„Urlaub bei Markus“: Eine Sommerfreizeit für SeniorInnen stößt auf große Resonanz
Hildesheim. Es ist Mittwochmorgen, die Tür der Markuskirche steht sperrangelweit offen. Davor, auf dem Bürgersteig, ein Strandkorb mit Sonnenhut und ein Liegestuhl. Eine Tafel an der Tür heißt zum „Urlaub bei Markus“ willkommen und informiert auch gleich, was es heute gibt: Von der Andacht über meditativen Tanz oder Farb- und Typberatung bis hin zum abendlichen Nachbarschaftsfest ist alles dabei. Halbpension inklusive, was hier heißt: Ein warmes Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen am Nachmittag gehören mit zu diesem Sommerspecial, das es so in Hildesheim wohl noch nie gegeben hat.
Die „Markusschwester“ Ursel Scholz hat sich die Aktion ausgedacht: ein einwöchiges Ferienprogramm für ältere Menschen, also die Generation 60+. Durch Fördergelder des Sprengels Hildesheim-Göttingen und des Ortsrates Moritzberg-Bockfeld sind die Angebote mit wenigen Ausnahme kostenlos, jede und kann kommen, nicht einmal eine Anmeldung ist nötig. Letzteres habe ihr bei der Vorbereitung ein bisschen Sorgen gemacht, gesteht Ursel Scholz: „Man kann nicht richtig etwas organisieren, weil man gar nicht weiß, wer kommt.“
Es sind dann ziemlich viele gekommen. Gleich am ersten Abend, beim Film „Chocolate“ mit Juliette Binoche und Johnny Depp, war der Gemeindesaal mit 40 ZuschauerInnen gefüllt. Auch beim Mittagessen ist immer eine Menge los, bei den einzelnen Veranstaltungen kommen auch etwas mal weniger Leute. Im Schnitt machen 30 Menschen mit, die meisten davon sind Frauen.
An diesem Morgen teilt sich die Urlaubsgesellschaft. Ein halbes Dutzend hat sich für die Seniorengymnastik entschieden, die Gudrun Raubold gut gelaunt zu Klängen von „La Bamba“ anleitet. „Wichtig ist, das jedes Glied gut durch bewegt wird, und das geht auch im Sitzen“, sagt die erfahrene Übungsleiterin. Für die meisten ist die Seniorengymnastik allerdings nichts Neues. Sie wollen lieber wissen, was es mit dem Tai Chi auf sich hat. In einem großen Stuhlkreis zeigt Jean Magro, dass man auch die alte chinesische Bewegungskunst sitzend üben kann.
Jeder Tag lockt mit Freizeitangeboten wie Gedächtnistraining, Ratespiele, Vortrag oder Grillabend mit Live-Band. Zwei Ausflüge runden das Programm ab: ein mit spannenden Informationen gespickter Spaziergang an der Innerste und eine Fahrt ins Schulmuseum an der Domäne Marienburg. Dort seien sie von einer strengen Lehrerin begrüßt worden, berichten die TeilnehmerInnen. Eine musste sogar eine Eselskappe aufsetzen, weil sie die Sütterlinschrift nicht entziffern konnte.
„Das Angebot ist unheimlich vielseitig, und es ist so gemeinschaftsfördernd“, lobt eine Frau. „Sonst wird viel für Kinder und Jugendliche gemacht, an die Senioren denkt man nicht so sehr“, ergänzt eine andere, aber da bekommt sie schnell kontra: „In unserer Gemeinde kommen die Senioren nicht zu kurz.“
Wobei durchaus nicht alle aus der Markusgemeinde und dem Vier Linden-Viertel stammen. Aus Ochtersum, vom Moritzberg und aus dem Michaelisviertel sind an diesem Tag ebenfalls Gäste an den Ulmenweg gekommen, auch Katholiken befinden sich darunter. Neben der Neugierde, was es mit diesem „Urlaub bei Markus“ auf sich hat, ist vor allem der Wunsch nach neuen Bekanntschaften eine wichtige Triebfeder. Und das funktioniere bestens, sind sich alle einig: „Man ist überrascht, wieviel Freundlichkeit einem entgegenschlägt.“
Der letzte reguläre Urlaubstag bei Markus beginnt am Freitag um 10 Uhr in der Kirche, am Sonntag wird um 10 Uhr zum Abschluss ein Gartengottesdienst gefeiert. Das gesamte Programm ist im Internet zu finden www.markusgemeinde-hildesheim.de