Nasse Füße, lachende Gesichter

Nachricht Hildesheim, 22. Juni 2014
Ab ins Wasser zu Pastor Albrecht

56 Kinder und Erwachsene lassen sich mit dem Wasser des Hohnsensees taufen

Hildesheim. Es war Gottesdienst, Familienpicknick und Strandfest zugleich, und ganz bestimmt war es das, was sich Eltern und Paten für ihre Täuflinge gewünscht hatten: Ein ganz besonderes Erlebnis. Die evangelischen Innenstadtgemeinden St. Andreas, St. Lamberti und St. Michaelis hatten zum großen Tauffest am Hohnsen eingeladen, und 56 Täuflinge kamen mit ihren Angehörigen.

Die Familien strömten in Gruppen zum Jo-Beach, einige hatten Bollerwagen mit Getränken und Leckereien für die spätere Feier am Strand dabei, manche breiteten Decken unter den weißen Zelten aus. Den drohend dunklen Wolken am Himmel trotzte die Festgemeinde mit Optimismus und Gebeten – und es blieb trocken, zumindest von oben. Denn ganz ohne Wasser geht es bei einer Taufe ja nicht.

Sechs Pastoren und eine Pastorin gestalteten den Gottesdienst, dazu halfen Ehrenamtliche bei der Organisation und die Band Kreuzweise unterstützte den Gesang der Gemeinde, die sich auf Bänken, Klapp- und Liegestühlen auf der Wiese niedergelassen hatte. Schließlich riefen die sieben Geistlichen die Täuflinge – Säuglinge, Schulkinder und auch Erwachsene – in Gruppen an den Strand und wateten barfuß mitsamt Talar ins Wasser.

Mit nackten Füßen, hochgekrempelten Hosen und Kindern auf den Schultern oder auf dem Arm standen dann die Paten und Eltern um den Täufling herum. Mancher von den Kleinsten verschlief den großen Moment einfach. Der dreijährige Ben Luca Tschorge schien erst einmal unschlüssig, ob er sich wirklich von dem Mann in Schwarz Wasser über den Kopf gießen lassen sollte, das ging dann nur auf Mamas Arm. „Das Wasser ist kalt“, stellte die elfjährige Ariane Krause nach ihrer Taufe fest, „aber das ist nicht schlimm.“

Einer der jüngsten Täuflinge war der zwei Monate alte Noah Maximilian Marquardt, der in liturgisches Weiß gekleidet war, persönlich aber eher ungerührt von all dem Trubel seine eigene Taufe sprichwörtlich verschlief. Dagegen war die elfjährige Lea Sophie Tröning in Tüllkleid und mit Blumen im Haar schon ein bisschen aufgeregt. „Ja mit Gottes Hilfe“ – die zehnjährige Alicia Simon wusste ganz genau, was sie bei der Taufe sagen sollte. Für ihre kleine Schwester Jette mit ihren zwei Jahren würde das der Patenonkel übernehmen.

Mehrfach kamen gleich zwei Geschwisterkinder zugleich zur Taufe, so wie Mike und Toni Markworth, sieben und fünf Jahre alt. Viele Familien hatten mit der Taufe gewartet, bis die Kinder alt genug wären, um dieses Ereignis bewusst mitzuerleben. Nun gab das Fest am See den Anstoß: Das Besondere, die Nähe zur Natur, die schöne Atmosphäre. Sarah Reckewell hatte sich selbst zur Taufe entschlossen: „Meine Eltern wollten mir die Entscheidung überlassen“, sagt die 20-Jährige. „Jetzt bin ich für diese Entscheidung erwachsen genug.“

„Gott behüte dich“, diese Bitte sei mit der Taufe eines Kindes verbunden, sagte Pastor Jürgen Loest in seiner Predigt. „Wir haben menschliche Kräfte, aber die sind begrenzt.“ Er forderte die Familien auf, sich aus Anlass der Taufe gegenseitig von den Erfahrungen zu erzählen, wann auch dunkelste Momente überwunden, Gefahren überstanden wurden. Und sich gemeinsam an die Augenblicke großer Liebe zu erinnern, „als das Herz ganz weit war.“