Michael, nicht Joseph Haydn

Nachricht Sarstedt, 24. September 2018

Kantorei widmet sich einem fast vergessenen Komponisten

Sarstedt Kantoreiprobe
Foto: Steffani-Böringer

Sarstedt. „Haydn? Ja, klar!“ Vielen wird bei diesem Namen der berühmte Joseph Haydn in den Sinn kommen. In der Familie gab es aber noch eine weitere Begabung: Michael Haydn (1737-1806) genoss zu seinen Lebzeiten einen außerordentlichen Ruf als Komponist insbesondere geistlicher Musik. Mozarts Vater war gut mit ihm bekannt und auch Wolfgang Amadeus Mozart selbst holte sich bei Michael Haydn Inspirationen.

Im diesjährigen Jahreskonzert der Kantorei St. Nicolai am Samstag, 3. November, um 18 Uhr steht mit dem Requiem c-Moll für Solisten, Chor und Orchester eines der bedeutendsten Werke Michael Haydns auf dem Programm. Dazu gibt es, um die Beziehung deutlich zu machen, zwei Epistelsonaten Mozarts für Orchester zu hören.

Die Kantorei der St. Nicolai-Gemeinde Sarstedt probt schon seit Ostern an ihrer neuen Herausforderung. Am dritten Septemberwochenende traf man sich nun zu einem intensiven Probenworkshop. Die Konzentration ist hoch, Takt für Takt, die Augen mal gebannt auf die Noten, mal auf den Chorleiter gerichtet, arbeitet man sich durch das Werk.

Kantor Joachim Engel holt aus den Sängerinnen und Sängern alles heraus. „Im Sopran seid ihr sozusagen das Ewige Licht, das über allem strahlt!“, motiviert er die Sängerinnen zu seiner Linken, „Da ist nur noch Freude!“ Ihm antwortet zwar leicht verlegenes Gelächter, aber im Anschluss auch ein deutlich leuchtenderer Ton, helles, beglücktes Jubilieren.

Joachim Engel weiß, was er an seiner Truppe hat, schätzt ihr inzwischen erreichtes hohes Niveau: „Ich bin hier kein Antreiber, ich bin der, der das Maximum an Musik aus dem Chor herausholt. 90 Prozent der Leistung kommen allein aus dem Chor, der Rest ist meine Arbeit.“ Dafür gibt er seine ganze Leidenschaft: „Hören Sie das, wie ein Glockenklang! Und…!“ - Er springt vom Klavierhocker auf, und das Stimmvolumen des Chores expandiert schlagartig.

Joachim Engel steht hinter den Stücken, die er wählt, sucht immer wieder solche, die „nicht so abgegriffen“, und eine Entdeckung wert sind, „sozusagen Mauerblümchen am Wegesrand, die sich als Rosen und Lilien entpuppen.“. Er erläutert: „Michael Haydn hatte den Ruf, druckreif komponieren zu können, sehr durchdacht. Weil er meist anlassbezogen komponierte, wurden die meisten seiner Werke nicht verlegt, das meiste verschwand anschließend in der Schublade, anders als bei seinem berühmten Bruder, der medienaffin fast alles drucken ließ und deshalb heute noch präsent ist. Michael Haydn ist zu Unrecht noch nicht im gängigen Konzertkanon zu finden.“

Das Stück kommt an bei den Kantorei-Mitgliedern. „Michael Haydn hatte ein Herz für den Alt“, findet Roswitha Thimm. Für Mathias Pätzold, der letztes Jahr in einem anderen Chor das Mozart-Requiem gesungen hat, ist dieser Haydn-Bruder „eine echte Entdeckung“ und Dorothea Wilk und Alexandra zu Dohna freuen sich über „tolle Harmonien und musikalische Elemente, die es spannend machen. Nicht leicht, aber gut zu singen. Beim Singen geht einem das Herz auf.“

Begleitet wird die Kantorei vom Kammerorchester Annemarie Michael aus Garbsen sowie Bläsern und Pauken. Solisten sind Cecilia de Maizière (Sopran), Susanne Wiencierz (Alt), Tenor Christoph Rosenbaum und Bassbariton Michael Humann.

Der Eintritt beträgt für Erwachsene im Vorverkauf 13 Euro und an der Abendkasse 15 Euro.  Ermäßigungsberechtigte wie Schüler und Studenten zahlen im Vorverkauf 7 Euro und an der Abendkasse 9 Euro.

Die Eintrittskarten sind ab Anfang Oktober erhältlich bei Petri & Waller, Steinstr. 26, oder über die Mitglieder der Kantorei. Christina Steffani-Böringer