
Dietrich Waltemate prägt seit 30 Jahren die Jugendarbeit im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt entscheidend mit
Hildesheim. „Man musste etwas Anständiges lernen, das war damals so“, erzählt Dietrich Waltemate. Und als er 1967) die neun Schuljahre auf einer Zwergschule im Weserbergland hinter sich hatte, tat er genau das: machte eine Lehre in der Metallbranche, baute fünf Jahre lang Lichtobjekte und Kronleuchter. Aber das war es nicht. „Du musst Diakon werden“, sagte sein früherer Lehrer, als Waltemate ihn um Rat bat. Und so begann er noch mal zu büffeln, holte die notwendigen Schulabschlüsse nach, studierte Religionspädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Hannover und wurde Diakon. Seit 30 Jahre prägt er nun die Jugendarbeit im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt entscheidend mit.
Die ersten fünf Jahre in seinem neuen Beruf erlebte Dietrich Waltemate in Göttingen, „da war ich klassischer Gemeindediakon“. Er leitete Jugendgruppen, betreute KonfirmandInnen, organisierte Seniorennachmittage, gab Gemeindebriefe heraus. Das war in den späten Siebzigern, der Hochzeit der Friedensbewegung. Sein Arbeits-Outfit passte perfekt: Lange Haare, lila Latzhose. Doch Dietrich Waltemate war durchaus zu Kompromissen bereit: Für Seniorennachmittage zog er auch mal ein Jackett über das T-Shirt.
1981 kam der erste Nachwuchs, die kleine Familie zog nach Ottbergen. Dietrich Waltemate übernahm den damals noch selteneren Part des Hausmanns, während seine Frau als Lehrerin das Geld verdiente. Dem Vater gefiel diese Rollenverteilung, doch „auf Wunsch meiner Frau“ kehrte er 1983 ins Berufsleben zurück und wurde Jugendwart im Kirchenkreis.
Zu der Zeit sei er im Kirchenkreisjugenddienst fast alleine gewesen; heute ist er Teil eines Teams von sechs Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Anfangs organisierte er vor allem Seminare – Fortbildungen für die jugendlichen Ehrenamtlichen, Berufsorientierungsmaßen, politische Workshops. „Übers Wochenende wegzufahren, war bei den Jugendlichen auch angesagt“, berichtet Dietrich Waltemate. Heute sei das Interesse an derartigen Veranstaltungen geringer, und vor allem mögen es viele nicht, sich längerfristig und verbindlich für etwas zu entscheiden.
„Der Beteiligungswille von Jugendlichen und ihr Grad der Selbstorganisation war sehr hoch“, sagt der Diakon über die Achtziger Jahre. Ein starkes Teamdenken habe sich mit dem Wunsch verbunden, politisch zu gestalten und etwas für andere zu tun. Aus diesem Geist heraus sei beispielsweise vor über 25 Jahren der Mitmach-Zirkus „MiMa“ entstanden, der bis heute einen wichtigen Teil der Jugenddienst-Arbeit ausmacht. Und auch der Stadtjugendring, in dem Waltemate bis zu dessen Auflösung vor ein paar Jahren mitarbeitete, wurde in dieser Phase ins Leben gerufen.
Inzwischen rücke die Gesellschaft das Individuum mehr in den Vordergrund, das sei bei den Jugendlichen nicht anders. Zudem habe das Interesse und auch die Fähigkeit nachgelassen, selbstverantwortlich zu gestalten, meint der Diakon. „Es ist eher so, dass wir Angebote entwickeln“ – die allerdings mit den Jugendlichen gemeinsam besprochen und auf ihre Ideen hin verändert würden. Auch der Kirchenkreisjugenddienst hat sich gewandelt und in letzten Jahren ein Profil entwickelt, das die Jugendkulturarbeit in den Fokus stellt. Außer dem Zirkus MiMa gibt es eine Bandbetreuung und Musikworkshops, Schwarzlichttheater und die Puppenspielbühne „Hamberlino“.
Auch nach 35 Jahren ist Dietrich Waltemate Feuer und Flamme für seinen Job als Diakon: „Ein toller Beruf, ich würde ihn immer wieder machen. Es gibt keinen Arbeitsalltag. Da ist eigentlich immer Ausnahmezustand. Und man berührt Leute. Das ist das Grandiose dabei.“