Der ökumenische Kreuzweg der Jugend in der Andreaskirche schockiert, informiert und fordert zum Handeln auf
Hildesheim Was können wir tun, wenn wir nichts mehr tun können? „Bäume pflanzen“, „träumen“ und „beten – tatsächlich beten“. Auf kleinen Post-it's festgehalten, bietet die Station einer 8. Klasse der Michelsen-Schule viele mögliche Antworten. Inspiriert vom Isenheimer Altarbild hatten die SchülerInnen drei Wochen Zeit, ihren Beitrag zum diesjährigen ökumenischen Kreuzweg der Jugend zu gestalten. Die Blickrichtung der Jugendlichen: Was macht Leiden, wo betrifft es mich und wie stelle ich das dar?
Die Vorlage, der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, sollte der Erbauung von Pestkranken im frühen 16. Jahrhundert dienen. Er zeigt den gekreuzigten Jesus, leichengrün, abgemagert und von Narben und Pusteln verunstaltet. Als Gegenentwurf dazu dient der Liedruf „Jener Mensch Gott“, er ist aufbauend und gibt kreative Anstöße, das Leid als Handlungsaufforderung zu begreifen.
Die Jugendlichen tun genau das. In sieben Stationen, die bis zum 27. März in der Andreaskirche aufgebaut sind, zeigen sie zunächst viele Arten des Leidens – Sucht, Hunger, Krieg, die Folgen von Massentierhaltung, Bilder von Flüchtlingsbooten und Zeitungsartikel über sexuellen Missbrauch. Doch liegt der Fokus nicht auf der Darstellung von Leid, sondern auf dem Umgang damit und den Konsequenzen, die man daraus zieht. Schülerinnen einer sechsten Klassen der Michelsenschule, die den Kreuzweg besuchen, beschreiben ihre Eindrücke: „Gut finde ich, dass klar wird, man soll nicht zugucken, sondern helfen“, sagt Sophie (11). „Die Bilder des Altars sind sehr heftig, so was bekommt man sonst nicht zu sehen, aber es ist auch wichtig sich mit diesen Themen zu beschäftigen.“, pflichtet ihr Hannah (12) bei.