Martin Söffing wird am 2. Februar in Hasede zum Pastor ordiniert
Hasede. „Nach dem, was uns heute beigebracht wird, war das religionspädagogisch eigentlich eine Katastrophe“, erzählt Martin Söffing über seine Erlebnisse im Kindergottesdienst. Eigentlich. Doch für den gebürtigen Hildener, der im Bergischen Land groß geworden ist, war Kindergottesdienst in Radevormwald eine erste prägende Begegnung mit der Kirche. Nun, mit 33 Jahren, übernimmt er seine erste Gemeinde. Am Sonntag, 2. Februar, wird Martin Söffing in der Haseder St.-Paulus-Kirche von Landessuperintendent Eckhard Gorka zum Pastor ordiniert.
Vom „Kigo“ wechselte“ wechselte Söffing so bald wie möglich in den Erwachsenengottesdienst. Weitaus mehr als die Geschichten für Kinder zogen ihn die Predigten an. „Als Jugendlicher waren mir die Denkanstöße wichtig“, berichtet er. Der Pastor habe zwar sehr kopflastig gepredigt, „eher Vollkornbrot“, doch das habe ihn kein bisschen gestört. Im Gegenteil: „Dass man die Woche über daran zu kauen hatte, hat mir gut gefallen.“ Selber bevorzugt er allerdings einen anderen Weg. „Ich gebe mich in der Predigt zu erkennen, möchte erfahrungsbezogen predigen“, sagt Martin Söffing. Und: „Erzählend predigen ist ein wichtiges und spannendes Mittel zur Predigtgestaltung für mich.“
"Wir gehören zu einer großen Erzählgemeinschaft", so Söffing weiter. "Schon im alten Israel haben Menschen ihre Erfahrungen mit diesem Gott, der aus der Gefangenschaft ruft und in die Freiheit führt, weitererzählt. Die eindrücklichsten Zeugnisse über Jesus sind die Erzählungen der Evangelien. Ich finde es wichtig, sich das bewusst zu machen. Warum sollten wir also nicht weitererzählen, was wir gehört und erlebt haben? In der Ausbildung wurden wir ermuntert, Neues in der Predigt auszuprobieren: erzählend zu predigen, bewusst mit dem Medium Sprache umzugehen."
Gleich nach der Schule und dem Zivildienst hat Söffing sein Theologiestudium begonnen, allerdings zunächst nicht mit der Idee, Pastor zu werden. Sondern „rein aus Interesse“. Die Geschichte des Glaubens und der Austausch darüber hätten ihn fasziniert – auch inspiriert durch den guten Religionsunterricht in der Oberstufe. Erst im Laufe des Studiums in Halle an der Saale, seiner dritten Station nach Wuppertal und Bochum, sei die Einsicht gewachsen, dass Theologie spannender sei, wenn sie nicht reine Wissenschaft bleibe, sondern mitten im Leben einer Gemeinde stehe.
Trotzdem ging er nach dem Examen nicht ins Vikariat, sondern wurde Wissenschaftlicher Assistent an der Universität in Bochum. Nach anderthalb Jahren zog er einen Schlussstrich unter sein Promotionsvorhaben – „an der Uni zu bleiben, wäre nicht meins, es hat einfach nicht gepasst“. Und so begann er in Hattorf am Harz sein Vikariat. Das erste Vierteljahr arbeitete er nicht in der Gemeinde, sondern in der Schule. „Da habe ich gemerkt, dass die Beziehungsarbeit die Grundlage für alles andere ist“, sagt Martin Söffing. Eine positive Grundeinstellung und Offenheit gegenüber Glaubensfragen sei bei den Jugendlichen wichtiger als die Inhalte.
Fast 3000 Gemeindemitglieder wird er nun betreuen. Die zwei Predigtstätten, die Friedenskirche in Ahrbergen und St. Paulus in Hasede, hat er sich natürlich schon angesehen: „Es sind beides schöne liturgische Räume, in denen ich mich wohlfühle.“ Für den Start lautet die Devise: „Erstmal möchte ich reinkommen und zuhören.“ Es gebe ja gewachsene Strukturen, und er müsse zunächst herausfinden, was die Kirche für die Menschen hier bedeute. Erst dann wolle er gemeinsam mit der Gemeinde und dem Kirchenvorstand „schauen, was wir Neues ausprobieren möchten“.
Ein Novum ist aber bereits in Planung: Viermal im Jahr möchte Martin Söffing, der besonders Thomas Mann und Peter Handke verehrt, einen Literaturgottesdienst gestalten. Denn Literatur biete, ebenso wie biblische Texte, „eine Verdichtung von Erfahrung“. Seiner ersten Pastorenstelle blickt er mit Vorfreude entgegen: „Ich möchte gemeinsam mit den Menschen Gemeindeleben gestalten. Nach langer Ausbildung wird es nun Zeit für die Praxis. Ich fühle mich bei den ersten Begegnungen sehr gut aufgenommen. Das gibt ein gutes Gefühl für die kommende Arbeit."