,
da sieht man auch nicht mehr so scharf.
Man setzt dann schon mal grobe Zeichen,
auch wenn man das nicht einfach darf.
Das ist dem Brüderle passiert.
Der hat auch dieses Alter schon,
in dem man mancherlei verliert,
das Haar, Verstand – ich weiß davon …
Insofern sei es zugestanden,
daß diese Dirndl-Nummer fiel.
Viel mehr war schlicht auch nicht vorhanden,
doch dafür hatte es schon Stil.
Denn immerhin; ein Kompliment
hat das doch ehrlich werden sollen.
Nur: wenn man so was gar nicht kennt,
muß man das auch genießen wollen!
Gibt es nicht Heerscharen von Frauen,
die derlei gerne hören mögen?
Die würden selber noch mal schauen
und ihr stolze Pracht bewegen.
Soll ich, was Gott sich wölben ließ,
undankbar einfach übersehen,
muß ich das, was er werden hieß,
nicht auch als Gruß an mich verstehen?
Das ist ganz ohne Unterton.
Es steht im Neuen Testament:
Wer dankbar ist, hat mehr davon,
von allem, was in ihm entbrennt.
Und auch im Alten kann man lesen,
man soll die Dinge tief genießen.
Man ist ein menschlicheres Wesen,
wenn alle Lebenskräfte sprießen.
Warum muß ich mir nun verkneifen,
wenns zieht und juckt und spannt und prickelt.
Ich will ja gar nicht alles greifen,
ich weiß, die Dinge sind verwickelt.
Doch sie sind da, vor unsern Augen
und schön und reizend, ohne Zweifel.
Es muß ja niemand daran saugen,
und sie sind auch nicht mehr vom Teufel.
Das war ein Irrtum meiner Ahnen,
antike Theologenzunft.
Das ist vorbei. Auf unseren Fahnen
steht neben Sinnlichkeit Vernunft.
Sexismus fühlt sich anders an.
Der kommt aus einer andern Kiste,
aus der sich keiner, Frau noch Mann,
mit Vorsatz noch bedienen müsste.
Ach, wisst ihr was, ihr habt das Spiel,
ihr talkverblödeten Gestalten,
bei Harald Schmidt und Anne Will,
verlernt und wollt es nun verwalten,
das Spiel des Lebens, schwer und leicht,
mit Hand und Auge, Seele, Geist,
das uns als Mann und Frau erreicht
und mit dem Gott die Liebe speist.
Es soll korrekt sein, rein und bieder,
obwohl wir hier im Sex ersticken.
Vom Anstand ist die Rede wieder,
und alle Welt spricht sonst vom „Feiern“.
Die Leute können nicht mehr flirten,
es geht gleich immer auf die Knochen.
Ein Volk von sexuell Verstörten
verausgabt sich zur Zeit beim Kochen.
Ja, wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
wir würden vieles darum geben,
wenn es der richtige für uns wär.
4. Szene
Heut ist der 10. Februar.
Gazale – Tag möchte ich ihn nennen.
Es geht jetzt in das 9. Jahr,
in dem wir die Familie trennen.
Damals hat man sie weggeschafft
mit dickem Bauch und Kind am Arm
nach Rechtes und Gesetzes Kraft,
und seither gibt es nun Alarm.
Inzwischen ist ihr Kindchen groß,
ein Sohn ist kurz darauf geboren,
als Deutscher, Türke, heimatlos,
ein Unglücksrabe mit zwei Ohren?
Den Vater hat er nie gesehen.
Ob er wohl glaubt, daß es ihn gibt?
Kann er als Kind es schon verstehen,
daß ihn ein Unbekannter liebt?
Bis heute wird lauthals erklärt,
das sollen die doch selber lösen;
wenn einer nicht hierher gehört,
dann hat er auch kein Recht auf Spesen.
Es wird schon richtig sein, die Härte
des Rechts gehorsam anzuwenden.
Es geht ja schließlich auch um Werte,
um Menschlichkeit nicht zu verschwenden.
Es könnte schließlich jeder kommen
und sagen, er sei von den Guten.
Wenns schlimm kommt, kommen noch die Frommen,
um in das Wohlfahrtshorn zu tuten.
Ich kenn die Sprüche, laut und leise,
man soll doch endlich Ruhe geben,
Das regelt sich auf seine Weise,
so läufts gelegentlich im Leben.
Die ganzen aufgeregten Spinner,
die laut für sie Laterne laufen,
sehn nicht grad aus wie die Gewinner;
von denen kann man auch nichts kaufen.
Die feiern jährlich ihre Helden
und stehn am 10. Februar,
um ihren Unmut anzumelden,
der geht nun auch ins 9. Jahr.
Seit Weihnachten gilt die Parole:
Im Grundsatz kann sie wiederkommen.
Der Landtag hatte seine Rolle
tatsächlich diesmal ernstgenommen.
Er fasste mutig den Entschluß,
die Trennung wirklich zu aufzuheben,
so daß sie nur noch kommen muß,
um wirklich wieder hier zu leben.
Trari trara wurde gesungen.
Am Ende wird doch alles gut,
manchmal wird Gutes auch erzwungen.
Es braucht nur die Geduld und Mut.
So dachte man und wir bisher.
Doch seitdem ist rein nichts geschehen.
Im Grundsatz ist ja gar nichts schwer,
doch es ist nicht mehr zu verstehen,
warum die Frau mit ihren Kindern
nicht endlich dort ins Flugzeug steigt.
Sie wird ja nicht halb Deutschland plündern
und hat niemandes Geld vergeigt,
so daß man Ängste haben müsste
vor dunklen, bösen Islamisten
mit Bomben in der Umzugskiste.
Es sind nur drei, die wir vermissten.
Die Staatskanzlei scheint schockgefroren
in dieser Angelegenheit.
Als wäre dort etwas verloren
an ganz normaler Menschlichkeit.
Ja, wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
wir würden vieles darum geben,
wenn es der richtige für uns wär.
5. Szene – Diakonie Himmelsthür
Unlängst war groß und breit zu lesen
in einer stadtbekannten Zeitung,
was für ein liederliches Wesen
sie hat, die Himmelsthürer Leitung.
Es ging um Sex für Zigaretten,
um schwarze Autos vor der Tür,
um Liebe in den falschen Betten
und Schmuddelkram für zwei Glas Bier.
Das las sich wirklich unerhört,
und so was heißt Diakonie!
Man war schon wirklich halb empört
über die Art von Perfidie,
mit der die Leitung sich erklärte,
sie würden davon gar nichts kennen.
So redet sie, die ehrenwerte
Gesellschaft, die wir Kirche nennen.
Sie ist ja allen längst suspekt.
Sie plündert Arbeitnehmer aus,
hält jeden Schweinkram hübsch bedeckt
und nennt sich frömmelnd „Gottes Haus“.
Die Pfaffen, Priester und Prälaten,
der ganze Schwarm vor den Altären,
die sollen doch, statt uns zu raten,
vor ihren eigenen Türen kehren!
Und jetzt noch das: Bordellbetrieb
bei Menschen, die behindert sind …
Warum das nur verborgen blieb!
Wer ahnt denn so was, Menschenskind?
Ich las mit traurigem Gesicht
und war schon an der Frage dran:
wenn Himmelsthür zusammenbricht,
was fängt dann für ein Elend an?
Was wird aus diesem alten Laden,
der sich da selber abserviert?
Was helfen ihm schon Recht noch Gnaden,
wenn so was Grässliches passiert?
In dieses depressive Brüten
fuhr Tage später hell ein Licht:
die Meldung war aus Wundertüten,
das Ganze war nur ein Gerücht!
Man hatte gar nicht recherchiert.
Das war nur so ein Hauch von Schein.
Frei nach dem Motto: was passiert,
darf auch mal eingebildet sein.
Gottlob, so dachte ich, verdammt,
ist das bei jeder Meldung so,
die hier aus einer Zeitung stammt,
ist dies das hiesige Niveau?
Was ist denn alles noch gefaked?
Vielleicht die Nummer mit dem ZOB?
Wird der nun pünktlich aufgemaked
oder tut man nur so als ob?
Wird Schröder neuer Bürgermeister
und Machens geht zur SPD?
Gehn Bischof Trelle und, wie heißt er?,
Herr Schünemann nachts zur Moschee?
Das Jubiläum in zwei Jahren
findet vermutlich gar nicht statt,
weil unsere Stadt außer beim Sparen
gar keine Phantasien mehr hat.
Das RPM wird zugemacht.
Ich hab da so was läuten hören.
Im Ernst jetzt, Leute, wenn ihr lacht,
wird es die Zeitung morgen lehren.
Zum Schluß: der Superintendent
geht ins politische Berlin
als seelsorglicher Referent
der Wissenschaftsministerin!
Das ist jetzt sauber recherchiert,
ich kenne ja den Mann persönlich.
Daß der mich in die Irre führt,
das sähe ihm auch gar nicht ähnlich.
Ja, wie ein Film ist unser Leben.
Es rauscht und flimmert um uns her,
wir würden vieles darum geben,
wenn es der richtige für uns wär.
Epilog
Wir sind beim Abspann angekommen.
In welchem Film sind wir geraten,
wir Atheisten oder Frommen,
und wer bewertet unsere Taten?
Jemand hat diesen Plot geschrieben
und sich auch was dabei gedacht,
damit wir Leben lieben üben,
das hat er auch ganz gut gemacht.
Das happy end, das wir ersehnen
für jenen Part, den wir bekamen,
soll unter Lachen oder Tränen
uns schließlich widerfahren. Amen.