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„Herausforderungen, um daraus zu lernen“

Nachricht Hildesheim, 24. Oktober 2013
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Vorstandsmitglied Eva Cramer dankten Luise und Gerjet Harms für ihren unermüdlichen Einsatz für Gazale Salame. Foto: Neite 

Luise und Gerjet Harms ziehen im Kirchenkreistag Hildesheim-Sarstedt eine Bilanz des langen Tauziehens um Gazale Salame

Hildesheim. Es gab einen langen, kräftigen Applaus beim ersten Tagesordnungspunkt des Abends: Der Kirchenkreistag Hildesheim-Sarstedt zollte Luise und Gerjet Harms Respekt. Das Ehepaar hatte im September den Pro Asyl-Menschenrechtspreis bekommen – eine Würdigung für die langen Jahre, in denen sich die beiden Mitglieder der Hildesheimer Matthäus-Gemeinde für die Rückkehr der abgeschobenen Gazale Salame eingesetzt haben.

Beide betonten, dass sie den Preis stellvertretend für die vielen UnterstützerInnen entgegen genommen hätten. Insbesondere der Niedersächsische Flüchtlingsrat habe entscheidend dazu beitragen, das Gazale Salame schließlich doch im März dieses Jahres zu ihrer Familie zurückkehren konnte.

Luise und Gerjet Harms skizzierten im Kirchenkreistag noch einmal die Bemühungen, die getrennte Familie wieder zusammenzuführen. Gazale Salame war 2005 in die Türkei abgeschoben worden, schwanger und mit einem zweijährigen Kind, während ihr Ehemann und zwei ältere Kinder in Deutschland blieben. Als Gazale Salame damals in Izmir ankam, sei sie mehrere Tage am Flughafen geblieben, weil sie gedacht habe, dass es sich um ein Missverständnis handeln musste, das sich bald aufklären würde, erzählte Luise Harms.

Statt dessen dauerte es acht Jahre, weil die Politik – auch auf der Ebene des Landkreises Hildesheim – und die Justiz mit nicht nachvollziehbaren Entscheidungen an der Ausweisung festgehalten hätten, so Gerjet Harms. In den letzten beiden Jahren habe sie befürchtet, dass Gazale Salame diese Situation nicht überleben werde, berichtete Luise Harms: „Wir sind so glücklich, dass kein Zinksarg zurückgekommen ist, sondern Salame mit ihren Kindern.“ Gerjet Harms, Pastor im Ruhestand, versuchte die positiven Seiten zu sehen: „Ich denke, Gott schickt uns diese Herausforderungen, um daraus zu lernen. So kann unser Glaube nur wachsen.“  

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Patrick Grützmann, Juliane Dammbach und Heike Neumann stellten das Patenprojekt an der Hauptschule Alter Markt vor.

Über ein Angebot, mit dem benachteiligte Hauptschülerinnen begleitet werden, informierte Heike Neumann den Kirchenkreistag. Die evangelische Pastorin im Ehrenamt und Religionslehrerin leitet das Patenprojekt „Keiner darf verloren gehen!“ an der Hauptschule Alter Markt in Hildesheim. Hier stehen ehrenamtliche Patinnen und Paten mit Rat und Tat SchülerInnen zur Seite, die in der Schule und im sozialen Bereich Probleme haben. Das reicht von der Hilfe bei Hausaufgaben bis zur Vorbereitung auf Praktika und Bewerbungen. Erstes Ziel sei es, die Jugendlichen so zu unterstützen, dass sie den Hauptschul- oder sogar den Realschulabschluss schafften. Und mit Hilfe der Paten und Patinnen sei dies auch bei SchülerInnen gelungen, denen man diesen Erfolg vorher wahrhaftig nicht zugetraut hätte, so Heike Neumann. Dies bestätigte die Patin Juliane Dambach ebenso wie der 15-jährige Schüler Patrick Grützmann.

Gute Nachrichten ganz anderer Art gab es aus der CityKirche St. Jakobi, die nach mehr als zweijähriger Schließzeit nun wieder die Arbeit aufnehmen wird – als Kulturkirche mit dem Schwerpunkt Sprache und Literatur. Als Gründe für diese inhaltliche Themensetzung nennt das Betriebskonzept unter anderem die evangelische Grundorientierung als „Kirche des Wortes“, das weitgehende Fehlen einer kirchlichen Kulturarbeit in diesem Feld, die bereits vorhandene Tradition der St.-Jakobi-Kirche als Ort für Dialog und Begegnung sowie die lebendige literarische Szene in Hildesheim. 

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Cordula Stepper, die kommissarische Leiterin des Kirchenamtes, stellte Nachbesserungen in der Ordnung für den Diakonieausschuss des Kirchenkreisverbands vor. Die Delegierten stimmten den Änderungen einstimmig zu.

Von der ursprünglichen Idee, zwei Teilstellen für die geistliche und die künstlerische Leitung auszuschreiben, ist das neunköpfige Kuratorium wieder abgekommen. Nun wird zum 1. Januar 2014 ein Kulturwissenschaftler mit voller Stelle die Leitung der Citykirche übernehmen; die theologische Begleitung soll der Kirchenkreisvorstand sicherstellen. Bisherige Traditionen wie der Rastplatz am Heiligen Abend werden fortgeführt.

Fragen gab es zu den parallelen Plänen der Altstadtgilde, St. Jakobi mit einer Turmspitze nach historischem Vorbild auszustatten. „Nach dem Krieg wurde die Kirche in aller Bescheidenheit wieder aufgebaut. Stünde es uns nicht gut an, diese Bescheidenheit auch heute beizubehalten?“, gab ein Delegierter zu bedenken.

Einen Blick in die Zukunft warf Lene Wagner vom „Büro 1200“, in dem das Hildesheimer Stadtjubiläum vorbereitet wird. Sie stellte das Konzept für die Feierlichkeiten im Jahr 2015 vor und warb bei den KirchenvertreterInnen für eine intensive Mitarbeit.