Annegrid Helwing koordiniert den Weltgebetstag im Sprengel für die Region Hildesheim
Hildesheim. Einmal im Jahr, immer am ersten Freitag im März, kommen Menschen rund um den Globus zu besonderen Gottesdiensten zusammen, um miteinander zu beten. „Wenn die Menschen in Australien ins Bett gehen, fangen wir an“, sagt Annegrid Helwing, die im evangelischen Sprengel den Weltgebetstag für die Region Hildesheim koordiniert. Stolz fügt sie hinzu: „Der Weltgebetstag ist die größte ehrenamtliche Bewegung in der Kirche.“ Menschen in mehr als 170 Ländern machen mit, evangelische und katholische Christinnen und Christen gleichermaßen.
Ursprünglich hieß es „Weltgebetstag der Frauen“,der Zusatz ist mittlerweile abgeschafft. Die Organisation liegt allerdings bis heute in weiblicher Hand: „Frauen richten das aus, aber es sind natürlich auch Männer eingeladen“, erklärt Annegrid Helwing. „Informiert beten und handeln“ lautet die Devise. Jedes Jahr steht ein anderes Land thematisch im Mittelpunkt, diesmal, am 7. März, wird es Ägypten sein.
„Wasserströme in der Wüste“ heißt die Überschrift. Ökologische und soziale Probleme spielen dabei gleichermaßen eine Rolle – die Abhängigkeit vom Nil als einziger Wasserader ebenso wie die schlechten Arbeitsbedingungen für Frauen oder die in Ägypten immer noch häufige Genitalverstümmelung.
Für eine Verbesserung der Situation wird nicht nur gebetet; aus den Weltgebetstagen sind schon viele konkrete Aktionen entstanden. Ein Boykott gegen Obst aus Südafrika, die Kampagne „Saubere Kleidung“ gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt oder Aufklärungsarbeit zur Überfischung der Meere sind nur einige Beispiele. In diesem Jahr will der Weltgebetstag zudem zur Versöhnung der Religionen beitragen – in Ägypten werden Christen derzeit von extremen Moslems verfolgt.
Da die Veranstaltung bei allem ernsten Hintergrund auch Spaß machen soll, bleibt es in vielen Gemeinden nicht bei einem ökumenischen Gottesdienst. In Hildesheim, wo der Weltgebetstag seit 40 Jahren gefeiert wird, schließen sich die elf evangelischen und katholischen Innenstadtgemeinden zusammen und organisieren ein großes landestypisches Büffet, zu dem im Anschluss an den Gottesdienst eingeladen wird. Gemeinsam mit Renate Lange von der evangelischen Familienbildungsstätte hat Annegrid Helwing in den zurück liegenden Wochen 45 Frauen thematisch und kulinarisch auf Ägypten vorbereitet. Die Nachfrage an diesen speziellen Kochkursen ist alljährlich größer als die Zahl der Plätze in den drei Gruppen. Hinzu kommen noch weitaus mehr Frauen in den Gemeinden, die alljährlich zum Gelingen des Weltgebetstages beitragen.
„Frauenarbeit ist etwas Tolles“, schwärmt Annegrid Helwing, „es macht Spaß, mit so vielen engagierten Frauen zu arbeiten. Diese Begeisterungsfähigkeit!“ Deshalb setzt die 67-Jährige einen Großteil ihrer Freizeit dafür ein. Schon im Sommer ist sie an den ersten Vorbereitungen für den Weltgebetstag beteiligt, zunächst auf Bundes-, dann im Herbst auf Sprengelebene und schließlich in den Kirchenkreisen. Annegrid Helwing ist viel unterwegs, um Kirchengemeinden bei der Organisation zu unterstützen.
Zusätzlich zum Weltgebetstag veranstaltet sie Frauenfrühstücke, Erzählcafés, Seminare und Frauensonntage, und das schon seit 20 Jahren. Bis zu ihrer Pensionierung war sie Verwaltungsangestellte in der evangelischen Erwachsenenbildung – „ich saß an der Quelle“ – und jetzt, als Rentnerin legt sie erst recht los. Die Vorfreude auf den Gottesdienst am 7. März ist entsprechend groß. Diesmal wird er in St. Lamberti gefeiert, Beginn ist um 18 Uhr – mit vielen Liedern, szenischen Darbietungen und Information, dafür ohne Predigt. In vielen Gemeinden in Hildesheim und im Landkreis gibt es ähnliche Aktionen. Und nicht vergessen: Männer sind genauso willkommen!