Göring-Eckardt: „Heimat ist… Sagen Sie selbst!“

Nachricht Hildesheim, 30. Oktober 2018

200 Gäste bei erstem Reformationsempfang des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt

Hildesheim. Hohen Besuch gab es am Dienstagabend beim ersten Reformationsempfang des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt. Über 200 Gäste waren der Einladung in die St. Jakobi Kirche gefolgt, darunter VertreterInnen der Kirche, der Stadt, der Politik, der Hildesheimer Hochschulen und Schulen, von Vereinen und Verbänden sowie WirtschaftsvertreterInnen – und als Rednerin Katrin Göring-Eckardt, die Fraktionsvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Der Superintendent Mirko Peisert eröffnete den Abend und verwies auf die großen Auswirkungen der Reformation vor 501 Jahren. „Die Reformation, das war nicht nur eine innerkirchliche Auseinandersetzung. Die Reformation, das war damals ein gesellschaftliches Ereignis“, sagte er. Auch heute wolle der Kirchenkreis den neuen Feiertag nicht nur als Anstoß für kirchliche, sondern für gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzungen nehmen. Man wolle sich gemeinsam fragen: Was muss heute verändert, was muss heute reformiert werden. 

Ganz im Zeichen dieser Überlegungen stand dann auch der Festvortrag. Mit Katrin Göring-Eckhardt war eine Referentin geladen, die eine profilierte zeitgenössische Position mit einer evangelischen Perspektive verbindet. Die Politikerin war vier Jahre lang Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und ist eine Spitzenpolitikerin der Grünen. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Das Prinzip Heimat. Zugehörigkeit und Zuversicht in der offenen Gesellschaft!“ näherte sie sich dem Begriff Heimat aus verschiedenen Perspektiven.

Was ist Heimat und was kann Heimat sein? Wie entsteht Heimatgefühl und warum ist es wichtig für die Menschen? Wer definiert, was Heimat ist, und von wem sollte man sich die Definitionsmacht nicht aus der Hand nehmen lassen? Hält Heimat Veränderung stand oder braucht sie es gar? Solche und weitere Fragen stellte die Politikerin Göring-Eckhardt in ihrem Text. Eine abschließende Antwort gab sie nicht. Viel mehr umkreiste sie das Thema und gab Denkanstöße, auf deren Grundlage die Zuhörenden das Thema weiterdenken und eigene Bedeutungen von Heimat entwickeln konnten. So endete ihr Vortrag auch mit einer kleinen Aufgabe: „Heimat ist… Sagen Sie selbst! Morgen haben Sie einen ganzen Tag Zeit sich und andere zu fragen!“

Katrin Göring-Eckhardt lobte im Anschluss an ihren Vortrag die besondere Atmosphäre in der St. Jakobi Kirche: „Das ist ein wahnsinnig schöner Raum, der ein große Intensität erzeugt.“ Ihr habe es hier sehr gut gefallen, resümierte sie und fügte hinzu, dass es ihr immer große Freude bereite, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die über das rein Politische hinausgingen.

Den musikalischen Rahmen gestaltete ein Bläserensemble von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Andreanum unter der Leitung von Dorit Schrewe. Nach Beendigung des offiziellen Programms blieb noch Zeit für Begegnung und Austausch. Bei Häppchen und Getränken wurden die Themen des Vortrags noch einmal diskutiert und der Abend klang langsam und gesellig aus. Den Empfang soll in Zukunft jährlich geben, kündigte Superintendent Mirko Peisert an. Lisa Krusche