Engagement, Kooperation, Miteinander

Nachricht Hildesheim, 17. August 2017
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Superintendent Mirko Peisert unternimmt erste Visitation / Großes Lob für Gemeinde und Bürgerschaft der Neustadt

Hildesheim. Ins Herz von Hildesheim: Dahin führt Mirko Peisert seine erste Visitation als Superintendent im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt. Eine Woche lang sammelte er Einblicke in die St. Lamberti-Gemeinde. In der Neustadt fand er ein aktives Gemeindeleben und engagierte BürgerInnen.
Seit fünf Jahren haben diese sich in der Initiative Neustadt zusammengeschlossen. „Wir wollten nicht nur Missstände sammeln, sondern vor allem aufzeigen, was unser Viertel bietet“, erinnert sich Susanne Mündel.

Sie arbeitet bei Ameis Buchecke in der Goschenstraße und traf den Superintendenten zum Gespräch. Gegründet haben die BewohnerInnen die Bürgerinitiative (BI), als die Neustadt auszusterben drohte. „Wir hatten 27 Leerstände, die Lage war dramatisch“, weiß BI-Mitglied Martin Heimer.
Mittlerweile stehen weniger als zehn Geschäfte leer. Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit. AnwohnerInnen und Geschäftsleute, VertreterInnen von der HAWK und der Stadt sowie selbstverständlich auch der St. Lamberti-Gemeinde. „Eine super Mischung“, findet Mündel. Gemeinschaftlich zeigte die BI, was die Neustadt zu bieten hat. Historische Bauten, moderne Läden, Literatur und Musik.

St. Lamberti leistet seinen Beitrag. 1750 Konzerte der „Musik zur Marktzeit“ gab es. 162mal öffneten Pastor Jürgen Loest und seine MitarbeiterInnen die Friedhofskapelle für Spaziergängerkonzerte. „Wir haben stets um die 80 Besucher“, freut er sich. Dem stimmt auch BI-Mitglied Mündel zu. „Diese Kirche versteht es, sich über die Musik zu öffnen.“ So wie es ist, ist es gut, lautet der einhellige Tenor.

Die lobenden Worte freuen Superintendent Peisert, an einer Stelle bohrt er aber nach. 3000 Gemeindemitglieder zählt St. Lamberti. 800 davon sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Wo kommen die bei all dem vor?
Punktuelle Begegnungen gäbe es immer wieder, erklärt Pastor Loest. Kontinuität sei hingegen schwierig. Dem stimmt BI-Mitglied Sandor Honsberg zu. „Die jungen Leute wohnen hier, aber bleiben nicht.“ Der Stadtteil ist beliebt bei Studierenden. Für eine Regelstudienzeit ziehen sie in die Neustadt, aber danach geht es in die Welt. Vereinzelt gibt es aber Berührungspunkte. Die Literaturzeitschrift Bella Triste hat ihr Büro am Neustädter Markt, der Kunstraum 53 hat seinen Ursprung hier. Die jungen Leute laufen St. Lamberti und der Initiative Neustadt trotzdem nicht weg. Der Jugendtreff Go20 zum Beispiel genießt regen Zulauf.

Freundschaftliche Zusammenarbeit, das zeichnet die Neustadt und St. Lamberti aus. Das beweist auch Peiserts nächstes Treffen. Die Hauptverantwortlichen fürs Ehrenamt empfangen den Superintendenten. Die Lamberti-Frauen, der Freundeskreis der Kirchenmusik, der Besuchsdienst, der Spielekreis, die Jugendarbeit und die Frühstücksbühne haben VertreterInnen geschickt. Schon die Vorstellungsrunde macht klar: Engagement, Kooperation, Miteinander sind auch hier prägend.

Deswegen hakt Peisert direkt nach, wovon die Anwesenden sich mehr wünschen. Glaubenskurse, Bibelarbeit, inhaltliche Alleinstellungsmerkmale liegen der Gruppe am Herzen. „Die Besinnung auf den Kern, was uns als christlich auszeichnet“, fasst Peisert zusammen. St. Lamberti mit seinem Gemeindehaus, dem Kindergarten und Jugendraum sowie dem Hof sind ein Treffpunkt. Immerhin liegt die Kirche im Herzen der Neustadt. Der Wochenmarkt und viele Projekte der Initiative Neustadt – das Picknick in Weiß oder das historische Schaufenster – passieren direkt vor der Haustür.

Weiter nach außen und nach innen zu wirken, ist der Rat des Superintendenten. Abende für die Gemeinde, die Ehrenamtlichen und den Kirchenvorstand muss es geben. Aber auch Aktionen, die außerhalb der Kirche stattfinden: „Wir können uns nicht vorstellen, wie hoch für manche Menschen die Schwelle in diese schönen Räume sind.“ Diesen Ratschlag lässt Peisert in St. Lamberti – vor allem aber „großes Lob für ihre Ideen und ihre Zusammenarbeit“. Björn Stöckemann