„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu;
Und wer im Geringsten untreu ist,
der ist auch im Großen untreu.“ (Lk.16,10)
Liebe Schwestern und Brüder,
mein Bericht über die Arbeit im Kirchenkreis und im Kirchenkreisvorstand ist der letzte dieser Legislaturperiode. Die Mitglieder des neuen Kirchenkreistages sind gewählt und zu nicht geringen Teilen heute auch anwesend, so daß sie schon einen kleinen Geschmack mitnehmen können von dem, was war und was deswegen auch in den kommenden Jahren Thema sein wird.
Ich möchte zu Beginn die großen Themen ansprechen, die uns weiter beschäftigen werden, zweitens etwas zu den besonderen Ereignissen des letzten Jahres sagen und drittens in einem geistlichen Teil etwas zur Haltung, mit der wir den kommenden Prozessen entgegengehen können.
Zunächst die großen Themen:
a) Zentralismus und Gemeindeleben
b) Erwartung und Erschöpfung
c) Lust auf Glaube – Frust an der Kirche
d) Gott und Geld
e) Demographie
Sodann die besonderen Ereignisse des letzten Jahres:
a) Besuch des Bischofs
b) Kindertagesstätten
c) 25 Jahre Zirkus Mima
d) Wechsel in der Kirchenamtsleitung
e) Bahnhofsmission
f) Neuer Internetauftritt des Verbandes und des Kirchenkreises
Und geistliche Nachdenklichkeiten zum Schluß:
a) Der Dank
b) Die Demut
c) Das Innehalten
d) Das gute Wort
e) Das Gebet
1. Die großen Themen
Bei den zahlreichen Aufgaben im Kleinen und in der Eile kommt es gelegentlich vor, daß die großen Linien der Entwicklung in unserer Kirche aus dem Blick geraten. Die folgenden Hinweise wollen in dieser Hinsicht keine Kritik sein, sondern der Versuch, zu verstehen, welche Kräfte in den vergangenen 6 Jahren in der Arbeit des Kirchen-kreistages eine tragende und trimmende Rolle gespielt haben und uns auch in der nächsten Legislaturperiode beschäftigen werden.
a) Zentralismus und Gemeindeleben
Die Landeskirche in ihren verschiedenen körperschaftlichen Ebenen erlebt gerade eine sehr zwiespältige Entwicklung. Zum einen werden Verantwortungen und Zuständigkeiten „nach unten delegiert“, von der Landeskirche in die Kirchenkreise, von diesen in die Gemeinden, von diesen in ihre Arbeitsbereiche. Weil sich die Ressourcen verknappen, wird die Spezialkompetenz der Ortsebene bemüht, um eine gerech-tere, will sagen, nicht „von oben“ angeordnete Verteilung der Mittel und Ressourcen zu gewährleisten.
Zum anderen werden, um die Kirche als Handlungseinheit erkennbar werden zu las-sen und überhaupt auf dem „Markt“ der Gesellschaft mithalten zu können, verbindli-che Standards eingeführt, Kampagnen aufgesetzt, Trägerschaften verändert und Symbole platziert. Also das Gegenteil von dezentralisieren.
Es wird sozusagen gleichzeitig dezentralisiert und uniformiert. Das erklärt die großen Spannungen, mit denen wir es derzeit zu tun haben. Dahinter verbirgt sich ein sehr weitreichender Vorgang. Die Kirche wandelt sich von einer gesellschaftlichen Institu-tion zu einer selbstbestimmten Organisation. Nicht weil sie das selber gut findet, sondern weil ihr das vom Gang der Zeitläufte mehr oder weniger aufgezwungen wird. Insbesondere das Interesse aus dem Bereich der ehrenamtlichen Mitglieder der Kirchenleitung, die diese Prozesse aus dem normalen Arbeitsalltag kennen, sorgt für einen nachhaltigen Antrieb dieser Veränderung.
Die Aufgabe, die uns als Kirchenkreis und Kirchengemeinden daraus erwächst, ist folgende: wieviel Eigenständigkeit ist um des evangelischen Selbstverständnisses einer Kirchengemeinde oder eines Kirchenkreises willen unabdingbar, und wieviel Gemeinsamkeit muß aufgrund der gesellschaftlichen oder ökonomischen Erforder-nisse verbindlich festgelegt werden? Wir erleben die Vielfalt dieser einen Aufgabe bei allen Fusionen und Verbandsgründungen, bei der Trägerschaftsveränderung im Kin-dertagesstättenbereich oder den Durchführungsbestimmungen für das Finanzaus-gleichsgesetz. Das alles sind keine bösen Dinge, sondern Anzeichen dafür, daß un-serer kirchliche Grundsituation sich in diesen Jahren fundamental ändert: wir werden eine Organisation, geistlich gesprochen: Gott führt uns in eine neue Gestalt.
b) Erwartung und Erschöpfung
Der oben beschrieben Prozeß macht viel Arbeit und ist anstrengend. Dazu kommt die Effizienbetrunkenheit unserer Gesellschaft, der unerschöpfliche Bedarf an Evaluationen, Beratungen, Qualitätssicherungsverfahren und all den anderen Kollateral-bemühungen sowie eine wachsende Risikoscheu in der Bevölkerung und natürlich auch bei uns. Es entsteht ganz viel Arbeit, bevor überhaupt irgendetwas getan wird. Und dann gibt es landauf, landab die Erfahrung, daß soviel Arbeit umsonst zu sein scheint, soviel vergebliche Anstrengung da ist, soviel guter Wille nicht zum guten Ende kommt.
Im Ergebnis ist viel enttäuschte Erwartung zu festzustellen. Viel Erschöpfung, auf allen Ebenen der kirchlichen Körperschaften. Auch nicht nur in der Kirche, sondern allüberall. Quer durch die Gesellschaft geht die Erfahrung von Überforderung durch den ganz normalen Alltag unserer Arbeit und Lebensformen. „Burn out“ – Diagnosen gibt es derweil bei jungen Leuten Mitte Dreißig, die eigentlich noch im Steigflug ihrer Lebensreise sind. Im Ergebnis steht der einzelne Mitarbeiter, die einzelne Mitarbeite-rin vor der Alternative, entweder seine Arbeit in der dazu zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu schaffen, oder aber, um der Sache willen oder aus Angst vor entspre-chenden Kommentaren, sich selbst auszubeuten und am Ende das Risiko einer Er-schöpfung einzugehen. Das erlebe ich in der kirchlichen Verwaltung, in den Pfarräm-tern, in den Kirchenvorständen und in den anderen kirchlichen Gremien gleicherma-ßen. Immer dieselbe „Leier“: zu schnell, zu viel, zu oberflächlich.
Der gesundheitliche Totalausfall von derzeit insgesamt 5 Pfarrern gleichzeitig ist ein Alarm, den man kaum überhören kann. Und wir sind als Kirchenkreis in dieser Sache keineswegs allein. Auch die Schwierigkeit, für die Kirchenvorstände ausreichend viele Kandidaten zu finden, weist in dieselbe Richtung.
Der Trend der Überdehnung unserer Kräfte wird sicher noch eine Weile anhalten. Verantwortlich dafür ist im strengen Sinne niemand. Alle sind wir irgendwie Opfer und Täter. Was aber ist angesichts dessen zu tun? Ich glaube nicht, daß der mannhafte Aufruf zu besserer Disziplin, schlankeren Strukturen und effizienterem Arbeiten wirk-lich etwas nützt. Appelle nützen ja fast nie etwas.
Ich glaube, je länger je mehr: es beginnt bei uns. Bei uns selbst. Nicht einfach im pappigen „Nein – sagen“, sondern in einer Umorientierung. Mit kleinen Schritten. Später bei den geistlichen Nachdenklichkeiten möchte ich ein paar praktische Hinweise geben.
c) Lust auf Glaube – Frust an Kirche
Es gibt, so jedenfalls meine Beobachtung, eine merkwürdige evangelische Lust, die „Kirche“ mit Kritik zu überziehen. Ich meine das Schimpfen auf das Landeskirchen-amt, den Kirchenkreis, die Kirchenvorstände, die Pastoren, die Hauptamtlichen usw. usf. anlässlich jedweder Form von Auseinandersetzung oder Schwierigkeit. Oft gepaart mit beißendem Zynismus. Manchmal ist es die Not einer Vakanz, oder die zu langsame Reaktion des Landeskirchenamts, eine Äußerung des Superintendenten oder die Verwaltungsvorschriften im Finanzwesen. In der Lust zur Kritik nehmen sich haupt- und ehrenamtlicher Stand nicht viel. Diesen seltsamen Überdruß an sich selbst finde ich immer wieder überraschend.
Ich frage mich, wie es kommt, daß der „Leib Christi“, wie Paulus es formuliert hat, sich selbst so wenig lieb hat. Woher die Ressentiments gegenüber anderen Gemein-den, anderen Stilen, anderen Frömmigkeitsformen?
Ich glaube, es wird in den kommenden Jahren darauf ankommen, daß wir die Frage nach der Kirche als dem Leib Christi (Röm.12, 1.Kor.12) neu stellen, nach dem, wie wir uns mit ihr verbinden, was sie für uns bedeutet, wie wir uns Gott in ihr am Werk vorstellen und was das für unser konkretes Leben austrägt. Die evangelische Kirche hat es immer schwer gehabt mit ihrer eigenen theologischen Position, sie schwankte zwischen einer mehr oder weniger katholischen Vorstellung oder einem schlichten Dachverband für Gleichgesinnte. Auch in unserem Gemeinden und dem Kirchenkreis ist das zu finden. Das halte ich auf Dauer für nicht ausreichend. Solange wir immer nur gegen das sind, was uns nicht behagt, werden wir keine große Erneuerung be-wirken können. Wichtiger ist ein klares Bild von dem, wie wir miteinander Kirche sein und leben wollen. Nur wer seine Kirche liebt, kann sie verändern – andernfalls kann er sie nur bekämpfen. Hier erhoffe ich mir, daß wir Formen finden, um an diesem Bild zu arbeiten.
d) Gott und Geld
Über die Finanzmisere gibt es nichts Neues zu vermelden. Das Geld wird weniger. Unser Haushalt ist für die nächsten vier Jahre festgelegt. Und danach wird es nicht besser. Die Neigung, dies mit dem Niedergang der Kirche zu verbinden, ist groß, aber irreführend. Reiche Kirchen waren nie besonders fruchtbar im Laufe der Kirchengeschichte. Bettelorden schon eher. Und Leuten, deren Herz für Gott schlägt, fließen kurioserweise eher die Mittel zu, die sie brauchen, als denen, die sich vor allem für das Geld interessieren. Hier gibt es eine Schicksalsfrage, die zu beantworten jeder einzelne gerufen und jede Gemeinde beauftragt ist: definieren wir das Maß an christ-lichen Leben nach dem zur Verfügung stehenden Geld oder umgekehrt? Seien wir in diesen Überlegungen ehrlich miteinander und vor Gott.
An dieser Stelle ein Wort zu den immer wieder erstaunlichen Geldausschüttungen und Sonderpfarrstellen, die dem Kirchenkreis irgendwie plötzlich zur Verfügung stehen. Wo kommen die immer wieder her, und warum wird das Geld nicht einfach in die Haushalte aufgeteilt? Dann hätte jeder ein wenig mehr Geld, und allen wäre gedient.
Es sind zwei Aspekte, die ich zu diesem Punkt zu bedenken gebe. Der eine sind die Stellenanteile, die wir sozusagen von der Landeskirche „geschenkt bekommen“. Hier handelt es sich um Pastorinnen und Pastoren, die, aus welchen Gründen auch im-mer, eine vorübergehende Aufgabe erhalten, weil sie sich in einem Übergang, einer Rückkehrsituation aus dem Ausland oder als Rekonvaleszenten noch nicht wieder in einer endgültigen Stelle befinden. Die Landeskirche hat einen festen Pool solcher beweglicher Stellen und sucht nach geeigneten Verwendungen für entsprechende Pastoren. Wir kommen nicht selten in den Genuß dieser Zuteilung, weil die biogra-phischen Hintergründe solcher Pfarrpersonen oft im hannoverschen Bereich liegen und Hildesheim ein prächtiges kirchliches Pflaster ist. Ganz ohne Unterton gesagt. Deswegen sind etwa Frau Pastorin Ritter mit einer halben Stelle, Frau Pastorin Tja-den mit einer halben Stelle oder auch Pastorin Cziskus-Büttner mit einer ganzen Stelle zur Hilfeleistung im Kirchenkreis beauftragt.
Zum anderen gibt es je und dann größere Summen ausgezahlt, die nicht geplant werden können. Etwa die Strukturmittel des FAG, die vom LKA an bestimmte Bedingungen gekoppelt werden und darum nicht in den ordentlichen Haushalt aufgenom-men werden können. Oder eine Einmalzahlung an den Kirchenkreis wegen des ho-hen Kirchensteueraufkommens 2010. Wollte man diese einmalige Summe in den ordentlichen Haushalt einzahlen, bliebe für alle Gemeinden ein verschwindend klei-ner Betrag übrig, mit dem nichts Nachhaltiges getan werden könnte. Wird er aber in ein Projekt oder einen Stellenanteil gesteckt, der allen Gemeinden zugute kommt, wird eine sinnvolle Investition daraus. Der scheinbare Widersinn der stetigen Haus-haltsreduktion auf der einen und der Ausschüttung namhafter Summen für übergemeindliche Zwecke auf der anderen Seite hat also eine nachvollziehbare Logik, und wir sind ein Kirchenkreis, der davon mehr als viele andere profitieren kann. Das ist eine Bevorzugung, für die wir wenig können, aber viel Dank sagen sollten.
e) Demographie
Der größte Trend, dem wir ausgesetzt sind, ist die Alterung der Gesellschaft und die damit verbundenen Änderungen unseres Zusammenlebens. Hier laufen die größten Irrtümer gemeindlicher Orientierungen auf, und hier liegen die größten Verheißungen für unsere Gemeinden. Es ist wichtig, daß sich die Gemeinden darüber informieren, wie die Entwicklung ihres Quartiers in den kommenden 20 Jahren aussieht, um ihre Arbeitsschwerpunkte auch realistisch zu formulieren. Für manche Kirchengemeinden ist es wichtiger, sich rechtzeitig um die Senioren oder die angehenden Senioren zu kümmern, als Kinder- und Jugendarbeit zu entwickeln. In ihrem diakonischen Engagement kommt es darauf an, die Bedürfnisse der Menschen realistisch zu diagnostizieren, um das Evangelium verständlich machen zu kommen. Die eigene Mitgliederentwicklung muß sachgerecht eingeschätzt werden.
Was mir angesichts dieser Entwicklung als Aufgabe immer dringlicher zu werden scheint, ist die Arbeit an neuen Sozialformen des Glaubens. Wir haben uns daran gewöhnt, in einem bürgerlichen Arrangement unseren christlichen Glauben weitge-hend als Privatgesinnung zu artikulieren und es damit auch sein Bewenden haben zu lassen. In einem Umfeld, in dem Kirche für alle selbstverständlich ist, geht das auch in Ordnung. In dem Maße, in dem dieser Umstand nun aber aufhört, beginnt die Frage nach der Lebensform christlichen Glaubens neue Bedeutung zu bekommen. Will sagen: wie leben wir eigentlich nicht neben-, sondern mit- und füreinander? Woran erkennt man christliche Glaubensgemeinschaft? Wie ist es mit den Alten und Jungen, wenn sie miteinander zu tun haben? Wie bringen wir eine alternde Gesellschaft dazu, ein erfülltes Alter zu erfahren, und hüten uns davor, nur überdimensionierte Seniorenheime zu bauen? Und welchen geistlichen Beitrag steuern die Senioren ak-tiv zur christlichen Gemeinde bei?
Ich freue mich sehr, daß einige Gemeinden mit entsprechenden Projekten begonnen haben, etwa die „Aktionen 60+“. Das wird uns in den kommenden Jahren noch sehr beschäftigen.
Nun zu den besonderen Ereignissen des letzten Jahres:
a) Besuch des Landesbischofs
Im April war Landesbischof Meister bei uns. Ein ebenso anstrengender wie schöner Besuch für alle Seiten. In der kurzen Zeit konnten einfach nicht alle Gremien oder Gemeinden besucht werden, was die eine oder andere betrübte Einlassung zur Fol-ge hatte. Im Nachlauf hat der Bischof sich noch einmal herzlich für alle Begegnungen bedankt, nahm sehr differenzierte Eindrücke aus dem Kirchenkreis mit und wird – das liegt nun vor allem an Hildesheim und seiner kirchlichen Infrastruktur – durchaus öfter hierzulande auftauchen. Das nächste Mal übrigens morgen im Jugendgottesdienst der Christuskirche, in dem er die Predigt übernommen hat.
Wir haben im Pfarrkonvent einen sehr aufmerksamen, zugewandten und ehrlichen Bischof erlebt, der seine Kirche sehr genau wahrnimmt und verstehen möchte und sich intensiv mit ihren schönen und schwierigen Seiten auseinandersetzt. Ich danke an dieser Stelle noch einmal herzlich all denen, die bei der Vorbereitung dieses Besuches beteiligt waren, und habe, wenn ich mir diese persönliche Bemerkung gestatten darf, auch selbst bei dieser Gelegenheit von neuem wahrgenommen, was für ei-nen schönen Kirchenkreis ich da anvertraut bekommen habe.
b) Kindertagesstätten
Seit dem neuen Kindergartenjahr ist das neue Trägersystem für die Kindertagesstätten in Kraft. Es sind zwei Pädagogische Leitung angestellt worden, auf Verbandsebene, Frau Schommartz für den Bereich Hildesheimer Land – Alfeld, Frau Hie-mesch für den Bereich Hildesheim – Sarstedt. Die betriebswirtschaftliche Leitung liegt in den Händen von Frau Stepper, Herrn Kählke und Herrn Handelmann. Ich danke auch hier von Herzen für alle Arbeit, die in den Einrichtungen, Gemeinden und in der Verwaltung geleistet worden ist, um fast vollbesetzt an den Start zu gehen.
Die Zuständigkeitsmatrix ist in mühevoller Kleinarbeit erstellt worden und wird nun nach und nach zum Leben erweckt. Dabei wird nicht alles auf Anhieb klappen, wie bei allen Neuerungen dieser Komplexität. Aber wir haben eine Begleitung dieses Prozesses installiert, dessen erste Sitzungen schon erfolgt sind.
Dabei ist mir ein Punkt von zentraler Bedeutung: die Verbindung der Kirchengemein-de mit der Einrichtung vor Ort. Zwar liegt die betriebswirtschaftliche Leitung der Einrichtung nun beim Kirchenamt, aber die Wege zwischen der Gemeinde und der Kindertagesstätte sind immer noch die kürzesten und für die Vermittlung des evangelischen Profils die wichtigsten. Die Leitung der Kindertagesstätte befindet nach wie vor vor Ort und nirgendwo anders. Ich bitte die Gemeinden, mit ihren Kindertagesstätten wie zuvor zusammenzuarbeiten und ihre Beteiligungen an keinem Punkte auf-zugeben. Wo immer es Unsicherheiten geben mag, geben Sie diese bitte an den Geschäftsführenden Ausschuß des Kirchenkreises weiter, damit umgehend Klarheit geschaffen werden kann. Wie bei der Anstellungsträgerschaft auch können wir mit unserem Modell eine sehr gute gemeinsame Kindergartenentwicklung betreiben und uns bei der immer enger werdenden Situation bei den KiTas eine gute Ausgangspo-sition verschaffen.
c) Zirkus Mima
In diesem Jahr hat der Zirkus Mima 25jähriges Bestehen gefeiert. Es gab jeden Mo-nat eine besondere Jubiläumsaktion, im Sommer die traditionelle Zirkus – Tour und im September ein herrliches Geburtstagsfest auf dem Gelände des Kirchenamtes. Das war eine wunderbare Premiere. Zirkus Mima ist ein ums andere Mal ein Aus-hängeschild unseres Kirchenkreises. In diesem Jahr sind einige wirklich rührende Rückmeldungen von besuchten Kirchengemeinden an die Superintendentur gesandt worden, die einem das Herz gewärmt haben. Der Kirchenkreisvorstand hat als Ge-burtstagsgabe einige Anschaffungen für die nächsten Jahre ermöglicht. Sofern Sie die Zirkusvorstellungen des Zirkus Mima noch nicht gesehen haben, bitte ich sie ein-dringlich, das im nächsten Jahr nachzuholen.
Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle den drei Säulen dieser ganzen Arbeit: Di-akon Dietrich Waltemate, unsere ehemalige Personalleiterin im Kirchenkreisamt Hil-desheim, Anja von Nassau, und Karsten Göke, die Jahr für Jahr ihre Freizeit in diese Arbeit stecken und den jungen Menschen Begleiter ins Leben werden. Denn eines steht fest: wenn ein Jugendlicher zwei, drei Jahre hintereinander mit dieser Truppe durchs Land gezogen ist, hat er nicht nur gelernt, daß er etwas kann, sondern daß er für sich und andere Verantwortung übernimmt, was es heißt, etwas zu organisieren und wie eine Gemeinschaft entsteht und aufrecht erhalten wird. Zirkus Mima ist eine kleine Lebensschule, und wer weiß, welche großartigen Lebensverläufe einmal sa-gen werden, daß sie ihren ersten Anstoß und ihre gründliche Ausbildung aus dieser Zeit mit Zirkus Mima bekommen haben. Möge Gott auch weiterhin diese Arbeit reich-lich segnen und viele Kinder damit berühren.
d) Wechsel in der Kirchenamtsleitung
Die meisten von Ihnen werden es längst wissen: zum Ende des Monats Mai wird un-ser Amtsleiter Klaus Kastmann seinen Dienst als Chef des Kirchenamtes verlassen und in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Das ist ein mächtiger Einschnitt in das Ge-füge des Kirchenkreisverbandes. Wir werden ihn im Mai kommenden Jahres verab-schieden. Aber schon jetzt laufen die Verfahren zur Nachbesetzung auf vollen Tou-ren. Der Verbandsvorstand hat eine kleine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Nach-besetzung vorbereitet. Die neue Amtsleitung, so ist es jedenfalls geplant, beginnt ihren Dienst zum 1.6.2013.
e) Bahnhofsmission
Seit dem 1.4. haben wir wieder eine Bahnhofsmission. Frau Bettina Gertz ist die Leiterin der Einrichtung und hat damit die Nachfolge von Frau Wehrstedt angetreten. Aufmerksame Leser der HiAZ haben schon mehrfach einen Bericht über diese Arbeit gelesen, und ich möchte diesen Ephoralbericht dazu nutzen, Sie auf diese Arbeit hinzuweisen. Träger der Bahnhofsmission ist das Diakonische Werk des Kirchen-kreisverbandes. Die bisherige Entwicklung der Arbeit von Frau Gertz gibt zu vielen Hoffnungen Anlaß. Es gibt ein reges Interesse von Schulen, von der Universität und von anderen sozialen Einrichtungen an der Bahnhofsmission, und die Bereitschaft seitens der DB ist ebenfalls groß, alle Belange der Arbeit zu unterstützen.
Die Bahnhofsmission ist „Kirche am Bahnhof“, nicht weniger. Neben der Telefonseel-sorge ist die Bahnhofsmission die bekannteste „Marke“ der Kirche, und dieser Um-stand ist Verpflichtung und Erleichterung zugleich. Der Arbeitsanfall ist so groß, daß es immer wieder Anfragen an Frau Gertz gibt, ob nicht weitere Ehrenamtliche Inte-resse an dieser Arbeit hätten. Ich gebe diesen Appell gerne weiter, verbunden mit der Empfehlung, sich die Räumlichkeiten selbst einmal anzusehen – sie befinden sich auf dem Bahnsteig zwischen dem 2. und 3. Gleis, hinter dem Aufgang und der Fahrradaufbewahrung.
f) Internetauftritt
Seit dem 15.7. ist der neue Internetauftritt des Kirchenkreisverbandes freigeschaltet. Darin inbegriffen sind die beiden Auftritte der beteiligten Kirchenkreise. Damit haben wir nunmehr ein sehr einfaches und leistungsfähiges Editionssystem für unsere Nachrichten und Ankündigungen, das uns noch dazu keinen Pfennig Geld gekostet hat. Das EMSZ der Landeskirche hat nämlich an unserem Verband, gerade wegen seiner so komplizierten Struktur, ausprobiert, wie man solche Internetseiten aufbaut und pflegt. Wir sind diesem Engagement sehr zu Dank verpflichtet, ebenso wie unse-rem Öffentlichkeitsbeauftragten Ralf Neite und Pastor Ralf-Ruprecht Bartels, die sich emsig und fleißig auf alle Feinheiten des Internetauftritts gestürzt haben, so daß es nun fix und fertig dasteht.
Nun ist es den Gemeinden, es auch zu nutzen. Meine Bitte ist es, diesen Auftritt nicht einfach als elektronische Spielerei zu verstehen, sondern wahrzunehmen als das immer wichtigere Mittel der Informationsbeschaffung bei Menschen der jüngeren und mittleren Generation. Ohne eine Internetpräsenz gewinnen wir keine Öffentlichkeit. Bitte, soweit noch nicht geschehen, sorgen Sie in den Gemeinden dafür, daß Öffent-lichkeitsbeauftragte bestellt werden und teilen Sie die Kontaktdaten unserem Öffent-lichkeitsbeauftragten mit.
Zum Schluß die geistlichen Nachdenklichkeiten. Nichts Großes, sondern eine Art öffentliches Eingeständnis, daß ich derzeit an große Würfe nicht glaube, aber auch überzeugt bin, daß wir nicht einem Schicksal ausgeliefert sind, sondern nach wie vor selbstbestimmt und verantwortlich handeln können.
a) Der Dank
Ich habe mir angewöhnt, am Abend eines Tages für das zu danken, was der Tag Gutes bereitgehalten hat. Gott zu danken. Das Erstaunliche ist, daß jeder Tag sol-chen Anlaß gibt. Auch die mißratensten Ereignisse waren nicht die einzigen eines Tages. Daneben gibt es auch andere, immer. Der Dank, das hat Paulus ja bereits eingeschärft, ist eine Art Mini-Gottesdienst. Wir nehmen diese Welt im Geist aus Got-tes Hand und empfangen dadurch eine Zuwendung, die dem Leben wirklich hilft. Wenn es gut geht, wird der Bedarf an Kritik, übler Laune und böser nachrede da-durch von allein geringer.
b) Die Demut
Klingt ein wenig frömmelnd, zugegeben. Aber ich meine damit die Haltung, daß ich darauf verzichte, auf jeden Fall recht zu haben und mich als den Mittelpunkt der Welt angeben zu müssen. Das, was ich einbringen und weitergeben kann, bringe ich ein und gebe ich weiter. Was darüber hinaus vonnöten ist, müssen dann andere tun. Demut meint die Unterstellung, daß von allen anderen auch substantielle Beiträge kommen können und ich deswegen nicht alles selber machen muß. Ich gebe zu, daß das nicht meine stärkste Gabe ist, aber deswegen ist sie mir wohl auch so teuer.
c) Das Innehalten
Auch etwas sehr kleines. Ich meine keine große Übung im Schweigen oder ein län-geres Exerzitium. Das hat auch seinen Platz. Ich meine ein kleines Innehalten, bevor ich den Telefonhörer aufhebe, in dem ich mich auf den anderen konzentriere und nicht parallel den Computer bediene, meinen Kalender studiere oder noch andere Dinge mache. Innehalten, bevor ich in Kontakt trete, damit der Kontakt auch echt und frisch wird. Innehalten auch, wenn ich mich aufrege oder mein Ärger sich regt. Nicht, um alles Überschäumende zu beseitigen, sondern um besser mit ihm zu Rande zu kommen.
d) Das gute Wort
Ich möchte darin fortschreiten, mit bösen Worten aufzuhören. Was über andere ge-sagt wird, steht im Raum, bleibt in Kraft, in Guten wie im Bösen. Wie viel negative Energie würde aus unseren Gemeinden weichen, wenn wir die Erklärung Luthers zum 8. Gebot ernstnähmen und „alles zum Besten wendeten“?
e) Das Gebet
Füreinander beten. Das ist meine Bitte für die Gemeinden, die Pastorinnen und Pas-toren, die Leute in der Verwaltung. Ausdrücklich beten. Mit Namensnennung. Wer für einen Menschen betet, kann über ihn nicht mehr so gut schimpfen. Das regelt der Geist des Gebetes von allein.
Ich möchte damit beginnen und mich von der Verpflichtung auf Effizienz, Leistungsvermehrung und Geschwindigkeitswahn abwenden.
Helmut Aßmann