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Kirche in Aufbruchstimmung

Nachricht Hildesheim, 17. Februar 2013
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Das Bedürfnis nach Austausch war groß: Rund 80 evangelische und katholische ChristInnen kamen ins Andreashaus, um über den Kongress Kirche² zu sprechen. Foto: Barth 

Ökumenischer Kongress Kirche² inspiriert TeilnehmerInnen aus der Region Hildesheim

Hildesheim. Aufbruchsstimmung, Lust auf Neues und auf Experimente: Das hat der Kongress Kirche² bei vielen Besuchern geweckt. Drei Tage lang haben sich mehr als 1300 katholische und evangelische Christen beim ökumenischen Kirchenkongress in Hannover ausgetauscht und inspirieren lassen. Viele aus Hildesheim waren dabei. Nun ist der von der Evangelischen Landeskirche und dem Bistum Hildesheim organisierte Kongress vorbei, aber die Anregungen sollen nicht einfach verpuffen. Bei einem – selbstverständlich ökumenischen - Treffen im Andreashaus haben TeilnehmerInnen am Sonntagabend berichtet, was sie von Kirche² mitgenommen und sich für die Zukunft vorgenommen haben.

„Das kann ziemlich radikal sein“, meinte Pastor Detlef Albrecht. Zum Beispiel die Verlagerung der Schwerpunkte: „Nicht die Kirche ist wichtig, sondern die Botschaft.“ In den Kirchengemeinden habe man die Bemühungen bisher darauf konzentriert, mehr Menschen in die Kirchen zu bringen, damit sie hören, was der Pastor zu sagen hat. Dabei müsse die Kirche zu den Menschen gehen: An den Arbeitsplatz, in die Kneipe, in den Freizeitpark oder zum Sport. Und erst mal zuhören. Das habe die Anglikanische Kirche in England unter der Überschrift „Fresh Expressions of Church“ erfolgreich erprobt.

Viel zu lange, sagte Superintendent Helmut Aßmann, sei es in den kirchlichen Gremien um Strukturen gegangen. Das habe vielfach die menschlichen Beziehungen belastet, die Beteiligten seien dieser Debatten überdrüssig. Jetzt müsse es um Inhalte gehen, und wer eine Idee dazu habe, solle nicht auf die Institution Kirche warten. Der Kirchenkreis könne Ideen unterstützen, aber nicht erzeugen: „Wir hoffen auf eine Experimentierwolke.“ Der Kongress habe auf jeden Fall einen kirchenpolitischen Vorteil: Die Aufforderung, neue Wege zu suchen, lasse sich jetzt nicht mehr rückgängig machen: „Wir können hinter diesen Kongress nicht zurück.“

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Sie haben eine neue Sicht und viele Anregungen vom Kirchenkongress mitgebracht: Dechant Wolfgang Voges, Pastor Dirk Woltmann, Superintendent Helmut Aßmann, Gemeindereferentin Angelika Röde und Pastor Detlef Albrecht. Foto: Barth  

Gemeindemitglieder seien oft wie Streichhölzer in einer Schachtel, sagte Dechant Wolfgang Voges: Schön zusammengekuschelt liegen sie am vertrauten Platz. Dabei wäre es ihre Bestimmung, hinauszugehen, ein Licht zu entzünden für Andere. Voges: „Ich werde jetzt immer so eine Streichholzschachtel dabeihaben, die mich daran erinnert.“

„Die Weltkirche formt uns“, hat Gemeindereferentin Angelika Röde erfahren. Die Kirche in Deutschland könne viel von anderen Ländern lernen. Allein schon den Humor, ergänzte Pastor Dirk Woltmann: „Den Anglikanischen Bischöfen hätte ich noch viel länger zuhören können, die sind so witzig.“ Dabei habe er auch gelernt, dass man auf neuen Wegen durchaus mal scheitern dürfe. Vielfalt und eine gute Mischung seien wichtig: „Kirche ist kein kalter Kaffee, sondern ein angenehmer Cocktail.“

Von den rund 80 BesucherInnen des Treffens kam vielfach der Wunsch, in Kontakt zu bleiben, um Ideen austauschen und sie mit Gleichgesinnten angehen zu können. Es gab aber auch die Warnung, nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern wirklich erst zuzuhören. Viele hinterließen ihre E-Mail-Adresse. Superintendent Aßmann richtete den Blick auf das Jubiläumsjahr 2015: „Hildesheim ist eine Stadt voller Kirchen. Was, wenn es eine Stadt voller Glauben würde?“