Zeigt die Ampel Gelb, sind Ideen gefragt

Nachricht Hildesheim, 15. Februar 2018

Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt hat Gebäudebedarfsplan aufgestellt / Gemeindehäuser sind oft zu groß und sanierungsbedürftig

Kreis Hildesheim. Die Gemeindehäuser im Ev.-Luth. Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt sind oft größer als nötig und teilweise zudem in baulich schlechtem Zustand. Die meisten könnten allerdings durch vernünftige Investitionen saniert und erhalten werden. Dies ist das Ergebnis des Gebäudebedarfsplans, den der Kirchenkreis nach einer Besichtigung und Bewertung sämtlicher Gemeindehäuser aufgestellt hat.

Die Gemeindehäuser sind Eigentum der Gemeinden, diese entscheiden auch, ob sie sich von einem Gebäude trennen wollen oder einen Teil umnutzen. Der Kirchenkreis gebe mit dem Gebäudebedarfsplan lediglich ein Mittel an die Hand, um die Debatte anzustoßen, erläutert Superintendent Mirko Peisert.

Die Kirchengemeinden werden kleiner, die Mitgliederzahlen gehen seit geraumer Zeit zurück. Mit dem Zuschnitt der Gemeinden und der Verteilung der Pfarrstellen habe der Kirchenkreis darauf bereits reagiert, erläutert Superintendent Peisert. Doch auch die Zahl und Größe der Gemeindehäuser passe nicht mehr zu den heutigen finanziellen Möglichkeiten.

Die Landeskirche Hannovers zahlt Zuschüsse für die Gebäudeunterhaltung, die sich an der Gemeindegröße orientieren. Nehme man diese Bemessung als Maßstab, gebe es im Kirchenkreis 4700 Quadratmeter Gemeindehaus-Flächen zuviel. Flächen, für die es keine Zuschüsse gibt, und für deren Instandhaltung den Gemeinden das Geld fehlt.

Bei der Bewertung der Gemeindehäuser durch den sechsköpfigen Gebäudemanagement-Ausschuss wurde ein Punktesystem angewendet, um eine Vergleichbarkeit der sehr unterschiedlichen Gebäude zu ermöglichen. Dabei spielten Aspekte wie der Zustand des Hauses, Energieverbrauch, Barrierefreiheit, oder Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr eine Rolle, außerdem die Fläche im Verhältnis zur Mitgliederzahl.

Aufgrund der erreichten Punkte wurden die Gemeindehäuser dann nach dem Ampelprinzip in drei Gruppen eingeteilt: Im grünen Bereich ist alles in Ordnung. Ist das Gebäude gelb bewertet, sind Veränderungen notwendig. Steht die Ampel auf Rot, lohnt eine Sanierung nicht mehr. Eine rote Bewertung haben im Kirchenkreisgebiet vier Gebäude erhalten. „Die Bewertung kann sich teilweise noch ändern“, meint Bernd Lindenzweig, Vorsitzender des Bauausschusses des Kirchenkreistags. „Es geht erst einmal um einen Einstieg in die Diskussion.“

„Für die Gemeinden sind damit schwerwiegende Entscheidungen verbunden“, gibt der Superintendent zu. In den letzten Wochen haben Mirko Peisert und Bernd Lindenzweig gemeinsam die sieben Kirchenregionen im Kirchenkreis besucht und den Kirchenvorständen den Gebäudebedarfsplan erläutert. Sie seien dabei überwiegend auf Offenheit und Verständnis gestoßen, sagt Mirko Peisert. „Die Kirchenvorstände kennen ja die Problematik.“

Bei der nächsten Kirchenkreistagssitzung steht der Beschluss des Gebäudebedarfsplans auf der Tagesordnung. In der Zeit danach wären die Gemeinden aufgerufen, für die gelb bewerteten Häuser Ideen zu entwickeln. Um Flächen zu reduzieren oder aber Einnahmen zu erhöhen durch eine teilweise Vermietung. „In manchen Gemeinden wird das schon gemacht, im Gemeindehaus in der Lämmerweide wird in diesem Jahr beispielsweise eine Krippengruppe einziehen“, erklärt Peisert.

In einigen Gemeinden sei schon lange nicht mehr in die Häuser investiert worden, meint der Superintendent. Auch weil große Vorhaben wie komplett neue Dachflächen oder eine energetische Sanierung sich vom Gemeindebudget oft nicht bewältigen ließen. „Der Zustand der Häuser wird allerdings immer problematischer, wenn man nicht investiert“, verdeutlicht Bernd Lindenzweig.

Der Kirchenkreis will nun eine Art Investitionsfond einrichten, in den jede Gemeinde einen Teil einzahlt. Dieser gemeinsame Fonds könnte dann auch größere Sanierungsmaßnahmen stemmen. Damit könnte dann – nach Dringlichkeit – ein Gebäude nach dem anderen für die Zukunft fit gemacht werden. „Der Zustand der Gebäude und ihre Nutzung hängen meist zusammen“, sagt Peisert. „Die Menschen besuchen lieber schöne Räume. Das wirkt sich also auch auf das Gemeindeleben aus.“  Wiebke Barth