Vor dem Feiern steht das Erinnern

Nachricht Hildesheim, 13. März 2015

Großer ökumenischer Gedenkgottesdienst am 22. März läutet Auftaktwoche zum Stadtjubiläum ein

Hildesheim begeht seinen 1200. Geburtstag. Doch vor dem Feiern steht das Gedenken: Mit einem großen Gottesdienst am 22. März auf dem Marktplatz erinnert sich die Stadt an den Bombenangriff und die fast vollständige Zerstörung vor 70 Jahren. Evangelische und katholische Kirche, Reformierte Gemeinde und Baptisten laden gemeinsam ein. Ein großes Geläut aller Hildesheimer Kirchen wird den Gottesdienst beschließen und zugleich den Aufbruch ins Jubiläumsjahr markieren.

Um 13 Uhr soll es auf dem Marktplatz losgehen, ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Auf einer großen Bühne wirken neben den Rednern und Rednerinnen der 120-köpfige Hauptchor des Gymnasiums Andreanum sowie ein 40-köpfiger Posaunenchor aus dem evangelischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt mit. „Wir ziehen das Gedenken an die Zerstörung Hildesheims wieder in die Mitte der Stadt“, erklärt Superintendent Helmut Aßmann, Mitglied eines zehnköpfigen Teams, das seit einem Jahr an der Vorbereitung des Gottesdienstes arbeitet.

In den zurückliegenden Jahren sind die Gedenkfeiern auf dem Nordfriedhof veranstaltet worden und haben dort relativ wenig Zuspruch gefunden. Das Datum des 22. März sei aber zu wichtig für Peripherie der Stadt, meint Helmut Aßmann: „Der Tag muss begangen werden, weil er die Stadt bis zur heutigen Stunden prägt. Wir müssen anerkennen, dass dieses Ereignis zur Biografie der Stadt gehört.“ Dabei gehe es nicht darum, in einer Schockstarre und in dunklen Erinnerungen zu verharren. Vielmehr könne das Datum Anlass sein, sich kriegstreibenden Kräften entgegenzustellen und Teil einer friedensstiftenden Bewegung zu sein – über Hildesheim und auch über Deutschlands Grenzen hinaus.

Neben biblischen Texten werden beim Gottesdienst Kirchenbuchauszüge aus dem Jahr 1945 zu hören sein. Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, Stadtdechant Wolfgang Voges, Superintendent Helmut Aßmann, die Pastoren Leif Mennrich, Jürgen Hoffmann und Klaus Bröhenhorst sowie die Kirchenälteste Monika Groeneveld teilen sich die inhaltlichen Beiträge. Im Zentrum wird das gemeinsam Sprechen des Friedensgebets aus Coventry stehen.

Im Anschluss an den Gottesdienst, gegen 14 Uhr, wird auf dem Andreasplatz die „Skulptur des Wortes“ des Künstlers Gerd Winner enthüllt. Um 18 Uhr folgt in der Andreaskirche eine Aufführung von Benjamin Brittens „War Requiem“, an der alle innerstädtischen Kantoreien beteiligt sind. Danach findet eine Lichterprozession zum Domhof statt, wo Bischof Norbert Trelle zum Abschluss des Tages eine Kurzandacht hält.

Weitere Gedenkveranstaltungen folgen in der Woche vom 23. bis zum 28. März. Am 23. und 24. März zeigen Schülerinnen und Schüler der Albertus-Magnus-Schule die szenisch-musikalische Collage „Bomben und Rosen“, jeweils um 18 Uhr in der Schule. Am Dienstag, 24. März, organisiert das Büro 1200 in Kooperation mit dem Verein „Hildesheim blüht auf – Verein für Stadtgefühl e.V.“ eine Vortragsveranstaltung mit anschließendem Podiumsgespräch im Literaturhaus St. Jakobi. Ab 18 Uhr sind namhafte Referenten eingeladen, zur „Stadtidentität“ im Spiegel der Zerstörung und des Wiederaufbaus Stellung zu nehmen. Beim Erzählcafé am 25. März berichten AugenzeugInnen „Vom Tag, an dem die Bomben fielen“ (15 bis 17 Uhr im Literaturhaus St. Jakobi). Ein „Wortfindungsamt“ und eine Kunstinstallation runden das Programm der Auftaktwoche zum Jubiläumsjahr ab. Ralf Neite