Pastor Christian Ceconi verlässt Hildesheim und startet in Toronto neu
Hildesheim. „Das hier ist eine der attraktivsten Gemeinden in der Hannoverschen Landeskirche“, sagt Pastor Christian Ceconi voller Überzeugung. Er beginnt sogleich, die Vorzüge der Markus-Gemeinde im Vier-Linden-Viertel aufzuzählen: „Der Kindergarten ist toll hier, wir haben einen Super-Kirchenvorstand, nicht nur kompetent, sondern auch mutig und beherzt. Die ganze Gemeinde strahlt eine große Herzenswärme aus. Als ich hier ankam, dachte ich: Hier ist die Raumtemperatur auf der emotionalen Ebene zwei Grad höher.“ Das war im August 2006. Genau sieben Jahre später geht Ceconi wieder – trotz der langen Liste dessen, was ihn eigentlich hier halten müsste. Am Sonntag, 30. Juni, wird er mit einem Gottesdienst um 15 Uhr in der Markuskirche verabschiedet.
Auslöser war eine Anzeige im Deutschen Pfarrblatt, das Angebot einer Pastorenstelle im kanadischen Toronto. „Wir sind vorher nie in Kanada gewesen“, gesteht der gebürtige Hannoveraner. Aber bei einer Tasse Kaffee mit seiner Frau Corinna, die als Ärztin am Klinikum tätig ist, wurde schnell klar, dass das ein spannendes Familienabenteuer werden könnte. Seine besondere Stärke sei es wohl, Aufbruchsituationen zu begleiten, Neues zu entwickeln und selber auch Neues zu wagen, sagt der Pastor. Genau das bietet Toronto.
Ursprünglich hatte Christian Ceconi eigentlich vor, Jura und VWL zu studieren. Doch während seiner zwei Jahre bei der Bundeswehr änderten Gespräche mit dem Militärseelsorger seine Pläne. Ceconi studierte Theologie, arbeitete zunächst in der Internetabteilung der Landeskirche und am pastoral-soziologischen Institut in Hannover, wurde Pastor in Woltershausen und kam über eine Zwischenstation in der Lukasgemeinde nach Hildesheim.
„Mal schauen, was geht“, so fasst der 42-Jährige die Stimmung in der Markusgemeinde zusammen. Es sei eine große Neugierde da, wie die Kirche der Zukunft aussehen könne, „wohlgemerkt, ohne das Alte über den Deich zu kippen“. Die Gemeinde habe ein Leitbild erstellt, neue Angebote von speziellen Gottesdienst- und Freizeitformen verwirklicht, Homepage und Öffentlichkeitsarbeit modernisiert, Ehrenamtliche dazu gewonnen. „Das liegt nicht allein am Pastor, sondern am ganzen Sozialgefüge der Gemeinde“, betont Christian Ceconi. Und es schlage sich sogar in einem stärkeren Besuch der Gottesdienste nieder.
Zwei große Aushängeschilder hat das Markus-Team in den letzten Jahren hervorgebracht. Einmal die „Markusschwester“, die neue, zeitgemäße Nachfolgerin der traditionellen Gemeindeschwester. Dieses Amt hat zur Zeit Ursel Scholz, die einerseits Aktionen wie die Nachbarschaftshilfe oder „Urlaub bei Markus“ initiiert, darüber hinaus aber auch ältere, allein stehende Menschen aufsucht und seelsorgerisch für sie da ist.
Das zweite Projekt hat über die Grenzen Hildesheims von sich reden gemacht und heißt Gospelkirche. Seit fünf Jahren ist diese Idee Ceconis ein wachsender Erfolg. „Die Leute suchen nach einer Bewegung, in die sie mit reingenommen werden“, sagt der Pastor, und die finden sie in den einmal im Monat stattfindenden Gospelgottesdiensten mit Chören und Livebands. Im Schnitt kommen 120 BesucherInnen, fast doppelt so viele wie zu den normalen Gottesdiensten, wobei 70 Leute in der Kirche „für hiesige Verhältnisse auch schon überdurchschnittlich“ seien, so Ceconi.
In Toronto werden es jeden Sonntag etwa 100 sein. Und das, obwohl die dortige Martin-Luther-Gemeinde dort nur 400 Mitglieder hat – gegenüber 1400 bei Markus. Die Menschen hätten ein engeres Verhältnis zu ihrer Gemeinde und nähmen zum Teil einstündige Anfahrten in Kauf, berichtet Ceconi. Gegründet wurde die Gemeinde in den 50er Jahren von deutschen AuswandererInnen – Christian Ceconi wird dort jeden Sonntag zweimal predigen, einmal in Deutsch, einmal in Englisch.
Sein Engagement in Kanada ist vorerst auf sechs Jahre begrenzt, so sieht es der Vertrag zwischen dem Entsendungsdienst der Evangelischen Kirche Deutschlands und der lutherischen Kirche in Kanada vor. Danach will das Ehepaar Ceconi mit seinen drei Kindern nach Deutschland zurückkehren. Oder da sein, wo er der nächste Aufbruch wartet.