Großes Bänkerücken in St. Andreas

Nachricht Hildesheim, 11. April 2014
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Justin Gancarz, Daria Sowada, Christopher-Jürgen Keine, Caroline Dubovnik und Marcel Ochsmann vom Labora-Anstoß-Projekt halfen beim Ausräumen der Bänke. Foto: Neite  

Neue Raumwirkung und Impulse für die Hildesheimer Bürgerkirche

Hildesheim. „So viel Spaß habe ich in einer Kirche selten gehabt“, freut sich Christopher-Jürgen Kiene nach getaner Arbeit. Der „Spaß“ hat darin bestanden, die Andreaskirche freizuräumen. Nicht alleine freilich, sondern gemeinsam mit vier anderen Jugendlichen aus dem Labora-Anstoß-Projekt, mit Küster Uwe Merten und Sozialpädagogin Alexandra Beck. Schließlich handelte es sich um 44 Holzbänke, jede zehn Meter lang und geschätzte 80 Kilo schwer. Nach anderthalb Vormittagen war der Job erledigt.

Einmal im Jahr kommt der Kirchenvorstand der St.-Andreas-Gemeinde zu einer Klausurtagung zusammen, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. „Mehr Lebendigkeit, mehr Öffnung“ sei beim letzten Mal im Februar die Devise gewesen, so Pastor Detlef Albrecht. Nur wie? Plötzlich stand eine Idee im Raum: „Die Bänke müssen raus!“ Für eine Weile will man es mit Stühlen statt mit Bänken probieren, nicht klassisch nach vorne ausgerichtet, sondern eher im Fischgrätenmuster oder als großes Halbrund. „Das müssen wir mal probieren, wenn die Kirche leer ist“, so Uwe Merten.

„Ich bin ja offen für Experimente“, sagt der Küster – auf die Idee des Kirchenvorstands habe er daher gelassen reagiert. „Na ja, gelassen war die zweite Reaktion“, kommentiert Detlef Albrecht schmunzelnd. Denn dass es eine ziemliche Wuchterei werden würde, war allen von Beginn an klar. Das Angebot des Kirchenvorstands, beim Ausräumen mithelfen zu wollen, lehnte Uwe Merten ab: Die jüngeren Mitglieder müssen tagsüber arbeiten, die anderen sind etwas zu alt für die schwere Arbeit.

„Und wir stehen ein bisschen unter Zeitdruck“, bekennt Detlef Albrecht. Denn spätestens am Gründonnerstag (17. April) sollte die Kirche leer sein. Da wird in St. Andreas traditionell ein Tischabendmahl gefeiert. Bisher war es immer im Mittelgang aufgebaut und ein ziemlich enge Sache. Diesmal hat man reichlich Platz. Dank der Hilfe der Labora-Jugendlichen sind alle Bänke rechtzeitig an die Seiten geräumt.

Pastor Albrecht erhofft sich Impulse für die Gemeinde. „Wenn man die Bänke herausräumt, entstehen ganz neue Gedanken und Ideen“, sagt er optimistisch. „wir sind sehr gespannt, was das für ein Osterfest wird und wie die Gemeinde reagiert.“ „Sie werden härter sitzen“, fügt Uwe Merten ganz pragmatisch hinzu. Für die 450 Stühle gibt es nämlich keine Kissen.

Noch ist unklar, wie lange St. Andreas bankfrei bleiben soll. Mindestens vier Wochen werden es sein, spätestens zum Abiturgottesdienst im Sommer müssten die Bänke aber wieder an ihren alten Plätzen sein. Gelegenheit, die neue Raumwirkung zu erleben, gibt es unter anderem beim Tischabendmahl am Gründonnerstag um 19 Uhr. Und am 27. April um 18 Uhr wird die große ökumenische Ausstellung „Gesichter des Christentums“ eröffnet.