„Ein guter Ort“

Nachricht Hildesheim, 24. September 2014
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Degeners Tochter Maria-Elisabeth Hansch und ihr Bruder Kurt Degener freuten sich, dass der Grabstein so nah am Pfarrhaus einen Platz gefunden hat. Foto: Balzer 

Der Grabstein des ehemaligen Michaelis-Pastors Kurt Degener steht jetzt an der Ostseite der Michaeliskirche

Hildesheim. An der Ostseite von St. Michaelis – zwischen Pfarrhaus und Kirche – ist der Grabstein des ehemaligen Michaelis-Pastors Kurt Degener aufgestellt worden. An der feierlichen Gedenkstunde nahmen auch Tochter und Sohn des 1978 verstorbenen Geistlichen teil. Degener hatte maßgeblich den Wiederaufbau der Kirche nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg vorantrieben.

Zuvor traf sich rund 50 Interessierte in der Kirche zum Mittagsgebet „15 Minuten Wort und Musik“. Pastor Dirk Woltmann erinnerte bei dieser Gelegenheit an das Wirken Degeners, der 1949 Superintendent in Hildesheim wurde und 1956 als Landessuperintendent nach Osnabrück ging.

„Es ist nicht so selbstverständlich, wie es aussieht, dass St. Michaelis auf diesem Hügel steht“, so Woltmann. Vom großen Brand der Kirche 1034, über Pläne im 19. Jahrhundert, die Kirche ganz abzureißen, bis hin zur verheerenden Bombennacht vom 2. März 1944, in der mit Alt-Hildesheim auch St. Michaelis unterging. „Diese Kirche ist auch ein Werk, das an bestimmten Namen hängt, das persönlichen Einsatz gefordert hat“, sagte der Pastor in seiner Andacht.

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Mit einer kleinen Feierstunde wurde die Aufstellung des Grabsteins gewürdigt. Pastor Dirk Woltmann (links) und Superintendent Helmut Aßmann (2.v.r.) mit den Angehörigen Kurt Degeners. Foto: Balzer 

Vor allem die Unterstützung Degeners durch den amerikanischen Juden Bernard Armour, der – wenige Jahre nach dem Holocaust – viel Geld spendete, um den Wiederaufbau der Michaeliskirche voranzutreiben, hob der heutige Pastor der Kirche hervor. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Männer, die durch einen umfangreichen Briefwechsel belegt ist, sei als große Geste der Versöhnung nach den Jahren des Nationalsozialismus zu betrachten. Der Grabstein Kurt Degeners sei also auch eine Erinnerung an Zerstörung und Wiederaufbau. Und, nicht zuletzt, an „das ansteckende Engagement, das Degener ausmachte“.

Anschließend trat man gemeinsam in den Sonnenschein vor der Kirche, um der feierlichen Aufstellung des Grabsteins im Osten St. Michaels beizuwohnen. Die Angehörigen legten Kränze nieder. Helmut Aßmann, Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, wies auf den Bibelvers Hiob 19 hin, der sich auf Degeners Grabstein und auf dem Sarg Bernwards wiederfinde. Außerdem würdigte Aßmann die Architekten, die in der langen Geschichte St. Michaels, zwischen Zerstörung und Restaurierung, ihren Anteil geleistet hätten.

Besonders gerührt zeigte sich Degeners Tochter Maria-Elisabeth Hansch von der Veranstaltung – nicht zuletzt, weil der Kirchenvorstand einen Platz nahe des Pfarrhauses, in dem sie und ihre Geschwister geboren wurden, für den Grabstein ausgesucht hatte. „Als die Liegezeit des Grabsteins meines Vaters abgelaufen war, haben wir uns mit den Verantwortlichen hier in Verbindung gesetzt“, erzählte Maria-Elisabeth Hansch.

Es sei der gemeinsame Wunsch der Familie gewesen, dass Degeners Grabstein bei der Michaeliskirche aufgestellt würde. Auch für ihren Bruder Kurt Degener, der jahrzehntelang in Amerika lebte, sind mit der Michaeliskirche viele Erinnerungen verbunden. „Meinem Vater lag sehr viel an dieser Kirche“, so Degener, „auch wenn er um seinen Anteil am Wiederaufbau später nicht mehr viel Aufhebens machte.“

„Er war für uns alle der Altvater“, sagte Degeners Schwiegersohn Hans-Neithard Hansch, selbst Superintendent im Ruhestand. „Mein Schwiegervater war ein agiler und in manchem auch kämpferischer Mann.“ Degener sei immer voll bei der Sache gewesen, so Hansch. Für seine Familie und für seine Kirche. Maximilian Balzer