paulus_sarstedt_verkuendigungsengel

Zuviel Bedauern nervt nur

Nachricht 11. September 2013
Hospiz-Geschwister
Martin Sohns begrüßte die Gäste des Abends in der Lukasgemeinde

Geschwister schwer kranker Kinder wollen ganz „normal“ sein

Hildesheim. Sie werden oft als Schattenkinder bezeichnet, doch das wollen sie nicht sein: Die Geschwister schwer erkrankter Kinder. Sie stünden nicht im Schatten des kranken Bruders und der kranken Schwester, sondern neben ihren Geschwistern als Teil einer normalen Familie, erklärten Marlene, Louis, Jaron, Jean Luc und Philipp. Die Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 19 Jahren hatten sich bei einer Veranstaltung zum Thema „Und wer fragt uns?“ auf Einladung des Hospizvereins „Geborgen bis zuletzt“ in Zusammenarbeit mit dem „Kinderhospiz Löwenherz“ auf das Podium getraut.
Nachdem Martin Sohns, Koordinator des Hospizvereins, die Gäste im Haus der Lukasgemeinde begrüßt hatte, moderierte Elisabeth Lohbreier, Kinderhospiz-Koordinatorin von Löwenherz, die junge Gesprächsrunde. Die Geschwister der erkrankten Kinder genossen es sichtlich, im Mittelpunkt des Abends zu stehen und einmal ihre Sicht darstellen zu können. Sie bezeichneten sich als „ganz normale“ Kinder, doch die Zuhörer erlebten die Liebe und Selbstverständlichkeit, mit der die Fünf über ihre Brüder und Schwestern mit Mehrfachbehinderungen sprachen, als etwas Besonderes. „Wir sind eine ganz normale Familie, und ein Familienmitglied ist bei uns eben schwer krank“, sagte die 13-jährige Marlene.
Zuerst saß Elisabeth Lohbreier nur mit Marlene und dem 19-jährigen Louis auf dem Podium, dann kamen die anderen Geschwisterkinder dazu. Sie fragten sich gegenseitig, wie die Menschen mit ihnen umgehen sollten. Ihn nerve es und habe es genervt, wenn ständig Nachfragen und Bedauern kämen, sagte Louis dazu. Auch Marlene meinte, wenn ein paar Lehrer und wenige Freunde Bescheid wüssten, reiche das aus. Zu viele Fragen belasteten nur. Sie finde es auch sehr traurig, wenn Menschen automatisch glaubten, wer nicht sprechen könne, sei dumm.
Die Zuhörer waren zwischen Bewunderung und Rührung hin- und hergerissen und staunten über die Selbstverständlichkeit, mit der diese fünf Kinder und Jugendlichen über ihren Umgang mit Familienkrisen, Ärzten und Pflegepersonal sprachen.
Eine sensibel abgestimmte Musik der siebenköpfigen Band der Lukas- und Markusgemeinde begleitete diesen Abend und sorgte für Denk- und Atempausen für das Publikum und die junge Gesprächsrunde.