Wenn das Heimatland versinkt

Nachricht Hildesheim, 29. September 2019

Schöpfungsandacht warnt vor den Folgen des Klimawandels vom Pazifik bis zum Harz

Drei Menschen, die auf unterschiedlichste Weise mit dem Klimawandel zu kämpfen haben: (v.l.) Katannako Kororiki, Linus Klante und Frank Eggelsmann. Foto Julia Dittrich

Hildesheim. Mit einer gemeinsamen Schöpfungsandacht unter dem Motto „Wasser ist Menschenrecht” erinnerten VertreterInnen verschiedener Religionen am Samstag an den Wert von sauberem Trinkwasser und die Bedrohung durch den Klimawandel. Im Rahmen der Eine-Welt-Woche in Hildesheim feierten evangelische und katholische ChristInnen zusammen mit MuslimInnen und Bahá'í eine Andacht mit besonderen Gästen, die auf unterschiedlichste Weise mit dem Klimawandel zu kämpfen haben.

Katannako Kororiki, der zur Zeit einen Freiwilligendienst in Schleswig-Holstein absolviert, berichtete aus seiner Heimat Kiribati, Frank Eggelsmann, Mitarbeiter der Harzwasserwerke, schilderte die Auswirkungen des Klimawandels auf die hiesige Wasserversorgung und Linus Klante von der „Fridays for Future”-Bewegung rief zu klimafreundlichem Handeln auf. Pastorin Doris Escobar und Dechant Wolfgang Voges lasen gemeinsam mit Emin Tuncay und Udo Lingemann vom interreligiösen Arbeitskreis „Abrahams Runder Tisch” aus den Heiligen Schriften zum Thema Wasser, Schöpfung und Gerechtigkeit.

Der Klimawandel betrifft den ganzen Planeten. Doch manche Menschen bekommen die Veränderung des Weltklimas besonders früh und heftig zu spüren. Zu ihnen gehört Katannako Kororiki. Der junge Mann stammt vom Pazifik-Atoll Tarawa im Inselstaat Kiribati.

Bei der Schöpfungsandacht berichtete Kororiki von den großen Herausforderungen, vor denen seine Heimat steht. Als eines der ersten Länder, so die Prognosen, wird Kiribati durch den ansteigenden Meeresspiegel komplett verschwinden. „Die Insel, auf der ich lebe, wird immer schmaler”, berichtet er. Die höchste Erhebung seines Landes liege nur drei Meter über dem Meeresspiegel. „Ich denke, in 50 bis 60 Jahren wird mein Land komplett überflutet sein”, beschreibt er. Schon heute hätten viele Menschen die Inseln verlassen und seien in andere Länder ausgewandert. „Aber besonders für ältere Menschen ist das schwierig”, schildert Kororiki. Viele seien entschlossen, auf den Inseln zu bleiben und dort zu sterben.

Von solchen heftigen Bedrohungen sind die Menschen in Deutschland noch weit entfernt. Aber auch hier wird der Klimawandel spürbar. Das beschreibt Frank Eggelsmann, Mitarbeiter der Harzwasserwerke. „Das letzte Jahr war extrem trocken und in diesem Jahr ist es kaum besser”, schildert er. „In der Klimaforschung dachte man lange, dass der fehlende Niederschlag im Sommer durch den Winterniederschlag ausgeglichen würde.” Die Daten der letzten Jahre hätten aber gezeigt, dass dem nicht so sei. „Wir müssen schauen, dass wir unsere Wasserwerke vernünftig bewirtschaften und uns mit verschiedenen Projekten auf die Zukunft einstellen”, fasst Eggelsmann zusammen.

Die Zukunft des Klimas vielleicht doch noch ein wenig ändern – das möchte Linus Klante vom Hildesheimer Organisationsteam der „Fridays for Future”-Bewegung. Er fordert eine ambitionierte Klimapolitik und gemeinsame Anstrengungen: „Wir sind jetzt alle gefragt, unser Handeln möglichst klimafreundlich zu gestalten und im Sinne der Schöpfung zu handeln.” Das sei nicht nur für die besonders betroffenen Weltregionen wichtig: „Wir dürfen auch den Klimawandel hier bei uns zu Hause nicht unterschätzen.”   Julia Dittrich