Michaelisheim feiert Geburtstagsfest für die ganze Nachbarschaft

Nachricht Hildesheim, 26. September 2014

60-Jähriges Bestehen des Heimes am Fuße der Michaeliskirche

 Hildesheim. Die Fenster sind frisch geputzt, die Beete geharkt: Das Michaelisheim schmückt sich für seinen Geburtstag. Das Haus zu Füßen der Michaeliskirche gehörte zu den ersten Einrichtungen in Hildesheim, die nach dem Krieg alleinstehenden Menschen ein neues Zuhause boten. Am Freitag, 26. September, feiert das evangelische Heim sein 60-jähriges Bestehen. Zwar zogen die ersten Frauen schon 1953 im Langen Hagen ein, mit der Feier seines runden Geburtstags wartete das Heim aber, bis die Bauarbeiten in der Nachbarschaft beendet waren. Denn gefeiert wird nicht nur im Haus, sondern auch auf der Straße und auf dem Michaelishügel.

Die gute Nachbarschaft im Quartier gehöre zu den Pluspunkten des Hauses, findet Karin Rodenberg, die seit 2009 Leiterin des Michaelisheims ist. Die evangelische Michaelis-Kirchengemeinde, traditionell dem Heim verbunden, sorgt nicht nur für die 14-tägigen Gottesdienste. Aus der Gemeinde kommen auch viele der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Darüber hinaus habe die Quartiersinitiative Mittendrin in den letzten Jahren Leben in das Viertel und die Institutionen einander näher gebracht.
63 Frauen und Männer leben im Michaelisheim, sie werden betreut von rund 45 Mitarbeitenden in der Pflege, der Küche, der Verwaltung und im begleitenden Dienst. Hinzu kommen die Ehrenamtlichen, die mit Filmabenden oder Malkursen für Unterhaltung sorgen, sich um Garten und Blumen kümmern, Kleidung flicken oder einfach Gesellschaft leisten.

Ein voll belegtes Heim sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr, weiß die Heimleiterin. Dank verbesserter ambulanter Strukturen könnten die Menschen länger in der eigenen Wohnung bleiben: „Das ist keineswegs nur eine Kostenfrage, das bedeutet ja auch Lebensqualität.“ Der Umzug in ein Heim stehe eben erst an, wenn die Menschen viel Hilfe benötigten. Das ist allerdings nicht immer eine Frage des Alters: Im Michaelisheim wohnen auch einige Menschen zwischen 50 und 70 Jahren, die durch Krankheit pflegebedürftig geworden sind. Zurzeit, so Karin Rodenberg, müssten manchmal sogar Anfragen abgewiesen werden. Da die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims Theaterresidenz nach einem Brand alle umziehen mussten, seien die Hildesheimer Altenheime derzeit sehr ausgelastet.

Die Lage in der Innenstadt habe ihre Vor- und Nachteile, sagt die Heimleiterin. Es fehle dem Heim an Raum sich zu erweitern, Flure und Aufenthaltsbereiche wirkten daher nicht so großzügig wie in neueren Altenheimen. Dafür sei es einfacher, am Stadtleben teilzunehmen: Wenn Verwandte oder Ehrenamtliche den Rollstuhl schieben, ist der Weg in die lebendige Innenstadt, in ein Café, auf den neu gestalteten Domhof oder in den blühenden Magdalenengarten für die Bewohner und Bewohnerinnen des Michaelisheims nicht weit. Außerdem gibt es für sonnige Tage einen schön gestalteten, begrünten Innenhof und einen Vorgarten mit Blick auf die Michaeliskirche.

Die Adelsfamilie Rautenberg hatte 1509 auf dem Eckgrundstück an der Michaeliskirche ein schmuckes Fachwerkhaus als ihren Stadtsitz erbauen lassen. Als es keine Nachkommen mehr gab, wechselte das Haus mehrfach die Besitzer, bis es im 19. Jahrhundert eine Töchterschule und Pension beherbergte. Das Fachwerkhaus überstand den Bombenangriff von 1945 nicht, wohl aber die auffallende Außentreppe mit dem verzierten schmiedeeisernen Geländer. Die Treppe steht auch heute noch am neu errichteten Gebäude.
Dies entstand nach Kriegsende auf die Initiative des Michaelispastors Kurt Degener. Angesichts der Wohnungsnot wollte er Unterkünfte gerade für alleinstehende Frauen schaffen. 50 Zimmer und eine Gemeinschaftsküche waren in dem Haus untergebracht, das fortan als Damenstift diente, seit 1960 von Diakonissen geleitet. Erst in den 1970er Jahren wandelte es sich aufgrund der veränderten Bedürfnisse in ein Alten- und Pflegeheim. 1980 entstand ein Anbau für Fahrstuhl und Pflegestation. Seit 2004 ist das Michaelisheim Mitglied des Pflegeverbunds Diakonie Hildesheim. Wiebke Barth

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Das Fachwerkhaus fiel dem Bombenangriff von 1945 zum Opfer, doch die Treppe mit ihrem schönen Geländer blieb stehen.

Die alte Treppe am neuen Gebäude führt zum Eingang des Michaelisheims. Es gibt jedoch auch einen ebenerdigen Zugang an der Seite. Foto: Barth

Ein Ausflug zur Stadtbesichtigung: Wenn Angehörige und Ehrenamtliche den Rollstuhl schieben, sind vom zentral gelegenen Michaelisheim interessante Ziele schnell erreicht.

Die Klinik-Clowns Socke und Petronella werden auch zur Feier des 60-jährigen Bestehens im Michaelisheim unterwegs sein, um in den Zimmern für Spaß und gute Laune zu sorgen.

Das Michaelisheim liegt in direkter Nachbarschaft zu Füßen der Michaeliskirche. Viele Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich der Gemeinde verbunden, doch im Heim leben heute Menschen verschiedenster Konfessionen und Glaubensrichtungen.

Der Singkreis gehört zu den regelmäßigen Angeboten zur Unterhaltung im Michaelisheim. Foto: Barth