Einfach mal das Herz ausschütten

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Trägerkreis Beratungsstelle für Arbeitslose
Sie freuen sich auf das politische Kabarett mit Anny Hartmann zur Feier des 30-jährigen Bestehens des Trägerkreises Beratungsstelle für Arbeitslose: Vorsitzender Werner Hinz, Sozialarbeiterin Uta Friedemann und der zweite Vorsitzende Gerjet Harms. Foto: Barth 

Trägerkreis Beratungsstelle für Arbeitslose bietet seit 30 Jahren niedrigschwellige und unabhängige fachkundige Hilfe

Hildesheim. Der Trägerkreis Beratungsstelle für Arbeitslose (TBA) besteht seit 30 Jahren. Ob das überhaupt ein Grund zum Feiern wäre? Die Vorstandsmitglieder des Vereins waren zuerst gar nicht so sicher. Viel besser wäre es doch, eine solche Beratung würde nicht mehr gebraucht. Doch die Nachfrage nach einer unabhängigen, nicht kontrollierenden, sachkundigen Beratung lässt nicht nach. Und deshalb wird auch gefeiert, dass es die TBA gibt. Für Mittwoch, 29. Oktober, um 19 Uhr lädt sind Mitglieder, Unterstützer und Freunde in den Matthäus-Gemeindesaal in der Braunsberger Straße eingeladen. Anny Hartmann wird mit ihrem aktuellen politischen Kabarettprogramm „Ist das Politik oder kann das weg?“ auftreten.

Im Jahr 1984 wurde die Arbeitslosenberatung von einigen engagierten evangelischen und katholischen ChristInnen ins Leben gerufen. Ziel war es, Menschen ohne Arbeit aus der Isolation herauszuholen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und Solidarität zu fördern. Anfangs gab es daher in der Güntherstraße einen Arbeitslosentreff, wo auch gemeinsam gekocht und zusammen gefrühstückt wurde.

Seitdem ist die Beratungsstelle zweimal umgezogen: zunächst unter das Dach des Diakonischen Werkes in die Theaterstraße, danach in ein Büro über den Räumen des Asyl e.V. in der Einumer Straße, wo sie noch heute ihren Sitz hat. Auch habe sich der Schwerpunkt der Arbeit gewandelt, erläutert die Diplom-Sozialarbeiterin Uta Friedemann. Wer die TBA aufsuche, wünsche weniger Gesellschaft denn sachliche, fachgerechte Beratung für ganz konkrete Probleme.

Oft hätten die Arbeitslosen schon Schwierigkeiten, ihren Bescheid vom Jobcenter überhaupt sprachlich und inhaltlich zu verstehen. Häufig gebe es Fragen zum Zuverdienst, zur Berechnung von Ansprüchen in der Ausbildung oder mit Mini-Job sowie für Miet- oder Nebenkosten. Da ließen sich oft Missverständnisse in Ruhe aufklären, die in der Hektik des Beratungsalltags im Jobcenter nicht zur Sprache gekommen seien. Und die ohne eine rechtzeitige Klärung womöglich als Klage vor dem Sozialgericht gelandet wären.

Viele Arbeitslose seien verzweifelt, weil sie immer weiter Bewerbungen schreiben müssten, obwohl sie überhaupt nicht mehr an einen Erfolg glaubten, weiß Uta Friedemann. Ließen sie aber in ihren Bemühungen nach, würden ihre Bezüge gekürzt. Der TBA schaffe ein niedrigschwelliges Angebot, auch einfach mal das Herz auszuschütten, sagt der stellvertretende Vorsitzende Gerjet Harms: „Das sind doch immer Schicksale, die dahinter stecken.“ In manchen Fällen frage er sich, „wie ist es möglich, dass Menschen derart im Stich gelassen werden“, meint Werner Hinz, Pastor der Matthäus-Gemeinde und Vorsitzender des Trägerkreises.

Zu den rund 60 Mitgliedern des Träger-Vereins zählen viele evangelisch-lutherische Kirchengemeinden des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, außerdem der Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und der Hildesheimer Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Neben der Unterstützung der Kirchen erhält die Beratungsstelle kleine Förderungen von Stadt und Landkreis. Ein Förderprogramm des Landessozialministeriums sei zwar angekündigt, aber noch nicht in die Praxis umgesetzt, bedauert Uta Friedemann.

Sie ist mit einer Teilzeitstelle einzige hauptamtliche Kraft der Beratungsstelle. Im Jahr 2013 führte sie 736 Beratungsgespräche, mehr als 80 Prozent der Kontakte fanden persönlich in dem kleinen Büro in der Einumer Straße/ Ecke Lessingstraße statt. Wer eine Beratung wünscht, kann unter der Telefonnummer 0 51 21-13 35 85 mit Uta Friedemann einen Termin vereinbaren. Der TBA weist noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Feier des 30-jährigen Bestehens im Saal der Matthäusgemeinde stattfindet. In einigen früheren Veröffentlichungen wurde versehentlich ein anderer Ort genannt. Wiebke Barth