
Fachtag zu Tod und Trauer bei Kindern in evangelischen Kitas
Hildesheim. Tod und Trauer machen vor der Kindheit nicht halt. Und wenn ein Kind trauert, sei es den verstorbenen Großvater oder ein Geschwisterkind – oder auch um den toten Hamster –, dann bringt es diese Trauer auch mit in den Kindergarten. Um für solche Situationen vorbereitet zu sein, nahmen rund 90 Erzieherinnen und Erzieher, Pastorinnen und Pastoren an einem Fachtag zum Thema „Der Umgang mit Tod und Trauer in der Kita“ teil. TeilnehmerInnen aus 22 Kindertages-Einrichtungen im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt waren in der Lukasgemeinde vertreten. Absichtlich sei der Termin einmal nicht im düsteren Herbst, sondern im Frühling angesetzt worden, sagte Organisatorin Cornelia Anolke von der Kollegialen Fachberatung des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt
Pastor Dirk Schliephake bereicherte seinen Einführungsvortrag mit zahlreichen lebendigen, anschaulichen Beispielen. Der Beauftragte der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover für Kindergottesdienst hat als Pastor bei Trauergesprächen und auch privat häufig Kinder in Zeiten der Trauer erlebt. Oft nutzten Mädchen und Jungen die Gelegenheit, sich im Kindergarten oder Kindergottesdienst gegenüber vertrauten Menschen außerhalb der Familie öffnen zu können, so Schliephake. Wichtig sei Ehrlichkeit gegenüber den Kindern: Den Tod zu verschweigen, vor den Kindern zu verheimlichen, sie von Trauerfeiern fernzuhalten und die eigene Trauer zu verbergen, sei ein falsches Signal.
Kinder müssten spüren, dass sie auf ihre eigene Art trauern dürften: Ob mit Weinen oder Schreien oder Stille. Und auch Fröhlichkeit und Spaß seien nach dem Tod eines Angehörigen immer noch erlaubt. Er riet den Erzieherinnen und Erziehern, mit trauernden Kindern ins Gespräch zu kommen. Dabei sollten sie von ihren eigenen christlichen Vorstellungen sprechen, sie den Kindern aber nicht aufdrücken, sagte Schliephake. Denn die hätten oft schon erstaunlich früh eigene Ideen darüber, wo die Verstorbenen nach dem Tod hingegangen sind. Die Erwachsenen dürften zugeben, wenn sie auf eine Frage auch keine Antwort hätten: „Vielleicht hat das Kind ja eine.“
Im Verlauf des Fachtages ging es dann vor allem um die Reaktion in einer Kindertageseinrichtung auf den Tod eines Mitgliedes der Gemeinschaft. Immer wieder kommt es vor, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter stirbt, ein Elternteil oder eines der Kinder – der Stuhl im Morgenkreis, der Kleiderhaken im Flur bleiben plötzlich leer. Lehrerin und Religionspädagogin Anna-Christina Petermann hat im Rahmen ihrer Magisterarbeit ein Konzept für Grundschulen entwickelt, das sich leicht abgewandelt auch auf Kindertagesstätten übertragen lässt. Das Konzept beinhaltet einen „Trauerkoffer“, der den Beteiligten eine Art Grundausstattung an die Hand gibt.
Dazu gehören eine Liste der wichtigen Telefonnummern sowie Vordrucke, damit alle Mitarbeitenden zuverlässig informiert sind, Formulare für die Einladung zu einem Elternabend oder die Einverständniserklärung der Eltern, damit ein Kind an der Beerdigung teilnehmen kann. Der Koffer enthält außerdem Pakete mit Arbeitsmaterial, um das Thema Tod in der Gruppe aufarbeiten zu können. Auch Kerzen sind dabei und eine kleine Vase, sowie eine Schachtel als „Brief“-Kasten, in den die Kinder Zettel mit ihren Fragen stecken können.
Oft treffe die Nachricht vom Tod eines Menschen die Erzieherinnen und Erzieher selbst plötzlich und kurz vor Arbeitsantritt. Ohne Vorbereitungszeit müssten sie den Kindern mit dieser Nachricht gegenübertreten, erläuterte Anna-Christina Petermann ihren Ansatz. Da sei es hilfreich, auf bereit liegendes Material zurückgreifen zu können. Die Teilnehmer des Fachtages besprachen das Arbeitsmaterial in Kleingruppen und überlegten, wie sie in ihrer Einrichtung den Koffer füllen wollten.