
Pastor Reinhard Kiparski verabschiedet sich nach dem letzten Gottesdienst persönlich von seiner Gemeinde. Foto: Neite
Pastor Reinhard Kiparski nach elf Jahren in der Marthin-Luther-Gemeinde verabschiedet
Hildesheim. Reaktionsschnell fing Pastor Reinhard Kiparski die Osterkerze mit seiner Linken auf. Und mit der rechten Hand umklammerte er lachend ein Kleinkind, das den großen Kerzenständer gerade ins Wanken gebracht hatte. Diese kurze Szene während einer Taufe beschrieb Kirchenvorstand Chris Hasemann als Sinnbild für Reinhard Kiparskis Zeit als Pastor in der Martin-Luther-Gemeinde, die nun zu Ende geht. In seinen Abschiedsworten sagte Hasemann, dass Kiparski für Mensch und Kirche da war und dabei immer wieder dafür sorgte, wackelnde Angelegenheiten festzuhalten und aufzurichten.
Herausforderungen hatte Reinhard Kiparski einige zu meistern: Er brachte, zusammen mit Pastorin Baltruweit, wieder Ordnung und Ruhe in die Gemeindearbeit, als er vor elf Jahren von Peine nach Hildesheim kam. Die Konfirmandenarbeit in der Gemeinde wurde vereinheitlicht, der Kirchenvorstand stärker mit eingebunden. Und auch die Fusion mit der St. Thomas-Gemeinde 2010 sei ein solches Schwanken und Schlingern der Kerze gewesen, so Hasemann: „Es musste ein ganz neues Gleichgewicht austariert werden. Welche Prioritäten setzen, wo die Kräfte bündeln oder verteilen?“ Am Ende sei Kiparski und vielen anderen die Zusammenführung gut gelungen.
Auch Helmut Aßmann, Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, betonte, dass Reinhard Kiparski kein einfaches Arbeitsumfeld vorgefunden hatte, als er in der Martin-Luther-Gemeinde anfing. Die Gemeinde war im Umbruch, das ganze Quartier habe sich in der Zeit geändert. „Die evangelische Kirche musste sich auch immer wieder ein bisschen neu erfinden“, sagte Aßmann weiter. „Es gibt nirgendwo einen engeren Zusammenhalt auf ökumenischer Ebene als hier in der Nordstadt“, lobte Aßmann die Arbeit von Kiparski, der maßgeblich an der Öffnung der Kirche mitgearbeitet hatte. Eine seiner ersten Amtshandlungen, als er vor elf Jahren nach Hildesheim kam, war es bezeichnenderweise, den Stacheldraht von der Kirchenmauer entfernen zu lassen.
Die Zeit in der Martin-Luther-Gemeinde sei ihm eine Lebens- und Glaubenslehre gewesen, sagte Reinhard Kiparski seiner Abschiedsgemeinde in der Martin-Luther-Kirche: „Ich bin dankbar dafür, mit so vielen hier zusammengearbeitet zu haben, die mit viel Herz und Engagement dabei sind.“
In den Jahren seines Pastorats hat sich Reinhard Kiparski gegen das Trennende und für die Gemeinschaft eingesetzt. Der Nachbarschaftsladen im Sachsenring gehörte dazu und auch das große Nachbarschaftsfest im Jahr 2009. „Das Fest fand vorher immer im jährlichen Wechsel zwischen Johanniskirche und Martin-Luther-Kirche statt. Diesmal wollten wir es dazwischen machen, auf der Martin-Luther-Straße,“ sagte Kiparski. Anfangs hieß es, das könne man nicht einfach so machen, eine Straße abzusperren. „Natürlich geht das, wenn man es will,“ erinnerte sich Kiparski lachend an die Bedenken von damals, „und beim Fest waren die Straßen voll.“
Hasemann schenkte Kiparski im Namen der Martin-Luther-Gemeinde eine Radwanderkarte für seine neue Gemeinde in Bad-Pyrmont und einen Lebensmittelgutschein für kulinarische Köstlichkeiten, da er gerne koche. „Und wenn die Osterkerze einmal wackelt, raffen Sie den Talar, machen Sie einen kühnen Sprung und künden Sie mit herzlichem Lachen von Ihrer Liebe zum Beruf“, verabschiedete Hasemann Pastor Reinhard Kiparski unter langem Applaus der Gemeinde.