Von Bettlern und Bürgern

Nachricht 09. September 2017
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Diakoniegottesdienst in St. Pankratius in Bockenem

Von Bettlern und Bürgern handelte der Gottesdienst in der Woche der Diakonie, den Mitarbeitende des Diakonischen Werks in der St. Pankratius Kirche in Bockenem gestaltet hatten. Im Jahr des Reformationsjubiläums wurde nach den Zusammenhängen von Reformation und Diakonie gefragt. Dafür wurde eine uralte Eichentruhe unter Mühen in die Mitte des Altarraums geschoben. Um diese Truhe ging es in den Zeitreisen, die nun folgten.

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Zunächst saßen zwei Bettler, gespielt von Brunhilde Wechsel und Kornelia Becker, vor der Pankratius Kirche und hielten ihre Schalen den Besuchern der Messe hin. Zwei reiche Bürger, gespielt von Bettina Mai und Matthias Böhning, unterhielten sich daraufhin über die Notwendigkeit, durch milde Gaben die eigene Seligkeit zu erwerben. Bettler und Reiche waren aufeinander angewiesen, die einen konnten wegen der Almosen in dieser Welt überleben, die anderen dann wegen ihrer guten Werke in der Ewigkeit.
 

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Die zweite Zeitreise führte in das Jahr 1542 - Bockenem war evangelisch geworden. Gute Werke waren nicht mehr nötig, um sich das ewige Leben zu verdienen. Plötzlich gingen die Bettler leer aus und wünschten sich die alten Zeiten zurück. Zwei Kirchenvorsteher nahmen das Problem war und suchten nach Lösungen. In anderen Kirchengemeinden hatte man mittlerweile Kirchenordnungen aufgestellt, in denen auch die soziale Aufgaben der Gemeinde beschrieben wurden. In den Kirchen wurde Truhen aufgestellt, in denen die Gelder für die soziale Arbeit verwahrt wurden - Truhen wie die in der St. Pankratius Kirche. Armut sollten nicht mehr etwas Gottgegebenes sein. Die Ursachen dafür sollten überwunden werden. Ein wichtiger Schritt dazu war auch die Einrichtung von Schulen für Jungen und Mädchen. Bildung und Ausbildung sollten sie in die Lage versetzen, selber für ihren Lebensunterhalt aufkommen zu können.

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Eine dritte Zeitreise führte dann wieder in die Gegenwart. Mit einem Klingelbeutel sammelte Gisela Sowa für die diakonische Arbeit. Als Gottesdienstbesucherin fragte Kornelia Becker nach, wofür das Geld gebraucht werde, da wir doch in einem Sozialstaat leben, in dem alles von amtswegen geregelt ist. Gisela Sowa wies auf die vielfältigen Hilfsangebote hin, die genau da greifen, wo sich Lücken in der Versorgung auftun. Das überzeugte. In einer anschließenden kurzen Ansprache hob Diakoniepastor Ralph-Ruprecht Bartels noch einmal die Bedeutung der alten Eichentruhe hervor. Es sei gut, dass sie immer noch in der Kirche stehe, obwohl sie längst nicht mehr in Gebrauch ist. Sie ist eine Erinnerung daran, dass Christen Verantwortung für das Gemeinwesen übernommen haben. Aus dem Glauben an einen barmherzigen Gott wächst das Gespür für die Gestaltung eines barmherzigen Zusammenlebens - damals wie heute.

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Musikalisch gestaltet wurde der Diakoniegottesdienst von dem Blockflötenensemble Wendhausen unter der Leitung von Christian Scharf, der mit seiner Auswahl von Stücken aus dem Frühbarock auch fast in die Zeit der Reformation hineinführte. Mit lang anhaltendem Applaus dankten die Gottesdienstbesuchenden für die gekonnte Darbietung.