
Die Suche nach neuen Wegen geht weiter: „Fresh Expressions of Church“
Hildesheim. Zuhören, das muss der erste Schritt sein, bevor die Kirche sich an neuen Ausdrucksformen, den „Fresh Expressions of Church“, versuchen kann. Darüber waren sich rund 25 engagierte Christinnen und Christen einig, die in der St.-Joseph-Gemeinde zu einem Meinungsaustausch zusammenkamen. Sie haben sich beim Kongress Kirche² oder danach von den neuen Aufbrüchen begeistern lassen, die angeregt von der Anglikanischen Kirche auch im deutschsprachigen Raum bei evangelischen und katholischen Christen großen Anklang finden. Aber diese Begeisterung jetzt schnellstens in Aktionen umzusetzen, kurzfristig Veranstaltungen zu planen, das scheint den meisten der falsche Weg.
„Wenn wir sagen, lasst uns mal was planen für die, da würde keiner kommen“, sagte Stadtdechant Wolfgang Voges. „Vielleicht sollte sich jeder fragen, wo gehe ich selbst wirklich gern hin“, schlug Superintendent Helmut Aßmann vor: „Bringt der Sonntagsgottesdienst geistlich etwas, oder habe ich nur gerade nichts anderes vor?“ Ebenso wie auf sich selbst, sollte man auf diejenigen hören, die offenbar bisher mit Kirche nichts anfangen können, fanden die Anwesenden – aber wie und wo?
Denn diese Menschen zu Gesprächen in der Gemeinde einzuladen, sei sinnlos, haben die Pastoren Leif Mennrich und Dirk Woltmann schon festgestellt: „Das Vertrauen ist nicht da.“ Leichter, so stellte die Runde fest, komme man beim Bummel über den Markt ins Gespräch, beim Mittagstisch in der Gemeinde, durch die Nachbarschaftshilfe oder einen neuen Chor für moderne Kirchenlieder. Das schaffe Gemeinschaft.
Von den Sorgen ihrer Mitmenschen wisse sie eigentlich eine Menge, sagte Maria Klug. Aber damit wisse sie noch nicht, wie sie ihnen Hilfe bieten und den Zugang zum Glauben verschaffen könne. „Meine Kollegen wissen, dass ich christlich bin, sogar katholisch, das ist noch eine Stufe härter. Aber deshalb laufen sie mir nicht nach in den Gottesdienst.“
Einer gewissen Ratlosigkeit zum Trotz fanden sich in der Runde viele, sehr unterschiedliche Ideen, aktiv auf die Menschen zuzugehen: Eine „Pastorenbox“ vor dem Supermarkt als unverbindliches Gesprächsangebot, spirituelle Andachten als „Stunde des Meisters“ samstags in der Jakobikirche, Treffen statt in unpersönlichen Pfarrheimen lieber zu Hause im Wohnzimmer oder in der Kneipe, gemeinsames Singen in der Fußgängerzone und Open-Air-Gottesdienste. Anstatt den Kreis zu einer Institution zu erheben, so der Entschluss, soll jeder seine Ideen selbst oder in kleinen Gruppen weiterverfolgen und im Spätsommer davon berichten.
Eine Aktion haben sich Leif Mennrich und Dirk Woltmann schon fest vorgenommen: Sie wollen die Leute ansprechen, die im Sommer den City Beach besuchen. Die wollen sie nicht etwa „zutexten“, ihr Angebot soll einladend, aber nicht aufdringlich sein: Wenn am City Beach mit Rücksicht auf die Anwohner Feierabend ist, dann können die Gäste den Abend in der Jakobikirche ausklingen lassen.
Ab dem 15. August soll die sich für neun Tage in eine Unterwasserwelt verwandeln: Licht, Klänge, chillige Musik und Sand sollen den Ozean ahnen lassen. Hier kann man im Liegestuhl Gespräche zu Ende führen, noch ein Glas trinken, ein Häppchen essen. Wer möchte, kann mit einem Pastor reden oder sich textliche Impulse aus einer Flaschenpost ziehen. Wer nicht will, lässt es bleiben. Für alle, die sich an der Vorbereitung der Unterwasserwelt beteiligen möchten, findet am Freitag, 12. April, um 18 Uhr ein Treffen in der Jakobikirche statt.