Radikaler Wandel des Denkens nötig

Nachricht Hildesheim, 05. Dezember 2018

„Lernen eine Welt zu sein“: Ulrich von Weizsäcker warnt vor Profitorientierung

Hildesheim. Wie agiert man im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz? Was muss passieren, um den Klimawandel und seine verheerenden Folgen einzudämmen? Auf diese drängenden Fragen möchte das Projekt „Lernen eine Welt zu sein“ des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt Antworten finden. Das 4. Netzwerktreffen der Evangelischen Bildung in der Martin-Luther-Gemeinde in Hildesheim bildete am Dienstagabend den Auftakt. Mit dabei: Ernst Ulrich von Weizsäcker, der ehemaliger Co-Präsident des Club of Rome und Gründer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie.

„Nachhaltiges Wirtschaften ist ein Thema, dass alle betrifft. Egal ob Firmen, Universitäten oder Alteneinrichtungen. Zugleich ist das ein Kernthema für uns als Kirche, das ganz viele zentrale Themen zusammenführt“ sagte Superintendent Mirko Peisert in seiner Rede zur Einstimmung. Er mahnte dabei, dass es bei der Kirche und vielen ihrer Institutionen bei diesem Thema noch einiges an Nachholbedarf gebe. 

Das Interesse am Thema war groß, davon zeugte die bis zur letzten Bank gefüllte Kirche in der Hildesheimer Nordstadt. Rund 330 ZuhörerInnen waren gekommen, nicht zuletzt, um den Vortrag des Naturwissenschaftlers und Politikers Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker zu hören. Er gilt als einer der renommiertesten Denker im Bereich Umweltschutz und nachhaltige Wirtschaft. 

Anhand konkreter Beispiele zeigte von Weizsäcker auf, welche Folgen der Klimawandel schon heute hat, und verdeutlichte, wie bedrohlich sich die Lage perspektivisch entwickeln wird: ein überschwemmtes Hamburg ist da nur eins unter vielen Szenarien. Immer wieder warnte von Weizsäcker vor dem Wirken der Ökonomen, die die katastrophalen Folgen ihrer Theorien und Praktiken zugunsten von Wettbewerbsvorteilen und Profit in Kaufen nähmen.

Von Weizsäcker plädierte für neue philosophische Ansätze und einen radikalen Wandel unseres Denkens. In seinem einstündigen Vortrag gelang es ihm, das komplexe Thema verständlich und dabei sehr eindringlich zu vermitteln. „Die heutigen Trends sind nicht nachhaltig. Was heute politisch durchsetzbar ist, hilft der Natur wenig. Eine neue Aufklärung mit viel Balance und wenig Dogmatismus wird benötigt. Die Bildung sollte sich an diesem Ziel ausrichten“, resümierte er.

Im Anschluss an den Vortrag stellten sich 30 Projekte und Initiativen zu öko-fairem Einkauf und Bildung kurz vor. Darunter waren sowohl regionale Anbieter wie der Weltladen/El Puente, die Diakonie Himmelsthür, die Klimaschutzagentur Hildesheim-Peine oder das StadtLABOR als auch überregionale Initiativen wie Kirchliche Entwicklungsdienst und die Cusanus Hochschule. Danach hatten die BesucherInnen die Möglichkeit sich auf dem „Marktplatz, öko, fair und mehr“ an den Ständen der Initiativen im Gemeindehaus tiefgehender über deren Angebote zu informieren. 

Sie freue sich, dass man so vielen großartigen Akteuren aus der Region eine Plattform bieten könne, um sich zu präsentieren, sagte die Leiterin des Projektes „Lernen eine Welt zu sein“ Michaela Grön. „Ich wünsche mir, dass das Projekt ein Anstoß für viele kirchliche Einrichtungen ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ 

Das Projekt ist auf drei Jahre anlegt. Bisher ist vor allem das Netzwerk Evangelische Bildung des Kirchenkreises involviert, zu dem 30 evangelische Bildungseinrichtungen, 25 Kirchengemeinden und 22 Kindertagesstätten zählen. Weitere Kooperationspartner sollen noch gewonnen werden. Gefördert und unterstützt wird „Lernen eine Welt zu sein“ vom ev. Kirchlichen Entwicklungsdienst, von der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers und von der Ev. Erwachsenenbildung Niedersachsen. Lisa Krusche

Mehr Informationen und eine Liste der beteiligten Akteure am Bildungsmarkt gibt es unter www. evangelische-bildung.de.

 

Bilder:

In seinem Vortrag warnte Prof. Dr. Ulrich von Weizäcker vor den Folgen des Klimawandels.Fotos: Krusche

Der Andrang auf den „Marktplatz öko, fair und mehr“ war so groß, dass zeitweise kaum noch Platz zwischen den Ständen blieb.

In der kleinen Upcycling-Werkstatt gab es Tipps wie man aus Altem Neues machen kann.