Gelungene Ideen- und Kontaktbörse: Das „Speed-Dating für Ehrenamtliche“ in der Arneken-Galerie
Hildesheim. Mit ihrem grünen Kittel ist Gabriele Köhler ein Blickfang im Eingangsbereich der Arneken-Galerie. Seit zwei Jahren ist sie Mitglied der Christlichen Krankenhaushilfe, besser bekannt als „die grünen Damen“. Heute macht sie beim „Speed-Dating für Ehrenamtliche“ Werbung für ihren freiwilligen Dienst. Prompt wird sie angesprochen: „Kann man da mitmachen? Ich suche nämlich etwas, wo ich mich engagieren kann.“
Nach zehn Minuten verlässt die Besucherin den Stand wieder, hat Name, Adresse und Telefonnummer hinterlassen. „Das klingt auf jeden Fall vielversprechend“, sagt Kimberley-Vanessa Böder nach dem Gespräch mit der grünen Dame. Die 20-Jährige studiert in Hildesheim Erziehungswissenschaften. Das Studium sei nicht so aufwändig, dass man keine freie Minute mehr habe: „Ich finde, zwei Stunden in der Woche hat jeder Zeit.“
Für Leute wie Kimberley-Vanessa Böder hat der Evangelische Kirchenkreisjugenddienst diese Kontaktbörse organisiert. Weil es Menschen gibt, die durchaus Interesse haben, sich ehrenamtlich zu engagieren – aber nicht wissen wo. Voriges Jahr hatte das Speed-Dating seinen Stapellauf in der Martin-Luther-Gemeinde, diesmal hat Organisatorin Katrin Bode sich bewusst für den größeren, öffentlicheren Rahmen entschieden. 18 Organisationen machen mit und stellen sich mit ihrer Arbeit an Info-Tischen vor.
Der Ansatz, auch „Laufkundschaft“ neugierig zu machen, geht auf. „Das ist witzig! Gerade heute morgen hab ich mir gedacht: Jetzt google ich mal, wo ich was machen kann“, erzählt Madeleine Mroch. Und nun kommt sie am gleichen Abend zufällig durch die Arneken-Galerie und findet ganz viele Anregungen auf geballtem Raum. Auch sie studiert – Kulturwissenschaften an der Hildesheimer Uni – und sagt von sich: „Ich merke, dass ich nicht so richtig erfüllt bin bei dem, was ich tue. Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen.“
Martin Sohns, Koordinator beim Hospizverein „Geborgen bis zuletzt“, berichtet ihr von der Arbeit mit Sterbenden und ihren Angehörigen. Der nächste Kurs für Hospizbegleiterinnen beginnt erst im Herbst, doch Madeleine Mroch lässt ihre Kontaktdaten da. „Danke für die Idee, melden Sie sich gerne!“, sagt sie zum Abschied zu Martin Sohns. Der ist überrascht vom Erfolg der Aktion: „Mit so viel Andrang habe ich gar nicht gerechnet.“
Nebenan informiert sich Günter Dankowsky aus Diekholzen beim Bonus Freiwilligendienst. Er hat in der Zeitung vom Speed-Dating erfahren und ist extra dafür hergekommen. „Ich bin im Ruhestand, möchte aber noch ein bisschen was machen, wo ich das Gefühl habe, gebraucht zu werden“, erklärt der ehemalige Werk- und Kunstlehrer. Jetzt sucht er etwas Praktisches, „so eine Art Hausmeisterjob“.
Nicht alle Vereine und Organisationen haben am Ende Unterschriften auf den Listen, die überall ausliegen. „Die Leute waren interessiert, aber sie sind nicht gleich mit fliegenden Fahnen angekommen und wollten im Vorstand mitmachen“, zieht Ursula Pfahl vom Wildrose e.V. Bilanz. Ihre Mitstreiterin Elke Diekenbrock-Nikelsky ist dennoch begeistert von der Initiative des Kirchenkreisjugenddienstes: „Das ist wirklich eine sehr, sehr gute Idee. Das kann man noch ausbauen.“ Helmut Siegel vom Redaktionsteam der Tonkirche sieht das genauso und hat noch einen positiven Nebeneffekt beobachtet: „Man hat sich ein bisschen mehr mit den anderen Gruppen vernetzt, das finde ich super.“
Diakonin Katrin Bode freut sich über das Feedback: „Das hat sich wirklich gelohnt – für viele Seiten.“ Im nächsten Jahr, vielleicht aber schon im kommenden Herbst, soll das dritte Speed-Dating folgen. Ralf Neite
Bilder:
Madeleine Mroch (zweite von rechts) im Gespräch mit Heidemarie Zentgraf von der Tonkirche-Redaktion, links Mitglieder vom Team des evangelischen Kirchenkreisjugenddienstes. Fotos: Neite
Kimberley-Vanessa Böder informiert sich bei der „grünen Dame“ Gabriele Köhler. Links Martin Sohns und Rita Willke vom Hospizverein „Geborgen bis zuletzt.“