CVJM mit Kay Christine Herzog auf der Suche nach frischen Zielen und Aufgaben
Hildesheim. Vor knapp zehn Jahren geriet der Hildesheimer CVJM in die Schlagzeilen. Von okkulten Praktiken war die Rede, Exorzismus-Vorwürfe wurden laut. Jens-Hendrick Grumbrecht, der heutige Vorsitzende, war damals noch nicht dabei. Aber er hat den darauf folgenden Niedergang miterlebt. „Der CVJM ist am Nullpunkt“, stellt er jetzt nüchtern fest, „und es ist wirklich die Frage: Kriegen wir noch mal die Kurve oder nicht?“
Ein Nullpunkt enthält immerhin die Chance, dass es eigentlich nur noch aufwärts gehen kann. Dazu soll Kay Christine Herzog beitragen, die neue hauptamtliche CVJM-Sekretärin im Backsteinbau an der Teichstraße. Was mit ihrer Hilfe neu wachsen soll, muss sich erst herausstellen. Klar ist nur: So wie in den frühen 2000er Jahren soll es auf keinen Fall wieder werden.
Der Christliche Verein Junger Menschen, 1844 in London gegründet und seit 1903 auch in Hildesheim zu Hause, ist überkonfessionell und hat das Ziel „in seinen Mitgliedern ein wahrhaftes und tatkräftiges Christentum zu wecken und zu fördern“. Die Umsetzung dieses Anspruchs nimmt in dem weltweit aktiven Verein sehr unterschiedliche Formen an. In Hildesheim gab es vor dem Eklat eine sehr lebendige Kinder- und Jugendarbeit, an anderen Orten betreibt der CVJM Hostels oder Sportstätten.
Eine starke Spiritualität zeichnet viele CVJM-Gemeinschaften aus – die Entwicklung zu einer Gemeinde mit freikirchlichen Ansätzen, wie sie in den 90er in Hildesheim geschah, ist dagegen nicht vorgesehen. Der komplett neue und stark verjüngte Vorstand um Jens-Hendrick Grumbrecht will mit Hilfe von Kay Herzog nun wieder zu den Wurzeln des Vereins zurückkehren, dem Engagement in der Jugendarbeit.
Kay Herzog, 24 Jahre alt und in einem kleinen Ort bei Lemgo in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, hat sich seit ihrem 17. Lebensjahr sehr in der christlichen Jugendarbeit engagiert, obwohl sie auf dem Papier keiner Kirche angehört. „Ich glaube einfach an das, was in der Bibel steht, und möchte das für mich leben“, erzählt sie. In Hildesheim hat sie Soziale Arbeit studiert. Auf ihrem Weg zur HAWK fiel ihr das CVJM-Domizil in der Oststadt auf. Sie wurde Mitglied, begleitete eine kleine Jugendgruppe, wurde zweite Vorsitzende. Eigentlich war es ihr Plan, nach dem Studium wieder nach Mittelamerika zu gehen, wo sie nach dem Abitur schon einmal ein Jahr lang gelebt hatte.
Doch es kam anders. Kay Herzog bemühte sich erfolgreich um die Stelle als CVJM-Sekretärin, die sie im Moment als Anwärterin ausübt, weil sie sich noch im Anerkennungsjahr befindet: „Mein Herz ist mittlerweile doch in Hildesheim angekommen. Und auch mit dieser Stelle fühle ich mich sehr verbunden“, erklärt die Sozialpädagogin den Entschluss.
Ihre erste Aufgabe ist es nun, die vielen verlorenen Kontakte neu zu knüpfen. Zu PastorInnen, dem Superintendenten, dem Kirchenkreisjugenddienst und unterschiedlichsten anderen Organisationen. „Wo ist die Lücke, in die wir hineingehören?“, möchte Kay Herzog herausfinden. Eine Ergänzung wolle der CVJM sein, keine Konkurrenz oder Dopplung. „Wir wollen eine Aufgabe übernehmen, die die Kirche selber nicht so ausfüllen kann“, kündigt Jens-Hendrick Grumbrecht an, „als vertrauenswürdiger, zuverlässiger und unabhängiger Träger der freien Jugendpflege.“
Ihre Hauptmotivation sei letztlich der Wunsch, „Jugendliche in ihren eigenen Denkprozessen zu begleiten“, sagt Kay Herzog. Außerdem könne sie sich gut vorstellen, einen interreligiösen Austausch zu fördern. Am 19. Juli wird sie um 15.30 Uhr in einem Gottesdienst in der Andreaskirche feierlich für ihre neue Aufgabe als CVJM-Sekretärin eingesegnet. Ralf Neite