90 Teilnehmer beim Tag der Besuchsdienste des Kirchenkreises
Hildesheim. Wer Trauernden begegnet, fühlt sich oft hilflos, will trösten, findet aber die richtigen Worte nicht. Wer im Dienst der Kirchengemeinde alte und kranke Menschen besucht, wird häufig mit Verlust und Schmerz konfrontiert. „Umgang mit der Trauer“ war deshalb auch das Thema des Tages der Besuchsdienste im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt.
90 Teilnehmer aus den Gemeinden des gesamten Kirchenkreisgebietes kamen dafür in das St.-Lamberti-Gemeindehaus nach Hildesheim. Zu der Veranstaltung eingeladen hatten der Seelsorgeausschuss des Kirchenkreises sowie Pastorin Meike Riedel als Beauftragte für die Besuchsdienste.
Für ihr Impulsreferat zu Beginn des Vormittags wählte Pastorin Christine Aden-Loest das Bild der Klagemauer und des Brunnens für verschiedene Ausdrucksformen der Trauer: An der Klagemauer stehe jeder allein, fühle sich aber mit anderen Klagenden verbunden und dadurch getröstet – so sei es auch in einer Selbsthilfegruppe oder wenn Freunde und Verwandte die eigenen Gefühle mitteilten.
Der Brunnen stehe für das Hinabtauchen in die eigenen Gefühle, die oft Angst machten. Trauer mache verletzlich, aber sie lasse sich nicht unterdrücken. Bestimmte Bilder oder Klänge könnten den Schmerz noch lange nach dem Verlust eines geliebten Menschen wieder ans Tageslicht befördern. „Es gibt kein Zauberwort“, sagte Pastorin Aden-Loest. „Aber in unserer Seele ist alles bereitgestellt, mit Trauer umzugehen.“
Pastoren und Pastorinnen mit Erfahrung in der Krankenhaus- oder Notfallseelsorge sowie Trauerbegleiterinnen aus dem Verein „Geborgen bis zuletzt“ boten dann Workshops an, sodass sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in kleinen Gruppen über persönliche Erfahrungen austauschen konnten. Wie geht man mit Wut und Aggression des Gegenübers um? Wie kann die Großmutter ihre jugendlichen Enkel trösten, die den Vater verloren haben? Wie soll man mit der krebskranken Freundin sprechen, die ihren nahenden Tod verleugnet?
Ein Patentrezept hatte niemand. Dass Trauer Zeit brauche, hatten viele schon erfahren, Durchhalteparolen wie „Kopf hoch“, „Das Leben geht weiter“ seien da nicht hilfreich. Der Weg aus der Trauer verlaufe nicht gradlinig, sagte Pastor Cord Muckelberg: „Das kann ein ganz schönes Karussell sein.“ Wut nicht persönlich zu nehmen, rieten die Teilnehmer, über eigene Gefühle zu sprechen und möglichst ehrlich zu sein. „Aber der Andere darf dann auch sagen, lass mich in Ruhe, ich will nicht darüber reden.“