Gemeinsam ist das Zauberwort

Nachricht Hildesheim, 16. Mai 2014
marshmellow
Gratis-Marshmellows brachten vor allem das junge Publikum in Bewegung. Foto: Neite 

Inklusives Zirkusprojekt in der Nordstadt zieht ein 200-köpfiges Publikum an

Hildesheim. Falls noch jemand einen Job braucht, in der Nordstadt wird ein Tierpsychologe gesucht. Einzige Bedingung: Er oder sie muss Marshmellows dabei haben. Wenn möglich in rauen Mengen. Bei der Vorstellung des Zirkus MiMa auf der Martin-Luther-Wiese gab es so jemanden, und man darf klar festhalten: Dieser Beruf hat Zukunft.

MiMa, der Mitmachzirkus des evangelischen Kirchenkreis-Jugenddienstes, machte diesmal mit einem besonders großen und vielfältigen Ensemble seine Aufwartung. Die Inklusionsklasse 3c der Grundschule Nord, angehende HeilerziehungspflegerInnen der Herman-Nohl-Schule und Menschen aus Lebenshilfe tummelten sich im Halbrund der Manege – 60 Kinder und Erwachsene mit und ohne Behinderung, die die Begeisterung für den Zirkus teilen.

Eine Woche lang hatten draußen auf der Wiese die ArtistInnen trainiert, immer den ganzen Vormittag lang bei nasskaltem Ekelwetter. Doch die Vorstellung auf dem Gelände der Martin-Luther-Gemeinde entschädigte für kalte Stunden und Laufnasen. Das Publikum drängte sich bei strahlendem Sonnenschin dicht an dicht, weit über die Abmessungen des Zelts hinaus. Mehr als 200 Zuschauerinnen und Zuschauer feuerten Akrobatinnen, Jongleure, Zauberer, Clowns und Tänzerinnen an.

Sogar Bob der Baumeister und seine Crew gaben ihre Visitenkarte ab. Der Zirkusdirektor hatte reichlich zu tun, seine Riesen-Kompanie dirigieren, und packte seine Ansagen mitunter in Reimform: „Ob Stock, Stein oder Keule: Hauptsache, es gibt keine Beule.“ Den krönenden Abschluss bildeten die „Schneebällchen“ mit einer eindrucksvollen Laufkugelshow. Wie schwer das ist, konnten Mutige anschließend selbst ausprobieren, ebenso den Balance-Akt auf dem Drahtseil.

Diakonin Katrin Bode, die das Projekt gemeinsam mit Frank Auracher vom Stadtteilbüro Nordstadt.Mehr.Wert der Lebenshilfe ausgeheckt hatte, freute sich über den Erfolg: „Ich finde, so etwas passt in die Nordstadt. Das war heute ein Auftakt für ganz viele Projekte, die hier gemeinsam stattfinden.“ Gemeinsam ist das Zauberwort, so wie jetzt bei der Kooperation von evangelischer Gemeinde, Lebenshilfe, Herman-Nohl-Schule und Grundschule Nord. „Wir kommen gar nicht mehr auf die Idee, etwas allein zu machen“, sagte Katrin Bode nachdenklich. „So wie wir zum Beispiel früher Gemeindefeste gefeiert haben – das würde uns heute nicht mehr einfallen.“

Die Wiese an der Martin-Luther-Kirche, so der Plan, soll sich zum Zentrum der Nordstadt mausern. Ganz gewiss wird sie das vom 18. bis 23. August sein, wenn hier der „Nordstadtstrand“ öffnet, ein großes Gemeinschaftsprojekt mit Sonnenliegen, Bar, Gute-Nacht-Geschichten in der Kirche und vielen Aktionen. Und am besten mit Marshmellows. Säckeweise.