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„Wir können auch gemeinsam löffeln“

Nachricht Hildesheim, 06. August 2013
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Markusschwester Ursel Scholz bedankte sich beim Team der ehrenamtlichen Helferinnen Karin Arndt, Marianne Markfeld Marianne Adam und Vera Nickel (von rechts). Foto: Neite 

Ein Experiment hat sich bewährt: Das „Ma(h)l bei Markus“ feiert seinen ersten Geburtstag

Hildesheim. Das Suppenmobil hat bei seinen mittäglichen Stopps an den Supermärkten eine Menge Fans. Oft stehen lange Schlangen vor den großen Kesseln – die meisten der Wartenden sind älteren Semesters. Vor einem Jahr hatte Markusschwester Ursel Scholz plötzlich eine Idee, als sie die SuppenkundInnen beobachtete: „Da habe ich gedacht: Wir können doch auch gemeinsam löffeln.“ Und so rief sie das „Ma(h)l bei Markus“ ins Leben: Jeden Dienstag Punkt 12 Uhr gibt es in den Gemeinderäumen unter der evangelischen Markuskirche am Ulmenweg einen warmen Mittagstisch.

Die Skepsis, ob sich solch ein Angebot für längere Zeit durchhalten lasse, sei zu Beginn groß gewesen, berichtete Ursel Scholz, als das „Ma(h)l“ jetzt mit Bratwürsten und Salatbüffet seinen ersten Geburtstag feierte. Doch die Geschichte habe schnell ihre eigene Dynamik entwickelt. Den Start wagte Ursel Scholz mit nur einer ehrenamtlichen Helferin, inzwischen gibt es ein Trio als festen Stamm und vier weitere Frauen, die einspringen, wenn Hilfe benötigt wird. 20 bis 25 ältere Menschen sind jeden Dienstag da, um gemeinsam zu essen.

Die Markus-Frauen kooperieren mit dem Suppenmobil: Am späten Vormittag holt eine Mitarbeiterin die Suppe in einem Warmhalte-Gefäß ab, um 12 Uhr wird im Gemeindehaus aufgetischt. Mittlerweile gibt es einmal im Monat eine Ausnahme von der Regel, dann wird selbst gekocht. In der Gemeinde befinden sich einige gelernte Hauswirtschafterinnen, die angeboten haben, für die gesamte Gruppe zu kommen. „Das bringt ein bisschen mehr Pfiff rein“, freut sich Ursel Scholz.

Überhaupt ist sie begeistert vom Gemeinschaftssinn – beim „Ma(h)l“, aber auch sonst in der Gemeinde. „Hier fasst jeder mit an“, sagt die Markusschwester. „So eine Gemeinschaft habe ich noch nie erlebt.“

Das ist auch für viele der Gäste der wichtigste Grund, immer wieder dabei zu sein. „Ich komme wegen der Geselligkeit her und weil ich mir selbst kein Essen machen kann“, erklärt eine Frau. Sie leide unter Muskelschwund; zu kochen sei für sie zu anstrengend. „Ich bin von Anfang an dabei und habe nur einmal gefehlt, weil ich im Urlaub war“, erzählt sie begeistert.

„Hier lernt man Leute kennen“, freut sich Inge Galetzka, die schon seit Jahrzehnten im Viertel wohnt. Sie lebt alleine und ist froh, eine feste Anlaufstation zu haben. Gabriele Köhler ist dagegen gerade erst hergezogen. Sie hat kürzlich beim „Urlaub bei Markus“ mitgemacht, um neue Bekanntschaften zu schließen, „und ich habe mich sofort hier wohl gefühlt“. „Außerdem“, fügt sie hinzu, „ist für sich alleine kochen ja sowieso nicht so schön.“

Die Teilnahme am Mittagstisch ist nicht verpflichtend, man braucht sich nicht einmal anzumelden. Am Suppenmobil wird einfach Pi mal Daumen eingekauft. „Es ist wirklich ein Wunder: Es hat bisher immer gereicht“, sagt Ursel Scholz. „Und wir gehen immer zwei- oder dreimal rum – bis jeder satt ist. 

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Zur Feier des ersten Geburtstags gab es keine Suppe, sondern ein buntes Salatbüffet und Bratwürste. Foto: Neite