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Die Menschen und die Kirche lieben

Nachricht Hildesheim, 14. November 2013
kuechengespraech
Wie sieht die Zukunft der Pastorinnen und Pastoren aus, fragten sich Pastor Thorsten Buck (Kirchengemeinde Innerstetal), Christian Stäblein (Leiter des Predigerseminars Loccum) Christian Hennecke (Regens des Priesterseminars Bistum Hildesheim), Schulpastor Peter Noß-Kolbe als Moderator, Superintendent Helmut Aßmann und Pastorin Ulrike Blanke (Paulusgemeinde Himmelsthür). 

Küchengespräch in der Evangelischen Familienbildungsstätte

Hildesheim. Wozu braucht man eigentlich noch Pastoren, wenn Ehrenamtliche in den Kirchengemeinden immer mehr Aufgaben übernehmen? Als Organisatoren, die den Überblick behalten und die Arbeit verteilen? Als Lückenbüßer, falls sich nicht genug Ehrenamtliche finden? Was können sie überhaupt, was andere nicht auch können?

Um diese Fragen ging es beim Küchengespräch in der Evangelischen Familienbildungsstätte. Und es wurde deutlich: Das Thema bewegte nicht nur die direkt betroffenen Geistlichen in der Gesprächsrunde, auch die ZuhörerInnen meldeten sich mit viel innerem Engagement zu Wort. Über eines waren sich alle einig: Doch, unbedingt braucht die Kirche PastorInnen. Und eben gerade nicht für die Verwaltungsaufgaben, auch wenn die zurzeit einen großen Teil ihrer Arbeitszeit verschlingen. Viel wichtiger, so der Tenor, seien Pastor und Pastorin als SeelsorgerIn, als AnsprechpartnerIn und VerkünderIn von Gottes Wort.

Das Amt sei ja vor allem Dienst am Wort Gottes, erläuterte zum Einstieg Christian Stäblein, Leiter des Predigerseminars in Loccum und verantwortlich für die Pastorenausbildung in der Landeskirche Hannovers. Diesen Dienst könne jeder getaufte Christ, jede Christin erfüllen. Das Besondere an Pastoren sei, dass sie sich dieser Aufgabe ganz hingeben könnten, weil sie nicht einem anderen Beruf nachgehen müssten. Diese Freistellung sei „ein unglaubliches Geschenk“.

Etwas anders sah das sein katholischer Kollege Christian Hennecke, zuständig für die Priesterausbildung im Bistum Hildesheim. Das Priesteramt sei ein Sakrament: „Es muss etwas geben, was nicht von uns kommt.“ Die Vorstellung von den Aufgaben im Pfarramt stimme jedoch weitgehend überein.

Helmut Aßmann, als Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt verantwortlich für rund 40 Pastorinnen und Pastoren, nannte einige Wunscheigenschaften für diesen Beruf: Wer sich dafür entscheide, solle die Menschen lieben. Solle die Kirche lieben „mit all den komischen Leuten, die da rumspringen“. Solle das theologische Handwerk verstehen und Antworten geben können auf die Fragen der Menschen. Und „was sie verkündigen, sollten sie auch selber glauben“. Ein bisschen praktischer Lebenssinn und Geschick seien auch noch ganz wünschenswert.

Pastorinnen und Pastoren müssten eben manches mitbringen, was sie in der Ausbildung nicht lernen könnten, stellte die Runde fest. Die Menschen in der Kirche verzeihen dem Pfarrer vieles, sagte Christian Hennecke. „Sogar die Predigt verzeihen sie einem, wenn man verlässlich, vertrauensvoll und beziehungsfähig ist.“

Angesichts einiger besorgter Wortmeldungen – Ehrenamtliche wie PastorInnenen seien zunehmend überfordert, der Bezug zur Kirche gehe verloren, die Bereitschaft zum Engagement sei gering – wiegelten die Geistlichen ab. Pastorin Ulrike Blanke forderte zu mehr Gelassenheit auf: „Wir tun einfach das, was wir können.“ Um Überforderung zu verhindern, müsse man sich vielleicht von manchen Aufgaben verabschieden, meinte Christian Hennecke. Und Helmut Aßmann erklärte: „Wir brauchen Leute, die theologisch in den Traditionen zu Hause sind. Menschen mit religiöser Kraft, die etwas sagen, und dann spricht Gott. Das Organisatorische findet sich dann schon.“