Krippenspiele brauchen viel Planung und Organisation – schon jetzt
Hildesheim. Weihnachten kommt ja immer so plötzlich. Besonders, wenn man nicht nur für Weihnachtsbaum, Geschenke und Braten zu sorgen hat, sondern auch noch ein Krippenspiel für den Gottesdienst am Heiligen Abend einüben will. Denn bevor Maria und Josef, Engel und Hirten für aufgeregte Kinder und festlich gestimmte Erwachsene die Weihnachtsgeschichte spielen, gibt es sehr viele organisatorische Details zu bedenken: Wie können sich fünf Hirten oder eine ganze Horde Engel hörbar machen, wenn es nur zwei Mikrofone in der Gemeinde gibt? Was, wenn die einstudierten Wege zum Altar am entscheidenden Tag von Kinderkarren und Rollatoren verstellt sind? Wie bringt man 25 spiellustige Kinder in einem Stück unter, das nur Rollen für zehn bietet?
Um sich frühzeitig gegen alle organisatorischen Fallstricke zu wappnen, nutzten Frauen aus Stadt und Landkreis Hildesheim ein Angebot des Kirchenkreisjugenddienstes im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und nahmen an einem Vorbereitungstreffen teil. Diakonin Susanne Paetzold, die selbst abwechselnd in den Innenstadtgemeinden St. Andreas, St. Michael und St. Lamberti die Krippenspiele einstudiert, hatte dazu eingeladen. Mit dabei: Katharina Reinhard, Dramaturgin mit Theatererfahrung und seit Dezember Mitarbeiterin des Michaelisklosters im Arbeitsbereich Kindergottesdienst.
Sie hatte schon einen praktischen Tipp für den Anfang: Das Michaeliskloster halte 350 Krippenspiele vor, aufgelistet in einer Tabelle nach bestimmten Suchkritierien: Wie viele Mitspieler sind dabei, in welchem Alter? Soll es Musik geben oder tritt ein Chor auf? Katharina Reinhard riet den adventlichen Regisseurinnen, sich zu Beginn einen inhaltlichen Schwerpunkt zu setzen und daran festzuhalten, um während der Proben eine Leitlinie zu haben.
Die Dramaturgin ermutigte dazu, mit Textvorlagen sehr frei umzugehen und sie nach Bedarf umzuschreiben. Außerdem sei Texttreue längst nicht so wichtig wie ein echtes Verstehen der Situationen und Gefühle. Krippen-Schauspieler, die wirklich begriffen hätten, dass sie gerade wütend, ängstlich oder überglücklich seien, könnten das auch ausdrücken – im Zweifelsfall eben in eigenen Worten. Eine Schwierigkeit der Improvisation, so wussten die Frauen mit Krippenspielerfahrung: Die anderen Kinder seien verunsichert, falle nicht das erwartete Stichwort.
Mit Bühnenbild und Requisiten, da waren sich alle einig, sei sparsam umzugehen. In Umbaupausen könne man leicht die Aufmerksamkeit des Publikums verlieren, zumal am Weihnachtsabend die Kirchen sehr voll sind und Zuhörer sich leicht durch die allgemeine Unruhe ablenken lassen. Und Requisiten störten die Kinder oft beim Spiel – wie sollten sie frei agieren, wenn die Krone rutsche oder sie gleichzeitig mit Mikro und Hirtenstab zu hantieren hätten?
Die Talente und Hobbies der Kinder, so Katharina Reinhard, sollten die Spielleiterinnen möglichst mit einbauen, sei es nun Ausdruckstanz oder Breakdance, klassischer Gesang oder eine Punkrock-Band. Das alles zusammen, so Katharina Reinhard, „das muss nicht gut werden. Aber wenn alle Lust haben, dann kann das unheimlich gut werden und die ganze Bandbreite der Emotionen ausdrücken.“ Wiebke Barth