Was macht der Christstollen in der Krippe?

Nachricht Hildesheim, 01. Dezember 2014
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Susanne Paetzold hilft einer Famile beim beliebten Papierprickeln. Foto: Aue 

Beim „Adventsleuchten“ in St. Andreas erfahren Kinder und Erwachsene eine Menge über den Ursprung von Adventsbräuchen

Hildesheim. Ein Christstollen liegt in der kleinen Krippe und wirkt dort ein wenig fehlplatziert. Doch ein laminiertes Schild auf dem kleinen Tischchen klärt darüber auf, welche Tradition dahinter steckt: Der Christstollen soll an das in Leinen eingewickelte Christkind erinnern, mit einem weißen Puderzuckerüberzug . Bei der Kinderaktion „Adventsleuchten“ in der Andreaskirche am ersten Adventssonntag erfahren Kinder mit ihren Eltern mehr darüber – und auch über andere Adventsbräuche.

Etwas weiter daneben sitzt eine junge Mutter mit ihren beiden Kindern an einem Tischchen. Darauf liegen eine große, hölzerne Spekulatiusform, Papiermuster mit den typischen Ornamenten und eine Schüssel mit Weihnachtsgebäck. Die Mutter freut sich über das Angebot der Andreasgemeinde und hofft hier auch ein wenig mit anderen ins Gespräch zu kommen. „Der Zugang zum Advent ist ja für die Kinder heutzutage ein ganz anderer als früher“, meint sie und vermutet, dass der Advent einst durch die Gottesdienstbesuche ohnehin wesentlich präsenter war.

Dass Spekulatius ein besonderes Weihnachtsgebäck ist, erfährt wiederum d Organisatorin und Diakonin Susanne Paetzold von einer indischen Familie: „Sie kannten das Gebäck nicht, obwohl viele der Keksgewürze in Indien hergestellt werden, und wollten wissen, ob es auch vegetarisch sei“, erzählt sie und freut sich über den ungewöhnlichen Austausch zu Adventsbräuchen. 

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Was hat es eigentlich mit den Spekulatiuskeksen auf sich? Antworten gab es beim Adventsleuchten in der Andreaskirche. Foto: Aue 

Neben der Ecke mit Weihnachtsgebäck können Kinder und Erwachsene an zwei Tischen basteln. Einige gießen Wachssterne mit Hilfe in einer Wasserschale und mehrerer Formen, andere bekleben Kerzengläser bunt. „Gerne wird auch Papier geprickelt“, erzählt Susanne Paetzold. Prickeln, das heißt kleine Löcher in Papier zu stechen, so dass sich am Ende schöne, lichtdurchlässige Ornamente ergeben. Sie erinnern ein bisschen an die Fensterkunst in der Andreaskirche.

Zweimal gibt es in den zweieinhalb Stunden des besinnlichen Miteinanders zudem ein kleines Schattentheaterstück. Die kleinen und großen KirchenbesucherInnen können mehr über die biblische Geschichte von Maria und dem Erzengel Gabriel erfahren, der ihr die Botschaft überbrachte, dass sie schwanger war. Zwei ehrenamtliche Spielerinnen, Wiebke und Ines Froböse, führen die Schattenfiguren, die Geschichte erzählt Evelyn Abraham.

Rund fünfzig große und kleine Besucher kann Paetzold zum Adventsleuchten am Ende zählen, das mittlerweile das dritte Mal stattgefunden hat. Die Diakonin und Kirchenpädagogin, die vor allem Kinderprojekte in den Innenstadtkirchen St. Andreas, St. Lamberti und St Michaelis leitet, ist mit dem Zuspruch zufrieden. Zu viel Trubel schade den Inhalten nur. Das Adventsleuchten versteht sie als Ergänzung und Alternative zu anderen Veranstaltungen in der Stadt. „Wenn ich zur Adventszeit unterwegs bin, wird fast überall immer nur Musik angeboten.“ Dabei sei Advent doch viel mehr.  Florian Aue